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Die amerikanischen Märkte haben bei der Wahl Donald Trumps Luftsprünge veranstaltet. Ein knappes halbes Jahr später sind sie enttäuscht gelandet – tiefer als beim Absprung. Allein die fünf Tech-Milliardäre, die sich an Trump angebiedert haben, haben mehr als 200 Milliarden verloren. Dabei hat Trump nur genau das getan, was er angekündigt hatte.
Er hat ständig neue Zölle auf bestimmte Produkte oder bestimmte Länder verhängt. Das entsprach genau seinen Worten: "Zolltarife sind eines der schönsten Wörter aus dem Wörterbuch". Er glaubt in seiner extrem naiven Vorstellung von den internationalen wirtschaftlichen Zusammenhängen, dadurch gleichzeitig die Staatskassen füllen und amerikanische Industriejobs retten zu können.
Dieses vermeintliche Wunderrezept begeisterte ähnlich naive Investoren. Noch mehr begeisterte es sie, ihr Geld in jene Unternehmen zu stecken, die ganz eng mit dem neuen Präsidenten verbunden sind.
Jetzt ist die Begeisterung verflogen. Während der Dow-Jones-Index in der letzten Trump-Periode deutlich gestiegen ist, während er unter den Präsidenten Biden und Obama noch viel steiler gestiegen ist (vergleicht man jeweils den ersten und letzten Tag der Präsidentschaft), ist der Absturz unter Trump II katastrophal.
Ihre anfangs völlig unberechtigte Begeisterung für Trump bei seinem Wiederantritt beweist, dass Investoren oft nicht sonderlich klug sind, dass sie sich allzu leicht von modischen Hypes hinreißen lassen, dass sie aber oft nicht die großen ökonomischen Zusammenhänge verstehen.
Denn genau durch Realisierung des vor seiner zweiten Amtsperiode Angekündigten, durch massive Zollerhöhungen hat Trump einen Handelskrieg ausgelöst. Diese Erhöhungen lösen schädliche Gegenreaktionen des Auslandes aus. Sie wirken im Inland wie höhere Steuern, treiben die Inflation an und dämpfen das Wachstum. Das musste schon am Beginn jeder wissen, der wirtschaftliche Zusammenhänge kennt. Die amerikanischen Börsen haben hingegen blamabel lange gebraucht, um das zu begreifen.
Kluge Investoren sollten auch psychologische Zusammenhänge verstehen: Exportabhängige amerikanische Firmen von Tesla bis zur Hightech-Industrie stoßen von Kanada bis Europa auf massive Reaktionen der Konsumenten, die ihren verbreiteten Unmut über Trump an seinen Lieblingsfirmen auslassen und etwa nun lieber chinesische als amerikanische E-Autos kaufen. Auch das hat der anfängliche Trump-Boom nicht vorhergesehen.
Viele Investoren zogen inzwischen enttäuscht weiter. Nun tragen sie ihr Geld nach Deutschland. Dort hoffen sie nun, dass das große Verschuldungsprojekt der neuen Regierung die Konjunktur ankurbelt. Freilich könnten Anleger auch dort wieder etwas übersehen: Die Megaverschuldung reduziert die Stabilität des Landes und die Glaubwürdigkeit der Bundeskanzlerpartei CDU. Zwar könnten Verteidigungs-Ausgaben einen starken Schub für europäische Technologie, Künstliche Intelligenz, Drohnen und eigenständige Satelliten-Netze auslösen, also Felder, wo Europa noch ganz von den USA abhängt. Das ist an sich positiv. Das funktioniert aber nur dann nachhaltig, wenn diese verteidigungs-Ausgaben nicht durch Schulden, sondern durch Reduktion von Konsum-Ausgaben finanziert sind.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".