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Der Operettenstaat

Wieder einmal hat sich die Republik – oder zumindest wichtige ihrer Akteure – zum Objekt internationalen Hohns gemacht. Diesmal ist auch die katholische Kirche kräftig mitschuldig geworden (die in diesen Tagen auch auf ganz anderem, politischem Feld ein überaus problematisches Bild abwirft; aber dazu weiter unten). Immerhin sind es diesmal nicht aufsehenerregende Verbrechen, wie es die Fälle Fritzl und Kampusch gewesen sind, und nicht das mehr als problematische Verhalten von Staatsanwaltschaft und Polizei im letztgenannten Fall, wo offensichtlich mehr zu- als aufgedeckt worden ist. Diesmal ist es "nur" das Begräbnis eines Baumeisters, das die Republik in ein schiefes Licht rückt. Es zeigt aller Welt Österreich und seine – noch – größte Religionsgemeinschaft als eine Operetteninszenierung in Reinkultur. Die Libretto-Verfasser von "Fledermaus" oder "Lustiger Witwe" hätten sich alle Finger abgeschleckt, hätten sie schon damals solche Vorgänge im echten Leben als Sujets für neue Operetten gehabt.

Mit absoluter Sicherheit hat es in der ganzen Welt jedenfalls noch kein Begräbnis eines mittelständischen Baumeisters und Einkaufszentrums-Betreibers gegeben, das live von drei Fernsehstationen übertragen wird, für das die größte Prachtstraße der Nation in ganzer Breite freigemacht wird, und das im weitaus wichtigsten Dom des Landes durch eine öffentliche Aufbahrung gekrönt wird. Das ist das Ausmaß der Beisetzung eines im Amt gestorbenen Bundespräsidenten oder Bischofs.

Das ist im Grund nicht mehr zum Lachen, sondern zum Weinen.

Tatsache ist, dass Lieschen Müller eine solche Inszenierung nicht bekommen würde, auch wenn sie sich das in ihrem Testament noch so sehr gewünscht hätte. Tatsache ist, dass die steuerfinanzierte Polizei, die beitragsfinanzierte Kirche und der zwangsbeitragsfinanzierte ORF nicht so zur Verfügung stehen würden, würde jemand anderer als das Lieblings-Objekt der Gossip-Kolumnen den eigenen Tod wie einen Marketing-Gag für das eigene Unternehmen voraus-inszenieren wollen.

Oder wird etwa gar bald ein Angehöriger der "Familie Lutz" in ähnlicher Weise bei den nächsten Folgen der Werbe-Soap zu Grabe getragen werden, falls den Drehbuchautoren nach der Rückkehr der Familie aus Kalifornien die Ideen für neue Skurrilitäten ausgehen sollten? Dabei könnte man der Marketing-Familie Lutz sogar zugutehalten, dass ihre Auftritte vom dahinterstehenden Möbelhaus wenigstens als Werbung finanziert werden, während die medialen Marketing-Auftritte des Richard Lugner nie von ihm bezahlt werden mussten.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe nichts gegen Lugner gehabt. Er ist bei unseren (seltenen) Begegnungen ein durchaus liebenswürdiger Gesprächspartner gewesen. Er ist vor allem ein begabter Geschäftsmann gewesen, dessen kostengünstige Selbstvermarktungslinie eines ständigen bewussten Lächerlichmachens über sich selbst fast als genial zu bezeichnen ist.

Dennoch widert es an, wie sehr ihm steuer- und zwangsbeitragsfinanzierte Institutionen dabei ständig hineingefallen sind.

  • Tatsache ist, dass Lugners Selbstvermarktung auf den Boulevard und in die Klatschspalten der interessierten Privatmedien gepasst hat, dass aber sein Begräbnis  keinesfalls lange in ein öffentlich-rechtliches Medium oder gar mit großem Pomp in den Stephansdom gehört hätte.
  • Tatsache ist, dass es viele Unternehmer gab und gibt, die nicht nur für Österreichs Wirtschaft und Steueraufkommen unendlich viel wichtiger waren als Lugner, sondern die auch sehr viel mehr an kulturellen und identitäts-bildenden Werten für dieses Land subventioniert und finanziert haben wie etwa der vor zwei Jahren verstorbene Dietrich Mateschitz. Die aber keinen solchen Staatsakt bekommen haben.
  • Tatsache ist, dass das Unternehmen des Baumeisters Lugner nicht unter den zwanzig wichtigsten Bauunternehmen des Landes zu finden gewesen ist.
  • Tatsache ist, dass keine humanitären, sozialen, kirchlichen, wissenschaftlichen oder kulturellen Großspenden Lugners bekannt sind.

