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Zehn Bücher zum Schmökern und zum Nachdenken

Wieder einmal zehn ganz persönliche Buchtipps – quer durch den gedruckten Gemüsegarten, die meisten Bücher sind auf deutsch, zwei auf englisch. Um eventuell noch weitere Informationen einzuholen, ist der Hinweis jeweils mit einem Amazon-Link versehen; aber es sei ausdrücklich empfohlen, die Bücher im normalen Buchhandel zu erwerben.

Die einzelnen Titel:

  1. Der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk hat in "Der Kontinent ohne Eigenschaften – Lesezeichen im Buch Europa" sehr klug interessante Aspekte des von ihm geliebten Alten Kontinents herausgearbeitet. Viele seiner Beobachtungen sind überraschend, viele sind kritisch, aber fast immer auch konstruktiv. Er untersucht sowohl, woher Europa kommt, als er auch Hinweise zusammenstellt, wohin die Reise gehen dürfte. Sloterdijk bietet jedenfalls eine spannende Perspektive auf Europa, jenseits des engen Politiker- und Medien-Tunnelblicks.
  2. Andrea Wulf beschreibt in "Fabelhafte Rebellen – Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich" in spannender und lebendiger, die Schreibqualität angelsächsischer Historiker erreichender Art den Jenaer Kreis, in dem zur Zeit der napoleonischen Kriege in einer kleinen sächsischen Stadt rund um deren Universität eine erstaunliche Zahl deutscher Literaten und Philosophen zusammengefunden hat. Von Goethe bis Schiller, von Fichte bis zu den Schlegels, von Novalis bis Schelling und zu den Humboldts werden da überaus lebendig die gegenseitigen Befruchtungen, Konflikte, Rivalitäten und Freundschaften zwischen einigen der brillantesten Geister der deutschen Geistesgeschichte dargestellt. Es zeigt sich, wie immer wieder die Haltung zur Französischen Revolution zu Brüchen und Identifikation geführt hat, wie Goethe und Schiller trotz sehr unterschiedlicher Weltsichten innig zusammengearbeitet haben, und wie das Privat- und Familienleben der diversen Persönlichkeiten in den intellektuellen Unruhezeiten oft erstaunliche Wendungen genommen hat. Einzig der Untertitel "Die frühen Romantiker" kann als eine eher brutale Zusammenfassung so unterschiedlicher Geister kritisiert werden.
  3. Die Freiheit unterschiedlich denkender Geister im universitären Leben ist mehr als 200 Jahre später immer noch, ja mehr denn je wichtiges Thema. Heike Egner und Anke Uhlenwinkel kommen da in "Wer stört, muss weg! – die Entfernung kritischer Professoren an Universitäten" zu einer sehr bedrückenden Gegenwarts-Bilanz. Die Freiheit des Forschens und Denkens ist an vielen Universitäten durch politisch-ideologischen Druck zerstört worden. Immer öfter merkt man, und das Buch fasst die Beweise zusammen, wie an Universitäten nur noch jene geduldet werden, die bestimmten politischen Ideologien anhängen, ob das nun die Klimapanik oder die Fiktion vom Sozialen Geschlecht oder die Trans-Ideologie ist.
  4. Wieder zurück in der Geschichte, aber diesmal nur zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Alexander Bartl: "Walzer in Zeiten der Cholera – Eine Seuche verändert die Welt: Geschichte der Hygiene und Medizin" ist mit journalistischer Spannung geschrieben. So lesen sich die Kämpfe im Wiener Gemeinderat, ob man die große Wasserleitung aus dem Schneeberggebiet bauen oder ob man lieber sparen und Donauwasser filtrieren soll, als aufregende politische Reportage. Dazu kommt der spannende Rückblick auf die gleichzeitig stattfindende große Weltausstellung im Wiener Prater mit all ihren Pannen. Die Rolle der Wissenschaft ist ebenso zu verfolgen wie eine Pandemie, über die mehr Verschwörungstheorien existierten als wirkliches Wissen. Das alles liest sich naturgemäß nach einer aktuellen großen Pandemie mit doppeltem Erkenntnisgewinn.
