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Jetzt ist die Provokation perfekt. Jetzt hat nach der grünen Justizministerin auch die grüne Verkehrs-usw-Ministerin Leonore Gewessler einen klaren Putschversuch gegen die Bundesverfassung unternommen. Sie hat entgegen dem (schriftlich!) vorliegenden Veto aller neun Landeshauptleute und einem fehlenden Konsens in der Bundesregierung einem EU-Gesetz zugestimmt, das Österreich, so wie die anderen EU-Länder dazu verpflichtet, mindestens ein Fünftel seines Bundesgebietes bis 2030 in den ursprünglichen Naturzustand zu versetzen. Abgesehen davon, dass eine solche grüne Utopie nicht nur in Österreich, sondern auch in vielen Ländern Europas völlig undurchführbar sein wird, dass sie unendlich viele Gerichtsprozesse und EU-Verfahren auslösen wird, sollte sie nicht künftig noch revidiert werden (was viel schwerer sein wird!), bringen die Vorgänge der letzten Stunden auch für die österreichische Innenpolitik eine Fülle dramatischer Konsequenzen und Lehren, rechtlicher wie politischer.
Es gibt selten einen Fall, wo die Ministeranklage beim Verfassungsgerichtshof so gerechtfertigt wäre wie der Gewessler-Skandal. Eine solche Ministeranklage hat es meiner Erinnerung nur ein einziges Mal gegeben, nämlich gegen den ehemaligen Salzburger Landeshauptmann (Vater) Haslauer wegen der – damals noch gesetzwidrigen – Sonntagsöffnung am 8. Dezember, also einem im Vergleich total geringfügigen Delikt ohne langfristigen Schaden. Ganz andere Folgen hat das jetzige Verhalten der NGO-"Aktivistin" Gewessler. Dieses Gesetz wird Existenzen vernichten und die schwer verschuldete Republik Milliarden kosten.
Gewessler hat sich nicht nur über das österreichische Bundesministerien-Gesetz hinweggesetzt, gemäß dem eindeutig auch der Landwirtschaftsminister diesbezüglich Konsequenzen hat. Sie hat vor allem auch einen einstimmigen Beschluss der Landeshauptleute ignoriert, die diese Renaturierungsverordnung abgelehnt haben.
Rechtlich ist es völlig irrelevant, dass die rot-pinke Gemeinde Wien – aus reiner Intrigierlust heraus – nachträglich plötzlich wieder sagt: Eigentlich wollen wir unsere Zustimmung zu jenem Beschluss doch wieder zurückziehen. Als ob ein einmal beschlossenes Gesetz nachträglich unwirksam würde, wenn ein paar Abgeordnete erklären: "Wir haben uns unsere Zustimmung wieder überlegt."
Diese Regel der Wirkungskraft einmal getroffener Beschlüsse, die einzelne Teilnehmer nachträglich nicht mehr ändern können, gilt bei jeder Willensbildung auf allen rechtlichen Ebenen. Und darüber hinaus. So wissen sogar Kartenspieler: "Was liegt, das pickt"; auch sie können nicht nachträglich (etwa wegen Folgen im späteren Spielverlauf) ihr Ausspiel nachträglich ändern.
Noch viel übler ist die Argumentation von Frau Gewessler: Ihr "Gewissen" hätte sie zu ihrem Alleingang gebracht. Selbst ein noch so linker Verfassungsgerichtshof darf es eigentlich nicht tolerieren, dass man sich mit einem solchen Argument (und "Rechtsgutachten", die man sich wahrscheinlich mit Steuergeld aus dubiosen, bisher nicht einmal genannten Anwaltskanzleien geholt hat) über Recht und Verfassung hinwegsetzt. Es würde dem Terror der grünen und linken Straßenbesetzer, der islamischen Scharia-Forderer und der islamischen sowie links- wie rechtsextremistischen "Juden-Raus"-Schreier endgültig Tür und Tor öffnen, wenn jeder sein "Gewissen", also in Wahrheit seine Ideologie, seine Interessen, seine Willkür über alle Rechtsnormen hinweg durchsetzen kann und darf.
Gewesslers "Gewissen"-Gerede ist nichts anderes als eine selbst erteilte Erlaubnis zum Putschen. Das bedeutet die Rückkehr des steinzeitlichen "Rechts" des Stärkeren. Regellose Willkür mit "Gewissen" zu begründen, kann nun wirklich ein jeder.
Dieses Zertrümmern des Rechtsstaates ist viel dramatischer als das De-Facto-Ende der Koalition ein paar Wochen vor ihrem formellen Ende. Es ist auch viel bedeutungsvoller als alle rechtlichen Schritte, welche die ÖVP jetzt noch gegen Gewessler versuchen kann, also Ministeranklage, Hinauswurf der Ministerin, (die schon eingebrachte) Amtsmissbrauchs-Anzeige, letztlich auch das formelle Ende der Koalition – vor dem Nehammer noch zurückschreckt – und wieder einmal Einsetzung einer amtsführenden Beamtenregierung wie unter der leider soeben verstorbenen Brigitte Bierlein.
