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Die Winterschuhe sind nicht das Problem unserer Kinder

Hunderttausende arme Kinder, die nichts zu essen haben, die im Winter mit zerfetzten Sommerschühchen durch den Schnee stapfen müssen, die sich der schon vom älteren Bruder getragenen Pullover-Lumpen schämen: Das ist das Land, in dem Andreas Babler lebt, für das er ein Programm entwickelt hat, das es aus seinem Elend erretten soll. Was hat Babler-Land mit Österreich gemeinsam?

Gott sei Dank nichts.

Nun kann man ein Land schlecht reden, damit man sich als strahlender Ritter und Retter aller Armen profilieren kann. Garniert mit ein bisschen Robin Hood: Wir nehmen den bösen zehn Reichen viele ihrer böswillig gehorteten, unverdienten Milliarden ab und verteilen sie so lange an die Armen, bis alle wohlhabend sind und das Wort "Sozialmarkt" aus dem Vokabular verschwunden ist.

Weder das Bild von Österreich noch jenes von dem wunderbaren Weg seiner Errettung stimmen.

Und es gehört schon sehr viel Demagogie dazu, den Unterschied zwischen "arm" und "armutsgefährdet" einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Laut Christoph Badelt, immerhin einer der führenden Wirtschaftsexperten des Landes und Vorsitzender des Fiskalrats, sind 3,7 % der österreichischen Haushalte als "arm", 14 % als armutsgefährdet zu bezeichnen. Und sogar die sozialistische Volkshilfe weist darauf hin, dass auch in den armen Familien die "existentielle Grundsicherung" gewährleistet ist. Also auch Winterschuhe.

Freilich: Wenn Herr Babler programmatisch sagt, den Kindern müsse es besser gehen, dann kann man ihm nur zustimmen, denn es kann Kindern nie gut genug gehen.

Und es gäbe auch für die Politik sehr viel zu tun für die Kinder in unserem Land. Um nur einiges aufzuzählen:

  • Mehr Kassenstellen für Kinderärzte – vor allem im ländlichen Raum
  • Diverse Therapien für Kinder auf Krankenschein
  • Verkehrspolitische Maßnahmen, die ihnen mehr Sicherheit bringen
  • Eine bessere Aufteilung der Ferien übers Jahr
  • Die Unterstützung der Eltern, wenn sie ihre Kinder nicht fremdbetreuen lassen wollen
  • Das Fördern von Talent und Leistung
  • Sicherstellen, dass der Schulunterricht erfolgreich stattfinden kann, weil alle Schüler in der Klasse Deutsch beherrschen

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Aber Winterschuhe und täglich eine warme Mahlzeit für jedes Kind in unserem Land als politische Ziele anzusetzen, das ist frivol. Schließlich liegt Österreich in den diversen Länder-Rankings nach Reichtum auf Platz 4 in Europa und auf Platz 13 in der Welt. Man sollte also nicht ständig so tun, als ob die Armut rasant um sich griffe. Schließlich haben wir ein sehr engmaschig geknüpftes soziales Netz – ob man die Zahlungen nun Mindestsicherung oder Kindergrundsicherung nennen will, ist nur ein semantisches Problem. Zum Glück ist bei uns für jedes Kind gesorgt. Dieses soziale Netz macht ja unser Land für illegale Zuwanderer so attraktiv, denn die vieldiskutierten viereinhalbtausend Euro Sozialhilfe für die siebenköpfige syrische Familie sind nicht nur hierzulande bekannt.

Es ist eigentlich schrecklich, wie unser Land laut Wahlprogrammen aussieht: Das eine muss die Kinder vom Bettelstab retten, das andere verhindern, dass sämtliche grünen Wiesen zubetoniert werden und das Land mit dem Planeten verbrutzelt, das nächste muss unsere Freiheit schützen (aber bitte ohne Raketenabwehr!) und laut einem anderen ist hierzulande alles so aus den Fugen geraten, dass nurmehr strenge Kontrolle hilft. Der Bundespräsident könnte wieder einmal sagen: So sind wir nicht. So ist das Land nicht. Oder wie er bei den Salzburger Festspielen mit Grillparzer sagte: Es ist ein gutes Land.

Auch vor Wahlen.

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