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Das Attentat und Trumps Wahlsieg

Wer hat sich nicht – sofern er es damals erlebt hat – an die furchtbaren Sekunden der Attentate auf John F. Kennedy und Ronald Reagan erlebt, als jetzt die Schüsse auf Donald Trump eine Wahlveranstaltung in Pennsylvania unterbrochen haben. Zur Stunde scheint nur zweierlei klar: Trump ist nicht lebensgefährlich verletzt, offenbar ist nur sein Ohr durchlöchert, ein Teilnehmer der Veranstaltung ist aber tot, mindestens ein weiterer verletzt, der noch unbekannte Schütze konnte getötet werden – und die Schüsse bringen eine klare Botschaft für den amerikanischen Wahlkampf.

Diese Botschaft lautet: Jetzt ist an Trumps Wahlsieg endgültig nicht mehr zu rütteln. Zu eindrucksvoll sind solche Momente in der leidvollen Geschichte der amerikanischen Spitzenpolitik, die automatisch zu kollektiver Solidarisierung führen. Dazu kommen, fast noch stärker, die paar Sekunden, da Trump, von Secret-Service-Männern umringt, mit Blut am Ohr und halb aufgerissenem Hemd seinen Anhängern die Faust in einer starken Geste des ungebrochenen Durchhaltewillens zeigt. Was diese in emotionale Sprechchöre "USA, USA" ausbrechen lässt.

Besser könnten diese Momente nicht inszeniert gewesen sein – was sie aber zweifellos nicht waren –, um endgültig klar zu machen: Hier lässt sich ein Mann nicht unterkriegen, auch wenn er mit kriminellen Methoden bekämpft wird.

So entstehen Helden-Mythen.

Damit ist auch endgültig der Kampf der Linken und Demokraten diskreditiert, die nur ein Ziel haben, Trump als Symbol der einfachen Amerikaner zu eliminieren. Dieser Kampf war ja schon in den letzten Wochen ins Peinliche abgesunken, als so gut wie jeder Politiker, jedes Medium, jeder Sponsor, jeder Hollywood-Schauspieler der amerikanischen Linken den Verzicht des amtierenden Präsidenten Joe Biden auf die neuerliche Kandidatur verlangt hat, weil er schon zu senil sei, um Trump zu schlagen – ohne aber irgendeinen Ersatz vorzuschlagen. Wichtig sei nur, Trump zu besiegen.

Das Einzige, was sie zu bieten hatten und haben, ist der Hass auf Trump, den man mit aller Gewalt verhindern wollte. Und jetzt haben offensichtlich Gefolgsleute das "mit aller Gewalt" allzu wörtlich genommen. Die Früchte des Hasses. Der freilich von beiden Seiten der amerikanischen Szene ausgeht.

Der nun wohl endgültige Wahlsieg Trumps heißt zwar gewiss nicht, dass man in Europa, in Österreich allzu glücklich mit seiner neuerlichen Präsidentschaft sein sollte. Vor allem für Europa und die Ukraine bedeutet er noch Schlimmeres als Biden, der mit seinem angeblich primär gegen China gerichteten Mega-Protektionismus schon schlimm genug gewesen ist.

Aber in Wahrheit ist es völlig egal, ob man in Europa Trump toll oder furchtbar findet. Wichtig ist einzig, dass man sich damit abfinden sollte, dass Trump jetzt wohl unvermeidlich Präsident wird. Und dass man sich jetzt schon auf die Folgen vorbereiten soll.

Diese Folgen bedeuten für die Amerikaner eine Mischung auf Isolationismus und rhetorischer Großmannssucht, die vielen US-Bürgern durchaus passt. Hingegen ist der Wunsch, das immer herumnörgelnde Europa wieder herauszuhauen, wenn ein Wahnsinniger den Kontinent bedroht, kleiner denn je.

Das bedeutet für Europa: Wir sind alleine und müssen, müssten selber für uns sorgen. Es wird keinen Onkel aus Amerika mehr geben, der uns jederzeit hilft.

PS: Was in den Sekunden des Attentats jedenfalls aufs erste beeindruckt hat: Wie rasch eine erstaunliche Anzahl von männlichen wie weiblichen Agenten herbeigesprungen ist, um Trump zu schützen und wegzubringen. Wird das endgültig die Zukunft jeder politischen Veranstaltung sein, weil man immer mit fanatischen Verbrechern rechnen muss?

PPS: Erstaunlich war auch der Auftritt von Joe Biden wenige Minuten nach dem Attentat: Ganz unvorbereitet, ganz ohne Teleprompter wirkte er ungewöhnlich souverän im Vergleich zu seinen letzten Auftritten.

PPPS: Noch erstaunlicher war freilich ein Teilnehmer der Trump-Veranstaltung, der davon berichtete, dass er und andere Teilnehmer schon Minuten vor den Schüssen die Polizei auf den mutmaßlichen Schützen auf einem Dach am Rande der Veranstaltung aufmerksam gemacht hat. Nach seinen Worten habe die Polizei aber nicht reagiert. Sollte sich das als richtig herausstellen, und, vor allem, sollten die Dächer bei einer solchen öffentlichen Veranstaltung nicht gesichert gewesen sein, wird sich der Secret Service trotz des raschen Einsatzes rund um Trump selber etliche sehr unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.

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