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Wir müssen mehr arbeiten

Den Staaten Europas, nicht zuletzt Österreich, gehen rapide die Menschen aus, die noch arbeiten. Es ist völlig eindeutig: Wir alle werden mehr und länger arbeiten müssen, sei es durch Verzicht auf Feiertage, durch längere wöchentliche Arbeitszeit, sei es durch deutlich späteren Pensionsantritt – oder aber wir werden viele Probleme haben, als Land und Einzelne. Ein Drittes gibt es nicht.

Das ist das größte Problem für unsere wirtschaftliche und soziale Zukunft, auch wenn Gewerkschaften & Co es nicht wahrhaben wollen. Die Ursachen sind:

  1. die seit den 70ern dramatisch zurückgegangene Geburtenzahl (selbst der altgrüne Christoph Chorherr weist darauf hin, dass seine Jahrgänge rund 130.000 pro Jahr ausgemacht haben, und dass heute rund 75.000 pro Jahr geboren werden),
  2. die deutlich längere Lebenserwartung,
  3. der zum Arbeiten nicht gerade motivierende Wohlfahrtsstaat,
  4. die hohe Abgabenbelastung auf jeder legalen Arbeit (Österreich hat die dritthöchste Abgabenquote in der EU!)
  5. und die Tatsache, dass entgegen manchen Illusionen die bildungsfernen Migranten aus Nahost und Afrika die meisten Jobs nicht übernehmen können.

Wer das nicht glaubt, vergleiche mit anderen entwickelten Weltregionen. Seit vielen Jahren ziehen uns diese in allen Bereichen davon – mit einer Ausnahme: Das ist Japan, vor dessen Kraft wir uns vor einem halben Jahrhundert noch total gefürchtet haben. Jedoch hat dort die Überalterung noch früher und heftiger zugeschlagen als in Europa. Japan steckt heute tief in der Krise und ist völlig unbedeutend geworden.

Kann es der Industriellenvereinigung gelingen, das den Österreichern mit der Forderung nach längerem Arbeiten bei gleichem Lohn klarzumachen? Eher nicht, wenn man die Therapie vor der Diagnose vermittelt. Ohne von dieser überzeugt zu sein, sind die Menschen nicht bereit zu einer unangenehmen Therapie. Davon sind zumindest die Parteien überzeugt. Sie wollen vor allem wiedergewählt werden. Und das scheint ihnen schwierig, wenn man den Menschen die Wahrheit sagt. Deshalb sind alle Lösungswege vom späteren Pensionsantritt über längere Wochenarbeitszeit bis zum Feiertagsverzicht politisch zubetoniert. Auch Medien und Wirtschaftsforscher wollen sich nicht unpopulär machen und schweigen über die Notwendigkeiten.

Die Reformbereitschaft wird erst dann kommen, wenn die Krise überall spürbar ist. Wenn in vielen Klassen keine Lehrer mehr stehen (schon jetzt werden über 6800 Lehrer dringend gesucht!), wenn Kindergärten, Spitäler, Altersheime, Gerichte, Gasthäuser mangels Personal sperren müssen, wenn der Staat immer weniger leisten kann, weil es zu wenige Steuerzahler gibt, wie es etwa im noch viel kinderärmeren Italien schon längst spürbar geworden ist. Wenn die von so vielen Menschen angestrebte Work-Life-Balance (immer weniger arbeiten, immer mehr verdienen) außer Balance gerät.

Traurig, aber wohl unvermeidlich.

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