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Auch wenn es dem Nationalstolz widerstrebt, so muss man zugeben, dass Österreichs Wirtschaft in hohem Maße von der in Deutschland abhängig ist. Zwar können einzelne ökonomische Parameter bisweilen um einzelne Punkte nach oben oder unten abweichen. Und darin liegen dann die Leistungen oder Fehler der Unternehmer, der Arbeitnehmer und der Politik. Aber den großen Trend gibt der große Nachbar vor.
Und das muss man derzeit mit "leider" kommentieren, auch wenn man nicht vergessen darf, dass Österreich lange von der deutschen Wirtschaftswunder-Lokomotive profitiert hat. Aber zuletzt ist es vor allem durch Fehler in Berlin bergab gegangen. Diese gipfelten im gleichzeitigen Ausstieg aus Atomenergie und Kohle – während global beide Energieformen mehr denn je boomen, Kohle vor allem in China und Umgebung. Dazu kommt die Klimarettungspolitik durch die teuren CO2-Zertifikate. All das hat Folgen: Die Stromkosten sind steil gestiegen.
Wohl hat sich deren Steigen abgeflacht – aber hoch sind sie geblieben. Heute sind die Stromerzeugungskosten in Deutschland doppelt so hoch wie in Frankreich mit seinen Atomkraftwerken und dreimal so hoch wie in China und den USA. Die Folgen: In den letzten drei Jahren haben deutsche Unternehmen alljährlich nicht weniger als 100 Milliarden Euro im Ausland mit seiner billigen Energie investiert, während umgekehrt aus dem Ausland nur 22 Milliarden in Deutschland investiert worden sind.
Wenn die deutschen Unternehmen aber anderswo in der Welt Fabriken schaffen, dann ist klar, dass sie weniger bei den Zulieferern aus Österreich einkaufen.
Über all das trösten sich überzeugte Klimaretter mit dem Verweis auf die Wichtigkeit der Reduktion der CO2-Emissionen hinweg. Immerhin sind diese in vier der sechs größten Industrieländer, in den USA, Japan, Deutschland und Großbritannien in den letzten vier Jahren um 301 Millionen Tonnen gesunken. Diese Zahl klingt eindrucksvoll – solange man ihr nicht die Bilanz der anderen beiden großen Industrienationen China und Indien gegenüberstellt: Diese beiden allein haben zusammen nach Angaben des internationalen Energieinstituts um nicht weniger als 861 Tonnen mehr emittiert. Also fast das Dreifache!
Dazu kommt, dass Indien weiter gewaltig Gas gibt, dass China, Japan und Großbritannien derzeit größere wirtschaftliche Sorgen haben als das Klima, dass nach einem Wahlsieg von Donald Trump Amerika jede Klimapolitik vergessen wird. Dann wird Deutschland noch viel mehr alleine stehen und kriseln. Genauer gesagt: nicht alleine, sondern Österreich in seinem Gefolge.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".