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Die Managementfehler

Es ist nur noch langweilig: Kaum geht ein kleines oder großes Unternehmen in Insolvenz, so ertönt von den Gewerkschaften wie das Amen im Gebet der Ruf "Managementfehler!". Von KTM bis Kika/Leiner hat man ihn zuletzt besonders oft gehört. Damit hat man sofort einen Schuldigen gefunden, den man verbal ans Kreuz nageln kann.

Dieses Wort erklärt freilich überhaupt nicht, warum offenbar in guten Zeiten das Management überall besonders tüchtig und in Krisenzeiten überall besonders unfähig sein soll, wie wenn alle Geschäftsführer gleichzeitig von einem bösen Virus befallen wären. Mit dem Ruf "Managementfehler!" geht man bequem jeder weiteren Ursachenforschung aus dem Weg. Das tun auf der anderen Seite aber auch jene, die darauf verweisen, dass der große österreichische Ökonom Joseph Schumpeter schon vor hundert Jahren nachgewiesen hat, dass Insolvenzen, dass das Sterben von Unternehmen, dass "schöpferische Zerstörung" notwendig, normal und positiv ist, damit neue, bessere, zukunftstaugliche Unternehmen wachsen können.

Aber auch der beruhigende Verweis auf Schumpeter übersieht das Problem, dass die neuen, fitteren Unternehmen halt überwiegend im Ausland – heute vor allem in China – entstehen, dass dort von Motorrädern bis zu E-Autos vieles günstiger produziert wird als in Westeuropa, dass selbst die größte Herausforderung für Amazon nicht in Europa (wo man seit 20 Jahren über Amazon jammert), sondern durch chinesische Internet-Händler entstanden ist.

Und schon gar nicht kann das polemische Gewerkschaftswort "Managementfehler!" vom einzig wirklich wichtigen Faktor ablenken: Wir Europäer haben massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren, weshalb wir auf KTM-Bikes ebenso sitzenbleiben wie auf VW-Autos. Schuld daran sind vor allem vier Faktoren, hinter denen jeweils illusionärer ideologischer Realitätsverlust steht: Schuld sind zu hohe Löhne (verursacht durch Gewerkschaften und demographischen Arbeitskräftemangel), viel zu viel Bürokratie (die vor allem von der EU vorgeschriebenen Berichts- und Korrektheitspflichten in Sachen Diversität und Gender etwa), viel zu teure Energie (verursacht durch die grünen Kämpfe gegen fast jede Energieerzeugungsform) und Europas selbstbeschädigender Weltverbesserungsdrang (siehe etwa die Lieferkettengesetze, mit denen wir die Außenwelt erziehen wollen, aber nur die eigene Industrie zerstören).

Solange wir Europäer uns nicht in allen vier Faktoren grundlegend verändern, sind die Hoffnungen, dass sich der alte Kontinent erholt, mehr als gering.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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