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Es war geradezu amüsant zu sehen, wie sich fast alle österreichischen Medien seit Monaten so engagiert in den amerikanischen Wahlkampf geworfen haben, als könnten ihre Leser und Seher dabei mitstimmen. Und sie taten das alle total einseitig, alle warfen sich mit flammenden Bekenntnissen und einseitiger Berichterstattung zugunsten von Kamala Harris in die Schlacht. Das war relativ logisch, da unter den Mainstreamjournalisten eine massive linke Mehrheit besteht. Diese gehirnwäscheartige Einseitigkeit macht fast automatisch geneigt, dem Gegner von Frau Harris, also Donald Trump, die Daumen zu drücken.
Dies umso mehr, da Harris als Fahnenträgerin der LGBTQ-Community auftritt. Da sie Abtreibung zu ihrem Hauptinhalt gemacht hat. Und da sie auch brav in den Prozessionen der Klimareligion mitmarschiert. Neben den schwulen Wählern hat Harris nur noch in zwei rassenübergreifenden Gruppen eine dramatisch hohe Zustimmung: Das eine sind die deklarierten Atheisten. Derer gibt es in den USA zwar nicht so viele, aber dennoch fällt das als recht typisch auf. Das zweite sind die für Abtreibung eintretenden Frauen. Das sind viele.
Für Donald Trump nimmt auch ein, wie sehr die Demokraten die Justiz als Hauptwaffe gegen ihn eingesetzt haben. Das war ein unfairer Missbrauch des Rechtsstaats. Intoleranz ist geradezu zu einem Markenzeichen der amerikanischen Linken geworden. Man denke nur an die antisemitischen Aufmärsche der US-Linken oder an den woken Ungeist an vielen Unis, wo nichtlinke Referenten immer wieder am Auftreten gehindert werden.
Und dennoch kann man sich als Europäer nicht einen Wahlsieg Trumps wünschen. Allzu viele Gründe sprechen gegen ihn, die einerseits in seiner Persönlichkeit liegen, andererseits in seinen außenpolitischen Vorstellungen.
Seine aufgeblasene Eitelkeit wäre noch erträglich, wäre Trump nicht so weit gegangen, das Wahlergebnis vor vier Jahren und damit die wichtigste Basis der Demokratie durch ein putschartiges Verhalten zu desavouieren. Selbst wenn die Kritik an manchen überholungsbedürftigen Elementen des US-Wahlsystems durchaus berechtigt ist, so gab und gibt es keinen ernstzunehmenden Beweis, dass Trump der Wahlsieg gestohlen worden wäre.
Genauso schlimm ist für jeden Europäer sein außen-, sicherheits- und wirtschaftspolitischer Isolationismus, der außerhalb der USA lediglich Israels Überlebensrecht zu berücksichtigen gewillt ist – aber auch dies tut Trump nur aus Rücksicht auf die jüdischen und insbesondere die christlich-evangelikalen Wähler in den USA.
Fast sicher ist vor allem, dass Trump höchstwahrscheinlich die gegen den russischen Eroberungskrieg kämpfende Ukraine fallen lassen wird. Und es ist mehr als unsicher, ob Europa allein das angegriffene Land aufzufangen gewillt ist, obwohl die bedrohlichen Folgewirkungen eines Triumphs des russischen Imperialismus für Europa gar nicht auszudenken sind.
Genauso bedrohlich ist Trump durch seine Absicht, die Industrie der USA durch Zollmauern zu schützen. Zwar kann man durchaus gute Argumente dafür finden, dass ein massiver Zoll gegen chinesische Produkte, also gegen den zweiten gefährlichen Herausforderer der demokratischen Welt, sinnvoll sein könnte. China hat sich durch Dumping, Knowhow-Diebstahl, Vermischung von Armee und Industrie sowie Sklavenarbeit unfaire Vorteile verschafft; gleichzeitig droht es offen mit einem Eroberungskrieg gegen ein demokratisches Land. Freilich müssen sich die Amerikaner darüber im Klaren sein, dass prohibitive antichinesische Zölle bei ihnen einen massiven Inflationsschub auslösen würden, weil viele chinesische Produkte auch mittelfristig nicht ersetzbar sind. Das wäre binnen kurzem viel spürbarer für die US-Bürger, als es auf der Gegenseite das Verteidigen amerikanischer Industriearbeitsplätze sein kann.
Ebenso sollte klar sein, dass ein antichinesischer Zoll nur dann wirklich praktikabel ist, wenn von Japan über Südkorea bis zur EU alle Demokratien mitmachen – und ebenfalls einen Inflationsschub in Kauf nehmen. Das ist freilich recht unwahrscheinlich. Nicht nur wegen der Inflation, sondern auch wegen des vergifteten Verhältnisses zwischen Europa und Trump. Da ist ein geschlossenes gemeinsames Vorgehen fast undenkbar. Ganz abgesehen von der historischen Blödheit der EU, auf Verlangen des in Europa dominierenden Grünwahns chinesische Elektroautos und Batterien sogar massiv zu subventionieren.
Doppelt undenkbar ist ein europäisches Mitmachen angesichts von Trumps Absicht, gleichzeitig auch gegen Europa Zollmauern hochzuziehen, wenn auch nicht so hohe wie gegen China. Damit hätte Europa sowohl die inflationären Folgen der Verteuerung chinesischer Produkte wie auch die Arbeitsplatzvernichtung durch die amerikanischen Zölle auf europäische Produkte zu tragen.
Zweifellos würde die EU daher, statt im Zollkrieg gegen China mitzumachen, mit Gegenmaßnahmen antworten, also auch ihrerseits amerikanische Produkte mit spürbaren Zöllen belegen. Ist ein solcher europäisch-amerikanischer Wirtschaftskrieg erst einmal wirklich ausgebrochen, dann ist auch das Nato-Bündnis kaputt, das Europa zwei Generationen lang geschützt hat.
Gewiss kann man sich wundern, warum die 450 Millionen EU-Europäer unbedingt weiterhin die 300 Millionen Amerikaner brauchen sollten, um gegen 140 Millionen Russen geschützt zu werden. Aber bei der sicherheitspolitischen Uneinigkeit der Europäer, von der Atomfrage (wo Frankreich auf seinem nationalen Monopol beharrt) über den jämmerlichen Zustand vieler europäischer Armeen (insbesondere der deutschen!) bis zur Trittbrettfahrerei der neutralen EU-Mitglieder kommt jede seriöse Analyse zum Schluss, dass Europa ohne die USA gegen den russischen Imperialismus enorm im Nachteil ist.
Zurück zu Kamala Harris. Was man ganz vergisst: Auch sie hat einen fast ebenso starken Hang zu einem "America first". Auch sie hat keine besondere Liebe für Europa. Auch sie hat die große Weisheit der Staatsmänner von Ludwig Erhard bis Ronald Reagan, Margaret Thatcher und Jacques Delors nicht verstanden, die – Hand in Hand mit allen ernstzunehmenden Ökonomen – gewusst haben, dass ein möglichst freier Welthandel mit absoluter Garantie den Wohlstand aller Beteiligten erhöht und sichert, auch wenn mancherorts dadurch ausgelöste Veränderungen schmerzen. Auch sie hat nicht verstanden, dass die globalisierte Marktwirtschaft allen teilnehmenden Ländern die beste Zeit ihrer gesamten Geschichte beschert hat.
Irgendwie ist man manchmal froh, sich an politischen Entscheidungen gar nicht beteiligen zu dürfen. Ist die amerikanische Wahl doch fast eine zwischen Pest und Cholera, zwischen Skylla und Charybdis.