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Schickt Rangnick endlich in Pension!

Auch wenn es noch einige Tage braucht, bis Meinungsumfragen das bestätigen, so scheint jetzt schon klar: Es gibt in Österreich derzeit mit absoluter Sicherheit keinen populäreren Mann als Ralf Rangnick. Schon tönen auf allen möglichen Plattformen Rufe, dem aus Deutschland stammenden Trainer der österreichischen Nationalmannschaft doch den rot-weiß-roten Pass anzubieten. Er hätte das in der Tat auch sicher mehr verdient als viele andere, die sich diesen Pass in den letzten Jahren ersessen haben (und die daheim oft heimlich einen zweiten, meist türkischen Pass haben, was aber jene Parteien nicht stört, die glauben, von den Türken gewählt zu werden). Rangnick würde wahrscheinlich sogar Bundespräsidentenwahlen gewinnen. Doch gleichzeitig ist für einen Teil des politischen Österreichs ebenso klar, dass Rangnick endlich in Pension gehen muss. Wegen gleich zweier klarer Delikte.

Das sind erstens sein Alter und zweitens die Tatsache, dass er aus dem Stall von Red Bull gekommen ist. Beides ist eigentlich für Linke eine Ungeheuerlichkeit.

Der Red-Bull-Konzern stellt mit Professionalität und clever eingesetztem Personal die österreichische Fußballwelt seit Jahren auf den Kopf. Und der Red-Bull-Mann Rangnick hat dies jetzt auch bei der Fußball-Europameisterschaft geschafft, indem er Österreich in einer Gruppe mit den als viel bedeutender eingeschätzten Fußballnationen Niederlande, Polen und Frankreich an die Spitze geführt hat.

Red Bull und Rangnick haben die dumpfe Mittelmäßigkeit des bisherigen Austro-Fußballs total durcheinandergebracht. Diese war ja lange von zwei aus dem Rathaus dick subventionierten Wiener Vereinen beherrscht worden – Vereinen mit großer SPÖ-Nähe und daher mehr an Steuermitteln als an Leistung interessierten Präsidenten. Bei dem einen Klub steht ein langjähriger SPÖ- und ORF-Funktionär an der Spitze, der vor allem im Gebührenfunk dafür gesorgt hat, dass dessen Linkstrend irreversibel durch redaktionelle Politkommissare einbetoniert ist. Der andere ist Geschäftsführer der Wien-Holding, einer zentralen Machtinstitution des roten Wiens, die massenweise Inserate in nahestehenden Medien schaltet, obwohl man bei der Wien-Holding weder ein Produkt noch eine Aktie oder sonst etwas kaufen kann. Der Austria-Präsident und Wien-Holding-Geschäftsführer ist in diesen Funktionen so wenig ausgelastet, dass er laut offizieller Auflistung auch noch Zeit für 11 (elf) weitere Aufsichtsrats- und Beiratsfunktionen hat.

Es ist daher kein Zufall, dass Wien im österreichischen Fußball immer unbedeutender wird und dass Salzburg, Graz und Linz heute die führenden Städte sind. Die Wiener Vereine sind hingegen in eine Klasse mit Klagenfurt, Hartberg oder Wolfsberg abgestiegen. Wir sehen wieder einmal bestätigt: Wo immer die SPÖ hingreift, gehen die Dinge schief. Weil es bei ihr immer nur um Macht, um Verbindungen, um Steuermittelverteilung geht, aber nie um Leistung.

Und wenn einmal ein erfolgsorientierter und versierter Mann da an die Spitze des nationalen Fußballs kommt, dann ist es gleichsam automatisch klar, dass er nichts mit dieser Wiener Politblase zu tun hat. Ebenso klar ist, dass diese Blase über Red Bulls und auch Rangnicks Erfolge nur sehr begrenzt glücklich ist.

Noch schlimmer als Rangnicks Red-Bull-Herkunft ist sein Alter. Der Mann ist 66 Jahre alt. Für ÖGB und SPÖ ist es ein absoluter Skandal, dass dieser Mann noch arbeitet. Regen sie sich doch sogar regelmäßig darüber auf, dass erst ab dem 65. Lebensjahr jeder eine staatliche Pension bekommt (obwohl eh nur noch eine Minderheit so lange arbeitet und lieber frühere Wege in die Pension benutzt).

