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Beim Kartenspiel wie auch beim geschäftlichen Konkurrenzkampf funktioniert das Bluffen erstaunlich oft. Jedoch: immer nur eine Zeit lang. Es wird dann gefährlich, wenn als Folge auch eine gewaltige Selbstbeschädigung droht. Genau das ist aber das Risiko, das Donald Trump derzeit eingeht.
Seine Außenpolitik besteht – abgesehen von den Erpressungen, wie etwa gegenüber der Ukraine – aus solchen Bluffs, die man in Österreich auch verniedlichend als Schmähs bezeichnen könnte. Nichts anderes sind seine schon im Tagestakt erfolgten Androhungen von gewaltigen Erhöhungen der Zölle, einmal in diese Richtung, einmal in jene.
Nun gewiss: Das funktioniert anfangs, vor allem wenn ein Staatschef so sehr den Nimbus der Unberechenbarkeit erworben hat wie Trump. Von Mexiko bis Kanada haben seine Drohungen Zähneklappern ausgelöst, sodass sie die Grenze jetzt massiv gegen Drogenschmuggler zu sichern versuchen. Was aber nie zu Trumps Zufriedenheit gelingen kann, wenn man nicht einen Eisernen Vorhang aufzieht und die Küsten vermint. Auch aus Europa und China ziehen Bittprozessionen Richtung Amerika – die freilich alle auch Gegendrohungen gegen die amerikanischen Exporte im Gepäck haben.
Nach dem ersten Erfolg hat der bluffende US-Präsident jetzt zwei Möglichkeiten: Er zieht den Schwanz ein, ohne viel erreicht zu haben, und nennt das "einen Deal machen". Oder er macht seine Drohungen wahr – und löst damit eine wirtschaftliche Katastrophe auch für die USA aus. Würde er alle Drohungen wahr machen, dann käme das weltweit zu zweistelligen Inflationsraten, befürchten Ökonomen.
Selbst wenn Trump das nicht begreifen sollte, dann sagen ihm das wohl Berater – mit dem Zusatz, dass er damit alle Chancen auf eine Kongress-Mehrheit bei den Zwischenwahlen 2026 verspielen würde. Absolut jeder Ökonom weiß aus der Geschichte, wie katastrophal sich 1930 mit globalen Schäden die Einführung von protektionistischen Zöllen durch die USA ausgewirkt hat. Das geschah wider die öffentlichen Warnungen von tausend Wirtschaftswissenschaftlern. Das hat die Große Depression nach dem Börsenkrach Ende 1929 erst so richtig angeheizt. Das hat im Ausland zu Gegenzöllen geführt. Das hat den Welthandel zusammenbrechen lassen. Das hat überall zu Massenarbeitslosigkeit geführt. Und das war einer der Gründe, warum ein Adolf Hitler in der Folge so furchtbar erfolgreich werden konnte.
Es ist eigentlich undenkbar, dass man in Washington keine hundert Jahre später all das vergessen hat – oder doch?
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".