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Trumps Sieg ist ein letzter Weckruf für Europa

Nachdem sich die Mehrheit der Amerikaner für das entschieden hat, was sie als gut für Amerika ansehen, muss sich Europa, müsste sich Europa dringend und ohne Zögern zu all dem entscheiden, was gut für Europa ist. Wie man auch immer den Wahlsieg Donald Trumps bewertet, so ist doch jedenfalls eindeutig, dass Europa nicht mehr die fürsorgliche Hand eines netten großen Bruders beim Gang durch die weitere Weltgeschichte zur Verfügung haben wird. So nett, so angenehm das auch empfunden worden ist. Die Niederlage von Kamala Harris transportiert aber jedenfalls auch sehr gute Nachrichten. Ebenso sollten alle jene, die über Trumps zur Stunde zwar noch nicht endgültigen, aber höchstwahrscheinlichen Sieg deprimiert sind, sich nach einem Rückblick auf die Geschichte beruhigen.

Immerhin hat Amerika, hat die Welt schon einmal eine Amtsperiode des als unberechenbar geltenden Mannes ganz gut, ganz ohne Schrammen überstanden. Trump eins hat außenpolitisch sogar einen positiven Pluspunkt hinterlassen: den Abraham-Friedensschluss zwischen Israel und den Golfstaaten mit Saudi-Arabien an der Spitze. Auch wenn dieser wohl noch mehr als mit Trump mit der Angst vieler arabischer Staaten vor dem Iran zu tun hatte, so hat Trump – oder sein Schwiegersohn – doch auch eine entscheidende Rolle dabei gespielt.

Jedenfalls positiv zu werten ist, dass die weltanschauliche Basis der Kamala Harris einen großen Denkzettel bekommen hat. Ihre wichtigste Botschaft an die amerikanischen Wähler hat nämlich eindeutig "Abtreibung!" gelautet. Sonst ist Harris recht verwaschen geblieben. Sie hat ihre Wählerbasis auch sehr stark im LGBTQ-Lager, bei den woken und atheistischen Amerikanern gefunden. All das sind Botschaften, die bei vielen schwarzen und (ganz überwiegend katholischen) Latino-Wählern gar nicht gut ankommen sind, sodass die Demokraten bei den nicht-weißen Amerikanern längst nicht mehr die starke Unterstützung finden wie einst.

Dieser Sieg konservativer Werte hat übrigens gar nicht zwingend mit Trump zu tun, der eigentlich persönlich mit Werten nicht viel anfängt, sobald ihm ihre Erwähnung nicht nützt. Höchstwahrscheinlich hätte seine gemäßigte, seriöse und weniger erratische Gegenspielerin innerhalb der Republikaner, Nikki Haley, noch sicherer gewonnen. Sie hatte ja bei Umfragen immer mehr Zustimmung unter der Gesamtbevölkerung – aber eben nicht unter den eingeschriebenen Republikanern, welche die Vorwahlen entschieden haben.

So wie schon viele Wahlen in anderen Ländern haben die in den USA auch gezeigt, dass die Menschen der Klimareligion und ihrer Gebote zunehmend überdrüssig sind. Auch das ist gut so. Solange der Rest der Welt diese Gebote weitgehend ignoriert, bedeutet ihre Einhaltung nur eine schwere Selbstbeschädigung für Europa, ohne dass dadurch irgendwelche Auswirkungen auf das Klima erzielt werden können – selbst wenn die Prophezeiungen dieser Religion stimmen sollten.

Europa täte daher gut daran, seine eigene industrielle Basis, seine eigene Energieversorgung, seinen eigenen Wohlstand nicht noch weiter zu zerstören. Zweitens sollte es erkennen, dass es sinnvoller ist, sich auf die Folgen der Erwärmung einzustellen, was auch immer deren Ursache sein mag, als im CO2-Alleingang gegen Windmühlen zu kämpfen.