Bleiben wir bei der ihn überdimensional mit einer Aufbahrung im Dom ehrenden Kirche, obwohl das Begräbnis anderswo stattfindet. Das ist unlogisch und rätselhaft. Denn auch sonst ist nichts aus seinem Leben bekannt, das ihn religiös zu einem sonderlichen Vorbild machen würde. Ganz im Gegenteil: Lugner hat aus seinen zahllosen Eheschließungen eine Serie von Marketingevents gemacht. Was angesichts des regelmäßigen Ehefrau-Wechselns nicht gerade dem kirchlichen Ideal einer Ehe, bis der Tod sie scheidet, entsprechen dürfte. Zugegeben: ich kenne nicht allzu viele, die zum Unterschied von Lugner (oder mir) dieses Ideal wirklich schaffen. Aber nicht einmal diese wenigen werden wie ein verstorbener Bischof, Bundeskanzler oder Bundespräsident geehrt.

In Hinblick auf Lugners alljährlichen Adabei-Höhepunkt, also seine Auftritte beim Opernball, erinnert man sich mit Sehnsucht an einen Operndirektor, der es zumindest versucht hat, dem Baumeister keine Loge mehr zu vermieten, um die Würde des Hauses zu verteidigen. Denn das, was Lugner dort gemacht hat, war wirklich keine Imageverbesserung für den Ball, für die Staatsoper oder für die Republik: Er hat sich alljährlich abgetakelte Hollywood-Schauspielerinnen oder gar halbseidene Bunga-Bunga-Girls als zusätzliche Ball-Begleitung neben der jeweiligen Ehefrau eingekauft (und den Kaufpreis von der Steuer abgesetzt). Das hat eine gewisse Sorte Journalisten alljährlich in Ekstase der Begeisterung versetzt. Lugner hat dadurch regelmäßig viel mehr Werbewert für seinen Namen und sein Einkaufszentrum bekommen, als ihn das Engagement der Begleitung gekostet hat.

Das beweist, dass er ein cleverer Geschäftsmann gewesen ist. Auch das ist aber absolut kein Grund, dass er ein Staats- oder Bischofsbegräbnis bekommen hat.

Die Grünen unterwandern die Kirche

Noch einmal zurück zur österreichischen Kirche – aber diesmal in Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen. Auch da würde man sich öfter ein ordnendes Wort der Bischöfe wünschen. Da wäre es sogar noch viel notwendiger als bei Richard Lugners Begräbnis.

Ein Teil der Kirche hat sich nämlich so massiv in eine Agitationsgruppe für eine politische Partei verwandelt, wie es seit den 30er Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist. Nur war es damals ein christlich-soziale Partei, heute ist es eine linksradikal-grüne Partei. Eine Partei, die fürs Schwul- und Trans-Sein genauso Stimmung macht wie für den Import von möglichst vielen Moslems. Die also alles andere als ein Produkt christlicher Werte sind.

Die "Katholische Aktion" hat jetzt dennoch allen Ernstes eine Frau zu ihrer Generalsekretärin bestellt, die bis vor wenigen Wochen Abgeordnete der Grünen und Landessprecherin der Grünen in einem Bundesland gewesen ist! Man kann sich gar nicht vorstellen, wie laut die linken Agitatoren in der Kirche und in allen ORF-Sendungen aufgeheult hätten, wenn die KA das mit einem schwarzen Abgeordneten und Landesparteichef gemacht hätte. Dabei hat die ÖVP wahrlich mehr für die Kirche ge- und erkämpft als die Grünen.

