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Nach Wochen, da man nur irgendwelche unverdaute Brocken (ausgerechnet über die Kronenzeitung) vorgeworfen bekam, haben die drei Parteichefs wieder Auskunft gegeben, wie es denn fast drei Monate nach der Wahl um die Bildung einer neuen Regierung steht. Auskunft? Nein, die gab es auch jetzt nicht. Es gab lediglich eine Fülle netter Worte und Beteuerungen, dass alles sehr schwierig sei. Na geh. Wer hätte das gedacht. Und jedenfalls werde es noch Wochen dauern und wir werden keine Koalition unter dem Christbaum haben. Dafür haben die Österreicher immer mehr Sehnsucht nach einem anderen Weihnachtswunsch.
Das ist ihre Sehnsucht nach Männern oder Frauen,
Leider fallen einem da nur Politiker aus weit entfernten Ländern ein.
Und wie steht es nun in diesem Österreich? Da ist unter den 300 Mitverhandlern der Koalitions-Kaffeekränzchen wohl kein einziger dabei, der es auch nur unter der Dusche wagen würde, solche radikalen Gedanken wie diese vier Beispiele zu hegen. Mag sein, dass das mit dem verbreiteten Irrglauben zusammenhängt, Österreich stünde viel besser als jene Länder da, es hätte daher drastische Maßnahmen nicht nötig. Sind doch die Medien jeden Tag mit den Forderungen einer anderen Gruppe voll, die sogar unbedingt noch mehr Steuergeld haben will.
Auch die Ausrede, dass echte Strukturmaßnahmen wie eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters keinen Sinn machen, weil sie nicht so schnell helfen würden wie Abgabenerhöhungen, hört man derzeit verdächtig oft. Selbst wenn das richtig wäre, hätte eine Pensionsantrittsalter-Erhöhung schon seit Jahrzehnten gemacht gehört. Dann würde sie längst dem Staatshaushalt helfen. Aber auch heute wäre sie wichtig. Denn auf die gegenwärtige Krise und Sparnotwendigkeit werden mit absoluter Sicherheit weitere Krisen in der Zukunft folgen. Denken 99 Prozent der Repräsentativpolitiker doch immer nur daran, wie sie noch mehr Geld ausgeben könnten. Und ganz abgesehen davon: Würde jetzt eine bloße Anpassung des Pensionsantritts an die Lebenserwartung beschlossen werden, würde das nach Berechnungen der Agenda Austria schon im ersten Halbjahr eine halbe Milliarde Euro bringen und am Ende dieser Legislaturperiode zwei Milliarden jährlich.
Die nationale Begeisterung für die derzeit verhandelte Dreierkoalition hält sich jedenfalls in engen Grenzen. Wenig überraschend.
Spricht auch das ganze – absolut zentrale – Kapitel der Staatsfinanzen für die blau-schwarze Alternative, wie das fast alle anderen Politikfelder tun (bis auf die außenpolitische Russland-Liebe der Freiheitlichen und ihre Impfphobie)? Nun, nach diversen Grundsatzaussagen von FPÖ-Politikern der zweiten Reihe und nach dem freiheitlichen Wahlprogramm dürfte auch hier die FPÖ der ÖVP näherstehen. Bei Parteichef Herbert Kickl selbst ist es hingegen durchaus fraglich, ob er bereit wäre, unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen mitzutragen. Er zieht es eher vor, diese zu kritisieren. Sparen kommt in seinem Vokabular eher nicht vor – außer bei Ausländern und Politikergehältern. Und in der FPÖ ist derzeit halt Kickl wichtiger als der Rest der Partei.