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Viele Herzen und eine Krone

Auch im 21. Jahrhundert trägt man Gefühl. Sogar wenn das manchmal in Skurrilität endet. Hier einige Beispiele.

  • Normalerweise wird lautstark darum gekämpft, Frauen in möglichst alle Berufe und vor allem in möglichst viele Toppositionen zu reklamieren. Musikfestivals werden nach der Anzahl der beschäftigten Dirigentinnen beurteilt, Kandidatenlisten auf Geschlechterparität untersucht, Führungsetagen in der Wirtschaft mit Quoten belegt. Alles im Namen der Gender-Gerechtigkeit. In der deutschen Pfalz hat man nun das Gegenteil gemacht. Man entdeckte sein Herz für das starke und für das ungewisse Geschlecht und räumte  mit einer skandalösen Bevorzugung von Frauen auf: Weg mit der "Winzerkönigin"! Um den Wettbewerb um die Wein-Krone auch für Männer und "diverse" Personen öffnen zu können, entschloss man sich zu dem revolutionären Schritt, die schönen Königinnen durch geschlechtsneutrale "Weinbotschafter" zu ersetzen. Übrigens ist das einmal ein Wahnsinn, bei dem Österreich nicht mitmacht: In Niederösterreich kursiert bereits eine Petition, in der man sich vorsorglich gegen diese Blüte des Genderwahns stellt.
  • Eine der Schönheiten der deutschen Sprache ist, dass man sich aussuchen kann, ob man jemandem die Nähe eines "Du" gestattet oder ihn lieber mit dem kühlen "Sie" auf Distanz hält. Vor gut einem halben Jahrhundert hat die schwedische Selbstbau-Möbel-Firma Ikea damit begonnen, ihre Kunden zu duzen. Damit wollte man Herzlichkeit und kumpelhafte Kundennähe suggerieren. Mittlerweile regt sich kaum mehr jemand darüber auf, was sich allerdings jetzt ändern könnte. Denn heuer müssen wir uns von den wahlwerbenden Parteien duzen lassen. "Wähl, als gäbe es ein Morgen", duzen uns die Grünen. "Es beginnt mit Dir", schleudern uns die FPÖ-Plakate ins Gesicht. Und SPÖ-Chef Babler empfiehlt sich "für Dein besseres Österreich". Was waren das noch für gute, alte Zeiten, als sie alle noch per Sie mit uns waren. Wie gerne würde man ihnen das nie konzedierte Du-Wort entziehen.
  • Bisher waren Wahlen ein Kampf um unsere Stimme. In diesem Jahr wollen die Politiker liebgehabt werden und kämpfen um unsere Herzen. "Dein Herz sagt ja" beschwört Herbert Kickl den Wähler wie ein sehnsüchtiger Liebhaber. Und auch Andreas Babler kann uns gar nicht genug Herzerl vor die Augen knallen, er verwendet sie sogar fürs Partei-Logo. Dabei ist in der Wahlzelle ein kühler Kopf sicher mehr gefragt als ein heißes Herz.
  •  Herz trägt man auch an unerwarteter Stelle in Deutschland. Dort ruft der Finanzminister das Volk dazu auf, die "Liebe zu Überstunden" wieder zu entdecken. Dass er seinem Werben mit Steuerzuckerln Nachdruck verleiht, verwundert nicht: Bei unserem sprichwörtlich pflichtbewussten Nachbarn lässt die Arbeitsmoral zu wünschen übrig. Laut OECD erbrachten die deutschen Beschäftigten die wenigsten Arbeitsstunden der 38 reichsten Industrienationen. Dafür feiert man gerne krank: 19,4 Krankenstandstage pro Arbeitnehmer wiesen die deutschen Versicherer im Vorjahr aus. Und jeder vierte der Erkrankten gab in einer Umfrage von YouGov zu, bei der Krankmeldung geschwindelt zu haben. Bei den Männern war es sogar jeder dritte.
  • Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, haben Länder und Institutionen wie das Bundesheer insgesamt 85 Studienplätze mit einem ansehnlichen Studenten-Gehalt ausgestattet und die Hürde der notwendigen Punktezahl beim Aufnahmetest gesenkt. Im Gegenzug müssen sich die Studenten verpflichten, als fertig ausgebildeter Arzt dem Land oder dem Heer etc. für eine bestimmte Anzahl von Jahren zur Verfügung zu stehen. Aber nur 49 dieser wohlausgestatteten Plätze stießen auf Gegenliebe. Offensichtlich fördert auch ein großzügiges Studentengehalt die Liebe zu einer Kassenarzt-Stelle nicht.
  • Die Liebe zur Umwelt erkaltet, wenn es ums Klima geht. Denn im Kampf gegen das böse CO₂ sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, allerdings vor lauter gefällten Bäumen. Für die heilige Kuh der Klimahysteriker, das Elektro-Auto, wird die Natur bereitwillig geopfert. Eine Analyse von Satellitenbildern deckte auf, dass für die riesige Tesla-Fabrik bei Berlin 329 Hektar Wald weichen mussten, rund eine halbe Million Bäume wurde geschlägert. Bedenkt man, dass ca. 15,7 Kilogramm des verteufelten CO₂ pro Baum und Jahr gebunden werden, könnte man schon eine erkleckliche Kilometeranzahl mit dem bösen Verbrenner-Auto fahren, denn ein PKW emittiert ca. 112,2 Gramm CO₂ pro Kilometer.

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