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So herumgeschrien mit einem ausländischen Staatsgast, dass es die Öffentlichkeit voll mitbekommt, hat wohl kein Staats-Chef mehr, seit Adolf Hitler den vor Angst erstarrten österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg in Berchtesgaden zur Schnecke gemacht hat. Der Umgang von Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance mit Wolodymyr Selenskyj erinnert tatsächlich an die übelsten Zeiten der Geschichte. Den von den Russen überfallenen und gequälten Ukrainern die Schuld an einem "dritten Weltkrieg" vorzuwerfen, wäre in etwa einer britischen oder französischen Beschimpfung Polens im Jahr 1939 und dem Vorwurf gleichzusetzen, diese wären ja selbst schuld am deutschen und russischen Überfall.
Gewiss hat es damals wie heute Politiker gegeben, die geglaubt haben, dass man "Peace in our time" bekäme, wenn man einem verbrecherischen Aggressor nur immer noch mehr Land, Menschen und Werte opfert. Gewiss hat am Beginn des zweiten Weltkriegs (ähnlich wie übrigens auch beim ersten) in den USA ein Was-geht-das-uns-an-Isolationismus geherrscht.
Aber niemals hätte ein amerikanischer Präsident des 20. Jahrhunderts irgendein schuldlos angegriffenes Land unter Umkehrung aller Fakten so gedemütigt und beschimpft, wie es Trump und Vance nun getan haben. Es ist einfach nur noch krank, wenn Herr Vance den Ukrainern öffentlich vorwirft, nicht auf Diplomatie gesetzt zu haben, wo doch Selenskyj Dutzende Male um ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten geradezu gebettelt hat und ignoriert worden ist. Dieser wollte sich immer nur mit den Amerikanern die Welt aufteilen, ohne dass die Betroffenen mitreden könnten.
Mit diesem Auftritt von Trump und Vance hat das heutige Amerika wirklich bei all jenen, die es noch lange verteidigt haben (so wie der Autor des Tagebuchs), jede Reputation verloren. Denn selbst wenn Trump in seinem hemmungslosen Dealmaking-Egoismus nicht bereit sein mag, der Ukraine mit weiteren Waffen zu helfen, ist ein solcher Umgang mit einem Staatsgast, ist eine solche öffentliche Demütigung eines kleineren Landes durch eine Supermacht zutiefst widerlich und inakzeptabel.
Hat doch selbst die Sowjet-Führung die Regierungen der von ihnen versklavten Satellitenstaaten in öffentlichen Auftritten mit einem Minimum an Höflichkeit (und den systemüblichen Bruderküssen) behandelt.
Man kann mit Sicherheit davon ausgehen – auch wenn zur Stunde noch keine Umfragen vorliegen –, dass sich die Mehrheit der Amerikaner jetzt für ihren Präsidenten einfach nur noch schämt. Sie haben ihn zwar ins Amt gewählt. Sie taten das aber vor allem deshalb, weil die Mehrheit gegen die Demokraten stimmen wollte, weil diese seit Barak Obama und Bill Clinton nur inferiore Spitzenkandidaten hatten, weil die Demokraten so viele woken, feministischen und trans-schwulen Irrsinnigkeiten verschuldet haben, weil die Demokraten wirtschaftlich versagt haben, weil die Demokraten immer mehr an die Seite der Araber gegen Israel gerückt sind.
Aber bei allen Umfragen ist immer eine klare Mehrheit der Amerikaner hinter der Ukraine gestanden.
Vor allem konnten sie zu Recht immer stolz auf die Geschichte ihres Landes sein,
All diesen berechtigten Stolz der Amerikaner auf ihr eigenes Land, das vielen sogar wie Gottes Land erschienen ist, hat Trump mittlerweile zerstört, in seiner zweiten Periode noch mehr als in der ersten. Ihn und damit die USA interessieren heute Freiheit und Demokratie nur noch dann, wenn er im Gegenzug die Rohstoffe eines anderen Landes im Wert von vielen Milliarden rauben kann. Das ist im Grund kriminell wie die Schutzgeld-Forderung eines Mafia-Bosses – oder zumindest eines Polizisten, der nur dann helfen will, wenn er Bestechungsgelder bekommt.
Trump hat das geschaffen, was es bisher nur in der kommunistischen und Nazi-Agitation gegeben hat: den hässlichen Amerikaner. Dazu kommen die wachsenden Hinweise, dass Trump schon seit langem überaus "vertrauliche" Kontakte mit dem russischen Geheimdienst KGB und dessen diversen Nachfolgestrukturen pflegt, wobei man nur hoffen kann, dass das bloß aus Dummheit und nicht als Folge einer Erpressung geschehen ist.