Auch bei weiteren Spitzenleuten dieser einst relevanten, heute eher nur noch aus Funktionären bestehenden KA führen direkte familiäre Spuren zu den Grünen. Es ist daher kein Wunder, dass Sätze des KA-Präsidiums wie Direktübernahmen aus einem grünen Parteiprogramm klingen. Wie es etwa die Hetze gegen "patriarchale Muster und Strukturen in der Gesellschaft" ist. Wie es etwa die Formulierung ist: "Durch eine ökologische Umkehr und neue Mitweltgerechtigkeit wird der Planet bewohnbar bleiben."

Das passt auch genau dazu, dass ein Teil der Kirche ausgerechnet jetzt vor den Wahlen Wochen der "Schöpfungszeit" begeht und laut inszeniert. Mag schon sein, dass es diese früher auch gegeben hat. Nur hat sich halt außerhalb von Wahlzeiten niemand darum gekümmert.

Am gleichen Tag, da der KA-Grünschwung bekannt wird, ist auch ein "Pfarrnetzwerk Asyl" an die Öffentlichkeit gegangen. Es besteht aus KA-Funktionären, linksradikalen Gruppen wie "SOS Mitmensch" und kirchenbekannten Linksaußen wie Ruth Wodak, Paul Zulehner, Regina Polak oder Martin Jäggle. Sie polemisieren gegen eine angebliche "Verrohung der Sprache" in Österreich und verlangen statt dessen eine Sprache, "die das Thema Flucht und Migration in positiver Weise darstellt".

Ja, genauso überzeugt man die Gläubigen, die nicht imstande sind, die rasche Zunahme islamischer Verkleidung auf den Straßen "in positiver Weise" zu sehen, die arbeitsfreie 4600 Euro monatlich für eine syrische Familie als ein wenig übertrieben ansehen, die nun fast schon täglich von Messerattentaten und Vergewaltigungen lesen, deren Kinder in ihren Klassen immer öfter durch muslimisches Dominanzverhalten marginalisiert werden – ja, genauso überzeugt man die einfachen Gläubigen davon, dass die Kirche bei den Menschen ist. Einerseits: durch Bejubelung einer Entwicklung, die zu einem Ende des christlichen Europas führen dürfte. Andererseits durch Abstieg des Domes zur Adabei-Kulisse.

Die Bischöfe sind da an eine Rechtsregel zu erinnern, die ein Papst im 13. Jahrhundert dekretiert hat: Wer schweigt, scheint zuzustimmen.

Zum Glück gibt es aber auch in der österreichischen Kirche noch Stimmen der Weisheit und des Mutes – wenn auch derzeit nur sehr isoliert. Zu diesen Stimmen zählt die des "Missio"-Nationaldirektors Karl Wallner, der in einem "Kurier"-Interview klare und dringend notwendige Worte gefunden hat. "Der Islam beinhaltet schon ein Potenzial, wo es um eine Überlegenheit gegenüber anderen Religionen geht. Das darf man nicht einfach wegthematisieren." In Staaten, wo der Islam eine Dominanz hat, werden Christen benachteiligt, so Wallner.

Man könne Christentum und Islam nicht als vergleichbare Weltreligionen sehen. "Unsere Freiheitskultur, die wir hier haben, dass hier jeder seine Kritik äußern kann, das gibt es im Islam nicht." Und noch deutlicher: "Wir haben jetzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Christenverfolgung, wie wir sie in unserer 2000-jährigen Geschichte nicht hatten. Und es ist nicht die Verfolgung von irgendjemandem, sondern es ist sehr bewusst eine Verfolgung von Christen, weil sie Christen sind." Davon, so Wallner, höre man hierzulande aber nichts.

Wallner wagt es auch, offen über die antichristliche Hetze bei den nichtislamischen Linken in Europa zu sprechen: So haben "die Franzosen" bei der Olympia-Eröffnung "über uns gespottet, über das, was uns Christen am heiligsten ist: das letzte Abendmahl."

Es dürfen also doch in der Kirche auch noch wahre Sätze wie diese gesprochen werden. Das lässt tief durchatmen.

Vielleicht gibt es eines Tages auch wieder Bischöfe, die den Mut zur vollen Wahrheit haben. Die es wagen, die grüne Agitation einiger Kirchenfunktionäre einzubremsen.

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