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Wie man mit Zahlen tricksen kann

2023 stieg das österreichische BIP nominell von 448 auf 473 Milliarden. Und was für die österreichischen Arbeitnehmer noch erfreulicher klingt: Das Medianeinkommen ist um 7,3 Prozent gestiegen. Dem Durchschnittsösterreicher ist es also zumindest nominell nach den beiden Wachstumsjahren davor deutlich besser gegangen.

Was aber machte die von Pflichtbeiträgen lebende Arbeiterkammer jetzt daraus? Statt sich mit ihren Pflichtbeitrags-Zahlern nachträglich zu freuen, statt sich gegen die kritischen Hinweise aller Wirtschaftsforscher zu verteidigen versuchen, dass die Lohnsteigerungen damals viel zu hoch gewesen sind und eine Ursache der jetzigen Krise sind, haben die Arbeiterkämmerer daraus Klassenkampf pur gemacht.

Sie beklagten vor ein paar Tagen öffentlich, dass die Vorstandsvorsitzenden der im ATX gelisteten Unternehmen für jenes Jahr um 16,4 Prozent mehr verdient haben als im Jahr davor. Sie hängen den Vorständen auch gleich die beleidigende Bezeichnung "Fat cat" an.

Sie verschweigen aber, dass die Vorstände zum Unterschied von den allermeisten Arbeitnehmern variable Bezüge haben, die in hohem Ausmaß erfolgsabhängige Elemente haben, dass die Vorstände deutlich mehr bekommen, wenn die Dinge gut laufen, dass sie aber auch deutlich weniger als im Jahr davor verdienen, wenn es dem Unternehmen oder seinen Börsekursen nicht gut geht.

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie laut der Aufschrei von Arbeiterkammer und Gewerkschaft wäre, wenn auch durchschnittliche Arbeitnehmer einmal deutlich weniger bekämen. Verlangen sie doch jedes Jahr Lohnerhöhungen, die meist – unabhängig von der Produktivitätssteigerung, also der Leistung – deutlich über der Inflationsrate liegen.

Man beobachte etwa in Deutschland die empörten Reaktionen auf die bei Volkswagen entstandene Notwendigkeit, die Löhne – nein, nicht zu senken, sondern in den nächsten zwei Jahren auf dem jetzigen Stand einzufrieren. Dabei geht es dort eindeutig um die Zukunft aller Arbeitsplätze im bekanntesten Unternehmen Deutschlands. Ähnlich sind in Österreich die Dreier-Koalitionsverhandlungen primär an der Notwendigkeit gescheitert, bei Beamtengehältern und Pensionen etwas zu tun – nein, nicht sie zu senken, nicht einmal sie einzufrieren, sondern nur darum, die nächsten Erhöhungen um einen Prozentpunkt unter der Inflationsrate anzusetzen.

Gar nicht so wenige wollen lieber einen ganzen Staat gegen die Wand donnern lassen, als einmal zurückzustecken – oder glauben gar, mit Hetze gegen Vorstands- und Politikergehälter von den Realitäten ablenken zu können.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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