Das heißt für die Europäer in erster Linie die Erkenntnis: Die Amerikaner sind nicht mehr ihr Freund, auf den sie sich verlassen können. Die Trump-Amerikaner sind niemandes Freund mehr.
Da mag sich Emmanuel Macron noch so sehr überwunden haben, als er Trump – mit dessen Land die Franzosen ja eine so enge Geschichte haben – vor ein paar Tagen umarmt hat: Bei Trump hilft nichts mehr. Der eitle Egomane denkt nur noch an sich und seine wirren Geschichtsphantasien und Verschwörungstheorien. Diese ähneln erstaunlich oft jenen, die im Kopf eines Wladimir Putin vor sich gehen. Jeder von den beiden will als großer Mehrer der Macht und des Ansehens seines Landes in die Geschichte eingehen – und hat dieses Ansehen doch so sehr zertrümmert wie kaum ein anderer vor ihnen. Bei den Russen muss man bis Stalin und Lenin zurückgehen; und in der amerikanischen Geschichte findet man überhaupt keine so widerwärtigen Vorgänger des jetzigen Präsidenten.
Zu den faktenfreien Verschwörungstheorien Trumps gehört etwa die erst vor wenigen Tagen gemachte Behauptung: Die EU sei nur deshalb gegründet worden, "um uns (Amerikaner) abzuzocken". In Wahrheit haben die USA jedoch selbst von Anfang an die Gründung der EU (EWG/EG) gefordert und gefördert – eben damit nicht dauerhaft sie als Amme der Europäer fungieren müssen.
Gewiss waren die roten und grünen Politiker Europas grenzidiotisch, als sie ständig versucht haben, einseitig gegen die Republikaner in amerikanische Wahlkämpfe einzugreifen. Umso mehr müssten jetzt auch sie begreifen,
Aber das heißt auch, dass die Europäer dringend verstehen müssen, dass das Überleben der Ukraine ihr ureigenes Sicherheitsinteresse ist, dass sie die Ukraine auch im Alleingang unterstützen müssen. Dabei haben sie ohnedies das Glück, dass die Ukrainer weiterhin für die eigene und damit auch Europas Freiheit zu kämpfen bereit sind, dass sie dazu nur aus Europa Geld und Waffen benötigen. Und sie haben auch das Glück, dass von London bis Berlin (zumindest unter dem künftigen Kanzler), und von Paris bis Rom in allen relevanten – und auch in den meisten irrelevanten – Staaten die Unterstützung für die Ukraine eine eindeutige ist.
Zugleich würde eine weitere entschlossene Unterstützung der Ukraine durch die EU-Länder (plus Großbritannien plus Norwegen) den Russen klarmachen, dass sie mit den bisher nie als weltpolitischer Faktor ernst genommenen Europäern dauerhaft rechnen müssen, dass sie keine Chance mehr haben, über die Köpfe der Europäer und damit auch Ukrainer hinweg mit den Amerikanern wie einst in Jalta Deals über ein europäisches Land zu machen.
Europa könnte also trotz des zumindest zum Teil von Russland gekauften Widerstandes von links und rechts außen jetzt seine historische Stunde bekommen – hätte es eine starke Führungspersönlichkeit.
Die Ukraine weiß jetzt, dass sie nicht mehr auf die amerikanischen Wunderwaffen zu warten braucht. Die Ukrainer scheinen bei allem Zorn auf Amerika aber bereit, den weiteren Kampf auch alleine zu versuchen – zumindest solange Westeuropa hinter ihnen steht und ihnen hilft.
Ausnahmsweise sei mit einem Zitat von Christoph Schönborn geendet, der allen naiven christlichen Pazifisten klargemacht hat, dass es einen nachhaltigen Frieden nur geben könne, wenn die Rechte des ukrainischen Volkes respektiert werden. "Es geht um Selbstbestimmung, Freiheit und Würde. Ohne Gerechtigkeit und Sicherheit wird das kein echter Frieden."
PS: Absurder Gipfelpunkt einer absurden Eskalation: Die FAZ berichtet in einer großen Analyse, dass es die "Seltenen Erden" nach deren Ausbeutung Trump giert, in der Ukraine eigentlich gar nicht gibt. Laut der deutschen "Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe" gibt es in der Ukraine keine bestätigten nutzbaren Vorkommen dieser Materialien. Hat das etwa inzwischen auch Trump erfahren, weshalb er das Interesse an der Ukraine verloren hat?