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Wie Wahlkampf-Wünsche wahr werden

Wahlkämpfe sind Zeiten intensivierter Unintelligenz. Viel werden wir daher jetzt hören über Kinderarmut, über Schüler ohne warme Mahlzeit, über Obdachlose, über Altersarmut, über Mangel an Pflegern und viele andere Berufe, über Elektrozäune um alle Almen, über Wohnungsmangel, über schlechte Verkehrsverbindungen. Und, und, und. Der Blick in die Medien lässt diese Liste täglich länger werden, auf der manches – manches – sogar wirklich nötig wäre.

Nur über eines hört man wenig: Wie man all das finanziert. Man hört höchstens: Die Reichen sollen zahlen. Offenbar ist man unfähig, aus der Geschichte zu lernen. Denn genau dieses Rezept haben Herr Varoufakis in Griechenland, Herr Lenin in Russland, Herr Maduro in Venezuela, Herr Castro in Kuba ihrem Land schon verschrieben. Und dieses damit in tiefe Armut gestürzt. Denn als man die Reichen einmal ausgenommen hatte, war niemand mehr zum Ausnehmen da. Und niemand war so blöd, sich anzustrengen, um neue Vermögen anzusammeln.

Was aber sonst tun? Da hilft ein Blick in die jüngste Studie des "Economist". Aus der geht klar hervor: Würden die Österreicher mehr arbeiten, dann wären sie reicher. Beim weltweiten Vergleich der Wirtschaftsleistung pro Kopf liegen sie nur an 12. Stelle, in Hinblick auf die Lebenshaltungskosten gar nur an 13. Stelle. Untersucht man jedoch auch, wie wenig sie dafür arbeiten, dann liegen sie plötzlich an 8. Stelle.

Die Schweiz hingegen liegt in Hinblick auf das BIP pro Kopf an zweiter Stelle (hinter Luxemburg), ihre Bürger arbeiten aber deutlich mehr. Hinter ihr liegen zwei Länder, die gute Teile ihres Einkommens, ohne sich anzustrengen, aus dem Boden pumpen können (Katar und Norwegen). Und dann kommt Singapur – dort gibt es dafür noch viel mehr Arbeitsstunden.

Für Österreich und das noch schlechter dastehende Deutschland mit seiner verrottenden Infrastruktur ist daher die Antwort klar: Entweder wir finden viel Öl und Gas, das wir aus der Erde pumpen können (unter dem Weinviertel gäbe es tatsächlich etliches Gas, das wir aber wieder einmal aus Angst vor den Bürgern unangetastet lassen), oder wir arbeiten mehr. Gewiss kann man da auch über die Tages-, Wochen- und Jahresarbeitszeit nachdenken. Noch viel mehr sollte, müsste man aber über die Lebensarbeitszeit nachdenken, also das Pensionsantrittsalter, und darüber, ob das Wohlfahrtssystem nicht allzu vielen ein bequemes Leben ohne Beitrag zum allgemeinen Wohl ermöglicht.

Das sollte man vor allem dann, wenn man ständig neue Bedürfnisse entdeckt.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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