  5. Ganz in die Gegenwart bringt uns Tobias Haberl: "Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe – Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen?" Der Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" beschreibt mitreißend, wie schwer, wie herausfordernd, wie beseelend es ist, unter lauter Linken und Linksliberalen den Weg des katholischen Glaubens zu gehen. "Heute muss ich mich dafür rechtfertigen, ja, manchmal komme ich mir vor wie ein Tier, das im Zoo angegafft wird: Wie kann man im 21. Jahrhundert an Gott glauben?" Er zeigt diesem dumpfen Mainstream gegenüber, wie schön und positiv der Glaube an Gott ist. Im Gegensatz zum Zeitgeist geht er auch nicht der Frage nach, wo sich die Kirche überall ändern müsse, und was sie alles falsch gemacht hätte. Er macht im Gegenteil vor allem klar, was das säkular gewordene Europa von der Kirche lernen kann.
  6. Bjørn Lomborg: "Klimapanik: Warum uns eine falsche Klimapolitik Billionen kostet und den Planeten nicht retten wird" befasst sich ebenso mutig und ebenso fundiert mit einem anderen Thema im Kampf gegen den öden Einheitstrott des Mainstreams. Der dänische Wissenschaftler hat sich schon mehrfach der datengestützten Argumentation gegen die Klimapanikmache gewidmet. In seinem neuesten Buch hinterfragt er vor allem die Sinnhaftigkeit der derzeit betriebenen Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung. Er empfiehlt statt des Hinauswerfens gigantischer Summen für den Klimakampf die Konzentration auf die Erforschung moderner Energiequellen. Er macht dazu eine Reihe sehr konkreter Vorschläge.
  7. Der besonders problematischen Entwicklung der Kunstszene widmet sich Tom Sora in "Linke Intellektuelle im Dienst des Totalitarismus: Wie die Kunstavantgarde den Weg für die Woke-Bewegung bereitete ‒ das Beispiel John Cage". Sora zeigt brillant auf, wie sich die Ideologien der Marxisten von Lenin bis Gramsci in der jeweiligen Kunstavantgarde festgesetzt haben, die sich oft in Propaganda für deren Theorien verwandelt hat. Dies hat sich zuletzt etwa in der "Cancel Culture" geäußert. Der Musikwissenschaftler Sora zeigt das insbesondere am amerikanischen Komponisten John Cage auf.
  8. Einer ganz üblen Gesellschaftsentwicklung geht Birgit Kelle in "Ich kauf mir ein Kind: Das unwürdige Geschäft mit der Leihmutterschaft" nach. Diese ist ein Milliardenmarkt geworden, auf dem man sich um 150.000 Euro ein Kind samt "sauberen" Dokumenten kaufen kann. Das Geschäft blüht vor allem in Kasachstan, Georgien, Bulgarien, Zypern und (nach wie vor) der Ukraine. Oft überrennt der Fortschritt der Reproduktionsmediziner die politischen Entscheidungsträger. Die ungeborenen Kinder werden zum wissenschaftlichen Experimentierfeld, zu einer neuen Möglichkeit der Ausbeutung armer Frauen und zu einem großen Geschäft, hinter dem nicht zuletzt die LGBTQ-Community und die sie unterstützenden Parteien stehen.
  9. Jennifer Burns geht im englischsprachigen Buch "Milton Friedman – The Last Conservative" einem der (trotz seiner körperlichen Kleinheit) allergrößten Ökonomen des 20. Jahrhunderts nach. Sie hat mit diesem Werk die größte und beste bisher existierende Biographie des Mannes verfasst, der neben dem Österreicher Friedrich August von Hayek am anschaulichsten bewiesen und analysiert hat, warum der Markt das weitaus beste Instrument zur Lösung ökonomischer und gesellschaftlicher Probleme ist. Friedman und Hayek waren und sind die größten liberalen Denker der letzten 200 Jahre, heute werden sie freilich als "libertär" eingeordnet, weil das Wort "liberal" von den Linken gekapert worden ist...
  10. Noch ein englisches Buch: "Magisteria ­– The Entangled Histories of Science & Religion" von Nicholas Spencer zeigt die faszinierenden Querverbindungen zwischen Religion und Wissenschaft. Diese beiden Sphären werden von einem verbreiteten Zeitgeist zwar oft als Gegenspieler dargestellt, sie haben aber in Wahrheit im historischen Zusammenspiel entscheidend zu einem besseren Verständnis der Welt beigetragen. Das Buch geht dem Glauben wie auch den Zweifeln der größten Naturwissenschaftler der Welt von Einstein bis Darwin, von Galileo bis Newton nach. Fast alle haben gerungen mit der Frage: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?

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