Wenn also die Erfolge von Rangnicks Truppe über ein paar Tage der Euphorie hinaus einen tieferen Sinn bekommen sollen, dann bestünde der eindeutig darin, über die Freude wie auch dringende Notwendigkeit nachzudenken, dass die allermeisten Menschen locker bis 70 und oft auch darüber hinaus arbeiten können. Und zwar gut arbeiten können.

Gewiss, der tiefere, ja fast der einzige Sinn des sozialdemokratischen Seins besteht darin, dafür zu agitieren, dass die Menschen immer weniger arbeiten und dafür immer mehr Geld und sonstige Leistungen bekommen. Alle SPÖ- und ÖGB-Kampagnen der letzten Jahre waren eindeutig diesem Ziel zuzuordnen (wenn man von kurzen Vranitzky- und Gusenbauer-Perioden absieht, wo auch ein wenig wirtschaftliche Vernunft geherrscht hat).

Nur die Schwerpunkte haben gewechselt: Einmal geht es um eine kürzere Tagesarbeitszeit, einmal um die wöchentliche, einmal um die jährliche oder einmal um die Lebensarbeitszeit. Immer sollte die Arbeit weniger werden. Und gleichzeitig sollten die nicht erarbeiteten Ansprüche und staatlichen Leistungen ständig mehr werden. Das reicht von den Forderungen nach noch mehr Pension bis zu den Forderungen nach einer Kindergrundsicherung. Selbst einem Traiskirchner Heurigenwirt fällt da jeden Tag etwas Neues ein. Als Finanzierung hingegen fällt den roten und grünen Genossen außer immer noch mehr Schulden einzig der Zugriff auf die "Reichen" ein (jetzt schon müssen nach der Sozialdemokratisierung der letzten Jahrzehnte 1,7 Millionen Haushalte mit Leistungsträgern 2,4 Millionen Haushalte ohne Leistungsbereitschaft finanzieren.

Ein finalen Zugriff auf die in ihren Augen Reichen haben Sozialisten und Kommunisten nach (friedlicher oder gewaltsamer) Erringung der Macht von Russland bis Venezuela, von Nordkorea bis Argentinien, von Zimbabwe bis Osteuropa immer gemacht – mit immer katastrophalen Folgen, weil man das Geld der Reichen halt nur einmal einkassieren kann und weil halt danach in einem solchen Staat nie wieder jemand nach Reichtum strebt. Bis die Menschen wieder frei wählen können und dabei nie wieder sozialistische Wege gehen.

Aus diesem Grund sind erfolgreiche Unternehmerfamilien wie die Mateschitz logischerweise für Linke ganz besondere Hassobjekte, wie man ja schon mehrmals gesehen hat. Und das doppelt, wenn sie nicht nur als Unternehmer, sondern auch im Sport, als Medienunternehmer oder bei der Kulturförderung erfolgreich sind. Als Symbol dafür steht jetzt eindeutig Rangnick im Rampenlicht (auch wenn ich keine Ahnung habe, welche Partei er in Deutschland wählt, weil er sich klugerweise mit politischen Äußerungen total zurückhält – im Gegensatz etwa zu dem Franzosen mit der großen Pappe).

Noch ärgerlicher ist aber, dass Rangnick mit 66 Jahren noch immer arbeitet. Das widerspricht total jedem linken Denken, das Arbeit immer nur als Übel versteht, das für ältere Menschen nur an ein Bankerl im Park denkt und an eine Gratisjause im Pensionistenklub.

