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Wohin mit dem Kohlenstoffdioxid?

Die Buchstaben CCS und CCU werden zwar auch am Ende der nächsten Wahlkämpfe von den meisten nicht verstanden werden. Sie sind aber in Wahrheit ein wichtiger Kern dessen, worum es in den nächsten Jahren wirtschaftlich für Europa und Österreich geht.

Hinter diesen Buchstaben verbirgt sich die Idee, das – sobald es in die Atmosphäre gelangt – als schädlich geltende CO2 einzufangen, unterirdisch zu vergraben und dann später wieder zu nutzen. Gibt es doch in Forschung und Technik schon erstaunlich viele Projekte und Ideen, wie CO2 wieder sinnvoll verwendet werden kann.

Eine ist etwa die "Mineralisierung"; dabei wird Kohlenstoffdioxid zum Ersatz für Zement verwendet, was überdies viel CO2 bei der Zement-Produktion substituieren würde. Weitere Ideen sind etwa die Erzeugung von Harnstoff, von Dämmstoffen, von Pflanzenkohle, von Filamenten für 3D-Drucker oder die Verwendung von CO2 für die Erzeugung von E-Fuels. Vieles ist im Entwicklungsstadium, manches funktioniert schon bei Pilotprojekten – und erzeugt tiefen Respekt vor der Kreativität von Wissenschaft und Technik.

Jedoch: Selbst wenn keine dieser Ideen wirklich am Ende des Tages wirtschaftlich sinnvoll werden sollte, hat die Idee der unterirdischen Speicherung einen Sinn – zumindest für EU-Länder. Denn diese werden bald große Summen für die Emission von CO2 in die Atmosphäre zahlen müssen. Da wird es billiger, das CO2 einfach in tiefen Höhlen, in denen früher Gas und Öl gewesen ist, zu vergraben.

Wieder einmal sind die Skandinavier deutlich voran, die das schon tun – aber überraschenderweise diesmal auch die deutschen Grünen. Deren Wirtschaftsminister Habeck wörtlich: "Es ist besser, das CO2 ist sicher im Boden als in der Atmosphäre." Die österreichischen Grünen haben da hingegen noch einen Lernprozess vor sich. Denn sie kämpfen wild gegen den Finanzminister, der schon seit längerem intensiv für das CCS lobbyiert. Ihr Kampf ist aber, höflich ausgedrückt, wenig klug.

Sehr unklug sind die Grünen diesseits und jenseits des Walserberges auch, wenn man sie mit Greta Thunberg vergleicht. Die schwedische Schulschwänzerin hat erkannt, dass es Atomkraftwerke braucht, wenn man sowohl Gas- als auch Kohlekraftwerke verhindern will. Das ist jedenfalls in sich logisch, wie auch immer man sie sonst bewertet. Hingegen ist es dumm, gegen alles zu sein, was drei Buchstaben hat. Gegen AKW, gegen CO2, gegen CCS, gegen CCU. Dann steht man wirklich als jemand da, der die Menschen zurück in die Höhlen treibt.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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