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Was hinter dem Groschenroman Lena wichtig ist

Eigentlich haben wir schon mehr als genug von den endlosen Fortsetzungen des Groschenromans "Lena und die linken Intrigen", die sich wie zahllose ORF-Dauerserien immer wieder um die endlosen Verirrungen, Verwirrungen und Bösartigkeiten gutaussehender junger Mädchen drehen, die sich im Leben noch nicht auskennen, und die in ein Schlangennest geraten. Daher seien hier einige Zusammenhänge analysiert, die hinter der Affäre stecken und die in der Medienlandschaft ignoriert werden.

Ein ganz zentraler Aspekt sind die Einblicke in das, was Frau Schilling selbst als "Wiener Linke" bezeichnet. In dieser haben sich linke Politiker, NGO-Aktivisten und Journalisten zu einem untrennbaren Amalgam vermischt. Daran fällt zweierlei auf:

  • Das eine ist die totale Integration von Journalisten in diese Szene, die vom auswechselbaren politischen Phrasendreschen bis hin zum gemeinsamen Freizeit- und Liebesleben geht.

Diese stehen jetzt ziemlich blöd da, selbst wenn sie Chefredakteurinnen sind. Denn eine aus ihrem Freundinnenkreis hat teils pikante, teils erfundene Nachrichten über ihre Gesinnungsgenossen verbreitet, was wiederum von nicht sonderlich guten Freunden – ausdrücklich sei betont beiderlei Geschlechts (wenn man sich trotz des linken Ambientes mit zwei Geschlechtern begnügen will) – jetzt aus Rache oder aus politischer Intrige weiterverbreitet wird.

Irgendwie kann man froh sein, nicht zu dieser Szene zu gehören (mir hat als Student ein einziger Besuch in der Wohnung des Bundeskanzler-Sohnes Peter Kreisky gereicht, der demonstrativ auf dem Wohnzimmertisch ein einziges Buch liegen hatte – ein Buch voll von explizit pornografischen Inhalten). Vor allem ist es erschütternd, dass es Journalisten gibt, die nicht begreifen, dass sie sich entscheiden hätten müssen, ob sie als Akteur auf der politischen Szene agieren oder als Kritiker im Zuschauerraum.

Mich hatte einst ein konservativer Kulturredakteur sehr beeindruckt, der es sogar strikt abgelehnt hatte, nach Premieren zu den sogenannten Premierenpartys zu gehen. Nur so könne er geistig unabhängig bleiben, wenn er die Premiere rezensiert. Ich habe es ihm insofern nachzumachen versucht, als ich während meiner ganzen Zeit bei Zeitungen nie mit einem Politiker per Du geworden bin. Es gab nur drei von ihnen (unterhalb des Ranges eines Ministers) aus dem schwarzen beziehungsweise roten Lager, die ich schon von vorher aus meiner Studentenzeit kannte, mit denen ich natürlich per Du blieb. Ich habe dann als Chefredakteur versucht, jungen Kollegen den Wert von persönlicher Distanz gegenüber Prominenten bei gleichzeitig genauer Beobachtung beizubringen. Der Glaube, bei nächtlichem gemeinsamem Herumhängen in Bars führe dazu, Politikern tolle Geheimnisse zu entlocken, ist meist für die eigene Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit schwer selbstbeschädigend und bringt fast nie relevante Informationen. Außer solchen, die Politiker streuen wollen. Um sich sonstwie zu verplaudern sind die allermeisten viel zu professionell – zumindest seit Wolfgang Schüssel als Außenminister sich mit einer Bemerkung über den deutschen Bundesbankpräsidenten beinahe um Kopf und Kragen geredet hatte.

Dieses linke Amalgam ist noch in einer zweiten Hinsicht mehr als bemerkenswert, manche könnten auch sagen unappetitlich: In dieser "Wiener Linken" mischt sich grün, sozialistisch und kommunistisch sowie die von grünen und roten Ministern, beziehungsweise Landesräten fett subventionierten NGOs bunt durcheinander. Dort ist offensichtlich inhaltlich alles eh eins.