Diese Entwicklung könnte es dann geben, wenn die FPÖ nach einem Hinauswurf Gewesslers durch Karl Nehammer gemeinsam mit den Grünen und den anderen Linksparteien einem Misstrauensantrag gegen den Bundeskanzler zustimmt. Was sie zwar an sich mit Liebe tun würden, was aber angesichts des Anlasses den Freiheitlichen viele Stimmen vor allem im ländlichen Raum kosten würde. Aber Nehammer traut sich offenbar eh nicht, Gewessler hinauszuschmeißen.
Mehr als zweifelhaft ist auch, ob sein Brief nach Brüssel, dass Gewessler gemäß der österreichischen Verfassung gar nicht zur Zustimmung zu dem Gesetz berechtigt gewesen sei, dort Wirkung haben wird. Hat sich doch die EU noch nie um die österreichische Verfassung gekümmert, sondern sich präpotent für weit über solchen Dingen stehend gezeigt.
Auch wenn sie jetzt erwacht ist, so muss sich die ÖVP eindeutig sagen lassen, dass sie sich von den Grünen hineinlegen hat lassen. Dass hätte einer Partei niemals passieren dürfen, würden so wie früher des Verfassungs- und Europarechts Kundige in der Parteispitze sitzen. Die ÖVP hat viel zu lange viel zu naiv und ohne Absicherung geglaubt, Gewessler würde sich an den Brief der Landeshauptleute und insbesondere die Stellungnahme des Verfassungsdienstes halten. Sie hat nicht damit gerechnet, dass sich die trickreiche NGO-Aktivistin mit Ministergehalt im allerletzten Moment ihres "Gewissens" erinnert. Hätte die ÖVP mit dieser Entwicklung früher gerechnet, hätte sie gemäß der Bundesverfassung (Artikel 23d bis 23i) versuchen können, die Ministerin auch durch einen Beschluss des Nationalrats-Hauptausschusses zu binden. Auch dazu hätte sie freilich die Stimmen der Freiheitlichen gebraucht.
Politisch spricht jedenfalls für die ÖVP alles dafür, konsequent gegen die Grünen vorzugehen. Die Grünen haben ja auch schon in einem weiteren Punkt den Koalitionspakt gebrochen, indem sie angekündigt haben, das dort vereinbarte Vorschlagsrecht der ÖVP für den nächsten Kommissar zu ignorieren (noch bevor die ÖVP überhaupt einen Vorschlag gemacht hat). Und das von der grünen Justizministerin gedeckte Verhalten der WKStA und einiger Richter des Wiener Straflandesgerichts hat der verstorbene Christian Pilnacek schon eindeutig und zu Recht als Putsch bezeichnet, worauf diese Ministerin eine Post-mortem-Kommission gefügiger Personen gegen Pilnacek eingesetzt hat, der sich nicht mehr wehren kann. Das sind die totalitären Methoden der Grünen, die niemals in eine Regierung aufgenommen hätten werden dürfen. Freilich findet das Vorgehen der Grünen auch die volle Unterstützung von Rot und Pink, sodass die politischen Alternativen rar sind. Außer bei der FPÖ gibt es keine.
Aber das Verhalten der Grünen könnte jedenfalls auch zwei positive Konsequenzen haben:
In diesen Stunden muss jedenfalls auch der letzte ÖVP-Mensch erkennen, welch katastrophaler Fehler es von Sebastian Kurz gewesen ist, die Grünen in die Regierungsverantwortung zu nehmen. In diesem Tagebuch haben sie das freilich schon vor viereinhalb Jahren lesen können, und seither immer wieder. Manchmal hat man halt einen viel besseren Durch- und Überblick, wenn man Situationen aus der Distanz beobachten kann, als wenn man unmittelbar drinnensteht oder gar von jugendlichem Wunschdenken getrieben wird.
Spätestens in diesen Stunden ist auch der zweite große Fehler des einstigen Strahlemannes Kurz deutlicher denn je offenkundig. Die Gründe, die vor fünf Jahren für den Hinauswurf des damaligen Innenministers Herbert Kickl genannt worden sind, sind zwar schon damals lächerlich gewesen. Heute sind sie das noch viel mehr, vergleicht man die unberechtigten Vorwürfe gegen Kickl mit den nunmehrigen Verfehlungen der Leonore Gewessler. Kickl war ja als angeblich untragbar angesehen worden, weil er als Innenminister nicht gegen seinen damaligen Parteichef Strache untersuchen hätte können:
Der Gewessler-Skandal macht aber auch einige ganz zentrale politische Erkenntnisse deutlich:
Wenn der ORF und die anderen Linksmedien jetzt das Spiel von der armen Natur zu singen beginnen, die man Jean-Jacques Rousseau und seinem "Zurück zur Natur" folgend in einen Urzustand zurückbringen müsse, dann sind den Menschen die Folgen eines solchen Schrittes klar zu machen. Dann müssen zwingend auch die Lebensbedingungen der Menschen auf die Bedingungen diesen Urzustandes reduziert werden:
Ja, im Lauf der Jahrzehnte ist viel Natur zerstört worden. Das ist aber eindeutig Folge unseres höheren Lebensstandards – und der gerade von den Grünen forcierten Masseneinwanderung, wodurch die Republik, statt von sieben auf sechs Millionen zuzugehen, derzeit neun Millionen Menschen beheimaten muss.
Die Zeiten des Franz Schubert sind halt nur in seinen Liedern romantisch schön gewesen.