Damit sind wir bei den Konsequenzen des Wahlausganges für Europa angekommen. Eine zentrale sollte die Erkenntnis sein, wie lächerlich es ist, wenn die europäische Politik und Medien glauben, sich in amerikanische Wahlkämpfe einmischen zu können oder gar müssen. Letztlich ist es völlig klar: Demokratie heißt vor allem zu respektieren, dass jede Nation einmal primär nach eigenen Interessen entscheidet.

Zu Amerikas Interessen hat ein Jahrhundert lang die Lage in Europa gehört, was im ersten Weltkrieg schlecht für die Mittelmächte, also auch Österreich gewesen ist, was im zweiten aber nur für jene schlecht gewesen ist, die irgendetwas Gutes an den Nazis, am Holocaust und am deutschen Aggressiv-Imperialismus gefunden haben. Das hat vor allem Westeuropa danach gegen die sowjetische Bedrohung gesichert. 

Heute und unter Trump zählt Europa jedenfalls nicht mehr zu den amerikanischen Interessen. Übrigens war auch Harris nicht so europabegeistert wie Joe Biden.

Damit sind wir beim überaus gefährlichen Teil des amerikanischen Isolationismus angelangt, bei der Tatsache, dass Europa künftig einem anderen Kriegstreiber, einem anderen Aggressiv-Imperialismus, also dem russischen, sehr alleine gegenüberstehen wird. Es wird sich sicherheitspolitisch viel energischer aufstellen und zusammenschließen müssen, wenn es nicht zu einer neuen Realisierung der alten Domino-Theorie kommen soll. Diese würde bedeuten, dass zuerst die Ukraine, dann Georgien, dann Moldawien, dann die baltischen Staaten und dann Polen sowie das restliche Ost- und Mitteleuropa enorm gefährdet sind, als nächste wieder in den russischen Sog zu kommen.

Dagegen kann Europa nur eine Dreifachstrategie helfen:

  1. Erstens, ein rascher und ernstzunehmender militärischer Zusammenschluss ohne neutrale und andere Sonderwege.
  2. Zweitens ein Abgehen von jenen linksgrünen "Werten", welche die EU so abstoßend für viele Menschen außerhalb der europäischen Gerichtshöfe gemacht hat: Das sind vor allem die schwule und Trans-Ideologie, die Absurditäten von Genderismus und "sozialem Geschlecht", sowie die Zerstörung von Familie, Heimat und nationaler Identität durch eine linksliberale Correctness.
  3. Und drittens eine Doppelstrategie in Hinblick auf die Ukraine. Dieser ist einerseits mit allen Mitteln durch Rüstungslieferungen zu helfen – wobei ja auch der verzweifelte Einsatz von nordkoreanischen Sklavensoldaten durch Putin auf der anderen Seite auch Ostasien, insbesondere Südkorea, bereiter gemacht hat, der Ukraine zu helfen. Andererseits sollten die Europäer endlich jene zwei Lösungswege als Angebote an Moskau forcieren, welche der Ukraine eine gute Zukunft ermöglichen und Putin dennoch sein Gesicht wahren lassen würden.
  • Das wäre der Vorschlag einer korrekten, international streng überwachten Selbstbestimmung für alle von beiden Seiten beanspruchten Gebiete – wobei aber zweifellos auch alle nachweislich von dort vertriebenen Menschen mitstimmen können müssten.
  • Das wäre der Vorschlag einer Neutralitätslösung nach dem Vorbild von Österreich 1955, als die Alpenrepublik an der Trennlinie eines Ost- und Westblocks gestanden ist. Diese Lösung müsste einerseits in der Wiederherstellung der gesamten(!) Souveränität der Ukraine bis zu ihren völkerrechtlichen Grenzen bestehen, andererseits im Verzicht der Ukraine auf Militärbündnisse und auf alle Waffen, durch die sich Russland (angeblich) bedroht fühlen könnte.

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