  • Im Hauptziel ist man sich einig: Kampf mit allen Mitteln gegen rääächts. Wirklich mit allen.

Unter "rechts" wird abwechselnd die FPÖ und die ÖVP attackiert (nur manche Dummköpfe in der ÖVP glauben, dass sie sich diesen Attacken entziehen können, wenn sie selbst mit den Wölfen heulen – so wie es auch Sebastian Kurz nach der eindeutig von der Linken ausgehenden kriminellen Ibiza-Aktion getan hat, als er 2019 Herbert Kickl unter einer eher absurden Argumentation aus der Regierung geworfen hat). Dieser linke Kampf ist verbunden mit der seit 40 Jahren vergebens gehegten Hoffnung bei Grün, Rot und Dunkelrot, dass sich doch einmal eine Linksregierung ausgehen könnte, und dass das nicht immer so wie seit 40 Jahren an einer mehrheitlichen Entscheidung der Österreicher für Blau und Schwarz (samt Orange) scheitern wird und dass man dann, so wie in der Kreisky-Ära, in die Staatskassen greifen und hemmungslos Schulden machen könnte.

Zu diesem Ziel hat man auch eine sogenannte "liberale" Partei gegründet, die der ÖVP Stimmen wegnehmen sollte, aber das bisher nicht geschafft hatte (während der Popmusiker Wlazny eher ungeplant dazwischengekommen sein dürfte, der aber natürlich auch in seinen Inhalten der Linken total nahesteht).

Noch einmal sei als Beweis für die Untrennbarkeit des linken Amalgams die grüne(!) Spitzenkandidatin zitiert, wenn sie stolz und ohne jeden Hauch einer Distanzierung bekennt: "Ich komme aus einer sozialistisch-kommunistischen Familie." Und dieser Satz wird noch dazu von der grünen Partei offiziell ausgeschickt, also auch dort ohne jede Distanzierung.

Das zeigt, dass nicht nur Schilling, sondern auch die Grünen selbst sich eindeutig zu dieser sozialistisch-kommunistischen Familie gehörig fühlen. Nicht zu Unrecht, sind doch die inhaltlichen Versatzstücke bei allen drei völlig ähnlich:

  1. Mehr Schulden machen,
  2. höhere Steuern für die "Reichen",
  3. ständig noch mehr Sozialleistungen für die "Armen",
  4. mehr Regulierung,
  5. Klima, Klima, Klima (dieses Mantra ist das einzige Frischblut durch die grüne Einheirat in die linke Familie),
  6. Neutralität, Neutralität, Neutralität (gegen die die SPÖ im Mai 1955 noch so heftig gewesen ist),
  7. Gesamtschule,
  8. Reverenz für Radikalfeminismus, Schwulen- und Transkult sowie
  9. "Haltung", welche die Türen für die illegale Massenmigration weit aufgerissen hat.

Wirkliche, über Akzente hinausgehende Unterschiede innerhalb dieses Lagers zu finden, ist hingegen schwierig. Die Unterschiede liegen im Bereich der Intrigen und der Wähler-Soziologie: Die SPÖ hat die Gewerkschaften und die Grünen haben die Studenten.

Besonders erstaunlich ist, dass man in der "Wiener Linken" die Kommunisten offenbar als problemlosen Bestandteil sieht. Bisher hat in der Babler-SPÖ jedenfalls niemand Probleme mit den Schilling-Worten gezeigt, dass ihre Familie "sozialistisch-kommunistisch" sei. Diese offenbar als selbstverständlich aufgenommene Gleichsetzung widerspricht der anständigen Geschichte der Sozialdemokratie. Dass die demokratischen Sozialisten einst in mehreren Ländern in Existenzkämpfe auf Leben und Tod gegen die totalitären Kommunisten verwickelt gewesen sind, haben sie heute offenbar alle aus der Erinnerung verloren, wie auch den Umstand, dass die Kommunisten für rund hundert Millionen Tote verantwortlich sind (das sind weit mehr, als die von allen Linken zu Recht als Inbegriff des Bösen bekämpften Nationalsozialisten auf dem Gewissen haben, die übrigens gar nicht zufällig ebenfalls das Wort "Sozialismus" in ihrem Namen haben …).