  1. Dabei macht Rangnick seine Arbeit eindeutig Freude.
  2. Dabei ist Rangnick gerade für den Haufen Testosteron-geladener junger Männer die ideale und dringend notwendige Vater- aber auch Autoritätsfigur.
  3. Dabei sieht man gerade bei ihm, dass ältere Menschen extrem wertvolle Erfahrung angesammelt haben, welche die körperliche Fitness bei den meisten Aufgaben mehr als kompensiert.
  4. Dabei sind maximal 10 bis 20 Prozent der Berufe solche, wo die körperliche Belastung für einen älteren Menschen ein Problem wäre.
  5. Dabei gibt es durchaus viele Menschen, die gerne über das gesetzliche Pensionsalter hinaus arbeiten würden, die aber oft aus ihren Firmen hinausgedrängt werden, weil sie auf Grund absurder Kollektivverträge viel teurer sind als jüngere Kollegen (solange es solche noch gibt), oder weil sie etwa in Österreich vom gesetzlichen System für ihren Arbeitswillen massiv bestraft werden (etwa indem sie als arbeitende Pensionisten doppelt Kranken- und Pensionsversicherung zahlen müssen, weit über die sonst geltenden Höchstbeitragsgrenzen hinaus).
  6. Dabei haben wir jetzt schon eine katastrophale demographische Entwicklung, weil die nun in Massen in Pension gehenden Babyboomer viel Schulden, aber viel zu wenige Babies gemacht haben, die jetzt als Erwachsene die langen Pensionsjahre der vielen Pensionisten finanzieren müssten.
  7. Dabei wird die durchschnittliche Lebenserwartung immer größer.
  8. Dabei wird auch die durchschnittliche Erwartung an gesunden Lebensjahren immer größer.
  9. Dabei wird die durch lange Pensionsjahre besonders steigende Vereinsamung zu einem der größten sozialpsychologischen Probleme.
  10. Dabei wird das Auseinanderklaffen beim Personalbedarf in fast allen Berufen immer größer (mit Ausnahme einiger jener Berufe, in die Linke besonders gerne drängen: Gleichstellungsbeauftragte, Journalisten, Uni-Lehrer in nicht naturwissenschaftlichen Disziplinen …).
  11. Dabei wählen von Österreich bis Amerika die Menschen mit Mehrheit Präsidenten, die weit über jedem Pensionsantrittsalter sind – obwohl es zumindest in Amerika um den wohl am meisten fordernden politischen Beruf der Welt geht (während man in Österreich für das Amt des Bundesprräsidenten zumindest noch halbtags aktiv sein muss).
  12. Dabei ist die Finanzierungslücke im maßlos überforderten Pensionssystem längst das weitaus größte und jedes Jahr weiter wachsende Problem der Republik Österreich, das immer stärker die Finanzierung wirklich wichtiger Dinge behindert, von der Infrastruktur bis zur Bildungsförderung für die jungen Migrantenmassen.

Und dennoch: Am Pensionssystem und vor allem am Antrittsalter darf für SPÖ und ÖGB nicht gerüttelt werden. Und aus Angst vor ihrem Populismus wagt auch sonst keine Partei, daran zu rütteln (wenn man von den Neos absieht, die bisweilen zwischen ihrer penetranten Trans-, Schwulen- und Migranten-Bejubelung zumindest diesbezüglich auch vernünftige Ansichten äußern).

Daher wird Rangnick ein lebendes Ärgernis bleiben, besonders für SPÖ und ÖGB. Und das jeden Tag des Weiterarbeitens mehr, da er ja eigentlich auf die Parkbank gehört. Sollten die Genossen jedoch leugnen, dass sie so denken, dann sollten sie auch alle anderen so lange arbeiten lassen, wie sie brauchen, um die erwünschten und ihrer Lebenserwartung versicherungsmathematisch entsprechenden Pensionsansprüche erworben zu haben; und die nächste Generation von weiteren Schulden zur Finanzierung der Pensionen verschonen.

PS: Bei allem Respekt für den unternehmerischen Erfolg der Mateschitzs und bei großer Anerkennung für ihr sonstiges Engagement: Ihr Erfolgsgetränk finde ich übrigens persönlich grauslich.

PPS: Für Linke noch grauslicher ist aber zweifellos das Wort "National"-Mannschaft. Wie kann man nur in einer "Nation" etwas Positives sehen! Das müssen doch Nazis sein! Die deutschen Fußballfunktionäre haben deshalb auch sogar die Nationalmannschaft in "Die Mannschaft" umgetauft. Jetzt müssen sie den Menschen wohl noch abgewöhnen, Nationalfahnen zu schwingen. Am besten wäre es, sie stellen auf jeden Platz im Stadion gleich eine Regenbogenfahne.

PPPS: Besonders skurril war eine Diskussionsrunde in einem deutschen Sender nach dem erfolgreichen jüngsten Spiel der Österreicher. Der Moderator wollte auch über die Erfolge der Österreicher reden – aber die nach typisch öffentlich-rechtlichem Muster zusammengesetzte Runde hatte nur eines im Sinn: Sie wollte nur auf und über die AfD schimpfen. Natürlich ohne dass von dieser jemand dabei gewesen wäre.

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