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Die Wirtschaft entscheidet jeden Krieg

Immer mehr Österreicher fühlen sich an die Vorlaufzeiten zu den beiden Weltkriegen erinnert. Globale Spannungen eskalieren so wie damals, Diktatoren planen immer hemmungsloser Eroberungen fremder Länder. In den Jahren vor 1914 und vor 1939 gelang es zwar noch mehrmals, scheinbar den Frieden zu retten – bis es dann aber doch zu spät war.

Da niemand in die Zukunft sehen kann, bleibt offen, ob diese Kriegsängste heute wirklich gerechtfertigt sind. Dass man sie auch gerne verdrängt, ist allzu natürlich. Dennoch stehen aus der Vergangenheit zwei Erfahrungswerte ziemlich klar fest. Der eine lautet: Je besser man gerüstet ist, umso eher besteht die Chance, dass man gar nicht in einen Krieg gezogen wird. Und der zweite: Die meisten Konflikte der Vergangenheit wurden nicht durch die Zahl der Soldaten oder ihre Tapferkeit (vor)entschieden, sondern durch die wirtschaftliche Stärke einer Allianz.

Wenn die Europäer beides begreifen, dann haben sie gute Chancen. Zwar stehen sie möglicherweise in einem künftigen Konflikt alleine. Aber es ist absolut das erste Mal in ihrer Geschichte, dass alle großen Länder Europas wie Deutschland, Frankreich, Polen, Italien oder Großbritannien einhellig im gleichen Lager stehen. Immerhin ist das demokratische Europa zumindest einwohnermäßig den alten Supermächten überlegen.

Sich rechtzeitig auf einen Krieg vorzubereiten, um ihn nicht führen zu müssen, bedeutet aber eben auch: volle Konzentration auf die wirtschaftliche Stärke. Wenn sich hingegen Europas Staaten lieber bis über beide Ohren verschulden, um mit Konsum- und Wohlfahrtsausgaben die Wähler fröhlich zu stimmen, dann haben sie keine Chance. Dann werden sie zum wehrlosen Objekt der Geschichte. Ihnen scheinen zumindest derzeit noch immer von der warmen Mahlzeit in der Schule bis zu einem viel zu niedrigen Pensionsantrittsalter tausend andere Dinge wichtiger zu sein als das eigene Überleben. Europa kann aber nicht wirklich glauben, dass es alles Notwendige für die eigene Sicherheit und Zukunft tut, wenn es für diese Nice-to-have-Dinge immer mehr Geld ausgibt oder Schuldzettel unterschreibt.

Besonders fatal wäre es zu sagen: Dann verschulden wir uns halt noch mehr. Denn dann kommt allzu rasch der Tag, wo niemand mehr diesem Europa etwas borgt – auch wenn es alles verpfändet, was es hat. So wie es der Ukraine derzeit ergeht, die von einem Donald Trump hemmungslos ausgenommen wird, damit er vielleicht doch wieder hilft. Eine Zeitlang.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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