Dass da zwischen all diesen diversen Linksgruppen kaum ein inhaltlicher Unterschied besteht, ist ebensowenig überraschend wie das Ausbrechen massiver Konflikte, wenn es um die raren Futtertöpfe wie etwa ein EU-Mandat geht. Ein wenig muss man da an die tödlichen Kämpfe zwischen SS und SA denken, die sich trotz identischer Ideologie gegenseitig niederbissen, wie es derzeit die "Freundinnen" der Frau Schilling und diese selbst tun.

Lächerlich ist hingegen die allerjüngste Aufregung, weil die grüne Generalsekretärin die Fülle anonymer Attacken auf Schilling mit den Dirty-Campaigning-Methoden des SPÖ-Agenten Silberstein verglichen hat. Diese Ähnlichkeit besteht durchaus. Daher ist nicht der Vergleich peinlich, sondern die Tatsache, dass die Generalsekretärin den Vorwurf nach ein paar Stunden wieder zurücknehmen musste. Offenbar ist die linke Blase schon so verwoben, dass nur noch anonyme Attacken und Enthüllungen erlaubt sind, nicht aber direkte Vorwürfe. Dieser völlig überflüssige Rückzieher ist wohl das Dümmste und Peinlichste, was den Grünen in diesen Tagen passiert ist. Jetzt ist bei den Grünen nicht nur die Spitzenkandidatin demoliert, sondern auch die Generalsekretärin und der Parteiobmann mit seiner pubertären Gefurze-Sprache.

Am wenigsten versteht man freilich die beiden bürgerlichen Parteien FPÖ und ÖVP. Sie begreifen offenbar nicht und nicht, wie sehr die Linksparteien einander gleichen, wie sehr dort gilt: Getrennt marschieren und vereint schlagen.

Hingegen sind die Schwarzen unter Sebastian Kurz in aufgelegter Blödheit in eine Koalition mit den Grünen gegangen, nachdem Kurz ohne Not die Koalition mit den Blauen beendet hatte; genau das wollen sie unter Karl Nehammer: In eindeutig noch größerer Blödheit (man vergleiche nur Andreas Babler mit dem wenigstens menschlich sympathischen und intelligenten Werner Kogler) beim nächsten Mal in eine Koalition mit den Roten gehen.

Da zeigt sich die FPÖ, insbesondere seit dort Kickl am Ruder ist, mehr als bereit, sich mit der SPÖ ins Bett zu legen, und hat das im Burgenland auch schon mehrmals gemacht. 90 Prozent all ihrer politischen Attacken gelten der ÖVP. In der Tat ist Kickl wirtschafts- und sozialpolitisch dem SPÖ-Populismus viel näher als der ÖVP.

Letztlich kann die Linke noch so postpubertär unreif sein und sich in die Haare geraten – strategisch aber machen die Rechtsparteien die noch viel größeren Fehler.

Diese sind nicht einmal imstande, die zwei Hauptprobleme der Lena Schilling jenseits ihrer intriganten Lügengeschichten, jenseits ihres Charakters, jenseits ihrer Unreife, jenseits ihrer angeblich nur scherzhaften Absichten, möglicherweise zur kommunistischen Fraktion im EU-Parlament zu wechseln, zu thematisieren. Und die Mainstreammedien sind nicht daran interessiert.

  • Ein Hauptproblem Schillings ist in Wahrheit ihre Zugehörigkeit zur Schulschwänzer- und Straßenblockiererpartie der Greta Thunberg; sie hat sich auch nie von diesen Aktionen distanziert.
  • Und das zweite Hauptproblem ist das aus dieser Zugehörigkeit erwachsene Dilemma: Einerseits hat sich Thunberg immer wieder klar für die Atomenergie als unverzichtbar ausgesprochen, wenn man zur Planetenrettung auf alle fossilen Energieträger verzichten will; andererseits aber bekämpfen die österreichischen Grünen die Atomenergie fast noch intensiver als die Rechtsparteien.

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