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Das Glück und Sebastian Kurz

Eine weltweite Vergleichsstudie hat dieser Tage große – aber leider nur oberflächliche Wellen geschlagen, die das unterschiedliche Glück der Erdbewohner je nach Staat misst. Da diesmal die Basis globale Meinungsumfragen ein und des selben Instituts (Gallup) sind, scheint das Ganze jedenfalls deutlich seriöser zu sein als bei diversen anderen Studien, die sich auf die unterschiedlichen Meinungen sogenannter Sozialwissenschaftler gründen. Jedenfalls haben sich alle Medien auf diese Studie gestürzt, scheint sie doch eine nette Abwechslung der üblichen Berichterstattungsthemen zu sein. Ziemlich schade, dass sie dabei die wirklichen Erkenntnisse wie auch die für Österreich interessantesten Fakten übersehen haben.

Manche wollen in solchen Studien nur etwas für die Kuriositätenabteilung sehen. Glück ist zwar gewiss schwierig zu definieren. Aber jedenfalls ist es vergleichbar, wie glücklich sich die Menschen selber fühlen. Und es ist vor allem ein relevanter politischer Faktor. Immerhin steht in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung das Glück als eines der drei obersten Ziele der vor einem Vierteljahrtausend gegründeten USA, die heute nicht nur das reichste und mächtigste Land sind, die auch das weitaus beliebteste, wenn auch oft unerreichbare Ziel all jener Menschen ist, die ihre eigene Heimat verlassen wollen oder müssen.

Dieser grundlegende Satz der USA sei ausnahmsweise in der Originalsprache zitiert: "We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”

Jedesmal wenn ich diesen Satz lese, packt mich nackter Neid, vor allem wenn man ihn mit dem bürokratischen Positivismus der österreichischen Bundesverfassung vergleicht, wenn man in Amerika von einem "Schöpfer" liest (den es ja auch hinter einem Urknall geben muss), wenn dort völlig klar ist, dass alle Menschen gemeint sind, obwohl nur "men" steht, dass diese Menschen unveräußerbare Rechte haben. Aber egal. Wichtig ist im heutigen Zusammenhang nur, dass die Amerikaner schon damals erkannt haben, wie wichtig und legitim das Streben nach Glück ist. Und dass daher die Methodik durchaus legitim ist, das Glück durch eine Meinungsumfrage zu messen, auf der jeder Befragte sein ganz subjektives Glücksgefühl zwischen eins und zehn angegeben hat.

Es ist daher legitim wie interessant, aus der Entwicklung der 147 untersuchten Staaten  einige Beobachtungen abzuleiten:

  1. An der Spitze stehen mit Finnland, Dänemark, Island, Schweden und den Niederlanden gleich fünf nordeuropäische Länder. Wir sehen: Das Gefühl nicht nur der Österreicher, nur in der Sonne, nur an den Stränden des Mittelmeers, nur bei gutem Wetter, nur mit mediterraner Küche das Glück finden zu können, geht offenbar in die Irre.
  2. Mehr als auffällig ist zugleich, dass alle fünf Spitzenreiter der Nato angehören. Zwei davon sind überhaupt erst vor kurzem der Nato beigetreten. Wir lernen: Das atlantische Verteidigungsbündnis macht im Gegensatz zu manchen Politikerbehauptungen die Menschen offensichtlich nicht unglücklich – ganz im Gegenteil, die Zugehörigkeit zu ihm verleiht nationale Sicherheit und das erhöht das Glück.
  3. Selbst die Bürger des Nato-Landes Litauen sind noch immer glücklicher als die Österreicher, obwohl man meinen könnte, die gerade im Baltikum große russische Bedrohung müsse die Menschen doch unglücklich machen.
  4. Noch erstaunlicher ist der achte Platz von Israel, also eines Landes, aus dem ununterbrochen nur Meldungen von Krieg, Terror, Konflikt und Demonstrationen kommen. Aber die Bürger Israels sind mit sich im Reinen und daher ziemlich glücklich. Dazu trägt wohl auch das Gefühl der nationalen Stärke wie auch der großen subjektiven Freiheit bei und das Wissen, im eigenen Land fast erstmals in der Geschichte relativ sicher vor dem Antisemitismus in der Welt zu sein, der so viele Vorfahren der heutigen Israelis vor allem im Holocaust ermordet hat. Im Vergleich dazu nimmt man sogar die arabischen Raketen frohgemut in Kauf.
  5. Eine ganz starke Lehre aus dem Ranking ist, dass eher kleinere Staaten mit einer großen nationalen Identität und mit einem nur im Kapitalismus möglichen hohen Lebensstandard die glücklicheren Bürger haben.
  6. Die großen Staaten, die die internationale Politik und Wirtschaft dominieren, und die sich nach der Trump-Putin-Doktrin die Welt in Einflusssphären aufteilen sollen, können ihre Bürger hingegen viel weniger glücklich machen. Siehe die Plätze 22 (Deutschland), 23 (Großbritannien), 24 (USA), 33 (Frankreich), 38 (Spanien), 40 (Italien), 55 (Japan), 66 (Russland), 68 (China), 94 (Türkei), 99 (Iran) und 118 (Indien). Alle deren Bürger sind also weit unglücklicher als die Skandinavier oder auch die Österreicher.
  7. Eindeutig ist auch, dass Europäer sich glücklicher fühlen als Menschen aus dem Nahen Osten (eben mit Ausnahme Israels) oder Afrika, die das Ende der Liste dominieren. Da spielt zweifellos der wirtschaftliche Wohlstand eine große Rolle.
  8. Irgendwie doch überraschend ist, dass die Ukraine auf Platz 111 landet, weit vor den ebenfalls kriegsgeplagten Schlusslichtern Afghanistan (146) und Libanon (144), die noch schlechter abschneiden als viele Schwarzafrikaner und Islam-Länder.
  9. Beim Libanon muss man sich bewusst werden, dass das Land einst als Schweiz des Nahen Ostens wie eine Glücksinsel angesehen worden war, bevor der früher christliche Staat von rivalisierenden Sunniten- und Schiiten-Banden de facto übernommen worden ist. Da sind die Bürger eines zerfallenden Staates alles andere als mit sich im Reinen.
  10. Apropos Schweiz: Sie landet als 13. knapp besser als die Österreicher, die auf dem 17. Platz liegen.
  11. Zu Österreich kann man in Hinblick auf die zeitliche Entwicklung eine besonders interessante Beobachtung machen, die man wie viele Aspekte freilich nur in ausländischen Medien findet: Insgesamt hat das Glücksgefühl der Österreicher im Vergleich der Jahre deutlich abgenommen, in denen diese Untersuchung gemacht worden ist. In den letzten vier Jahren (mit Grünen in der Regierung) zählte es sogar zu den steilsten Absteigern.
  12. Jedoch: In den Jahren 2017 bis 2020 gab es umgekehrt einen steilen Zuwachs an kollektivem Glücksgefühl bei den Österreichern, also in der Zeit eines gewissen Sebastian Kurz und einer schwarz-blauen Regierung (bis 2019).
  13. Dieses kollektive Glücksgefühl der Österreicher war zwar auch für den journalistischen Zeitbegleiter eindeutig beobachtbar. Es war jedoch offensichtlich für einige Genossen nur schwer zu ertragen, etwa für jene, die medial die Ibiza-Affäre gigantisch aufgeblasen haben, etwa für jene SPÖ-Kampfkolonne in der WKStA und im Wiener Straflandesgericht, die sich deswegen damals entschlossen haben: Was schert uns die Demokratie – Kurz muss weg ...

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