Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Die Frau Schilling ist halt keine zehn Groschen wert

In einer ganzen Reihe von Aspekten sind die jüngsten Aufregungen und Enthüllungen um Lena Schilling bemerkenswert. Frau Schilling ist jene auf die ständige Wiederholung der Worte "Klima", "Herz" und "rechte Hetze" reduzierte Sprechpuppe, deren Antlitz derzeit überall die Straßen schmückt und die offenbar nicht nur das Schönste, sondern auch das Beste ist, was die Grünen für die EU aufzubieten haben (als deren Erfinder sich die Grünen derzeit ja empfinden, obwohl sie ja die EU jahrzehntelang wild abgelehnt hatten). Elf Beobachtungen zum jüngsten Drama der österreichischen Innenpolitik und seinen Folgen, das nur scheinbar eine oberflächliche Farce ist, sondern etliches an tieferer Bedeutung und Erkenntniswert hat.

Diese Beobachtungen im Einzelnen:

  1. Dass die Angriffe auf Schilling ausgerechnet von den beiden linken Leitmedien"Standard" und ORF gestartet worden sind, überrascht auf den ersten Blick. Das lässt nur dreierlei Erklärungen zu – wobei durchaus alle stimmen könnten, sogar stimmen dürften:
    • Bei den Grünen geht es intern turbulent zu, weil man jetzt – viel zu spät – entdeckt hat, wie überfordert Schilling intellektuell und charakterlich mit der Aufgabe ist, um von heute auf morgen plötzlich an der Spitze zu stehen.
    • Schilling hat sich durch einen intriganten und denunziatorischen Charakter so viele persönliche Feinde vor allem des gleichen Geschlechts vor allem im eigenen Lager gemacht, bis das irgendwann nach außen durchdringen musste.
    • Hinter den Attacken stecken linke Konkurrenzparteien. Denn nur linke Parteien könnten profitieren, wenn sich Wähler von den Grünen abwenden. Gleichzeitig hat man im roten Lager in den letzten Jahren schon gewaltiges Knowhow darin gesammelt, durch "Enthüllungen", Abhöraktionen und eingeschleuste Provokateure politische Gegner zu bekämpfen. Bisher hatte es meist nur blaue und schwarze Politiker getroffen, aber schon im Dreikampf um die SPÖ-Spitze landete manche Attacke auch tief in einem roten Unterleib. Und jetzt ist eben eine Grüne das Opfer.
  1. Wie sind die Attacken zu bewerten? Es ist schon ungewöhnlich, dass der "Standard" zwar behauptet, mit Dutzenden Informanten gesprochen zu haben, aber keinen einzigen beim Namen nennt.
    • Das ist nun ganz gewiss nicht der allerbeste journalistische Standard;
    • es ist aber dennoch zutreffend, dass relativ oft kein einziger Informant bereit ist, mit Namen einzustehen. Vor allem, wenn er sonst mit Repressalien zu rechnen hat (man denke nur, wie brutal die Zadic-Justiz gegen politische Gegner vorgeht);
    • und es kann kein Zweifel sein, dass es für Medien legitim ist, auch dem persönlichen Charakter eines Menschen nachzuforschen, wenn jemand für eine Spitzenfunktion antritt – und das wird besonders dann eindeutig und selbstgewollt, wenn das Porträtfoto eines Kandidaten überall plakatiert wird.

Und immerhin hat das Blatt auch das Faktum einer formalrechtlichen Erklärung an die Öffentlichkeit gebracht, in der sich Schilling bei sonstiger Strafe verpflichten musste, schlimme und offenbar unzutreffende Details aus dem Privatleben von Freunden nicht mehr weiterzutratschen. Dieses Faktum musste Schilling auch zugeben. Es ist an sich schon extrem peinlich und bestätigt tendenziell die übrigen quellenlosen Vorwürfe, die der "Standard" in seiner Szene eingesammelt hat.

  1. Irrelevant? Die grüne Gegenoffensive, zu der die ganze Parteispitze jetzt ausrücken musste, bestand primär darin, die Vorwürfe gegen Schilling als "irrelevant" zu bezeichnen, ohne auch nur im Geringsten inhaltlich auf sie einzugehen, was man geradezu als Bestätigung sehen kann.

Statt dessen wurde sofort wieder die grüne Schallplatte "Klima und rechte Hetze" aufgelegt. Die Vorwürfe als irrelevant abzutun, ist aber ein großer Irrtum der Grünen: Denn der Charakter eines Spitzenkandidaten ist alles andere als dessen Privatsache.

  1. Die repräsentative Demokratie: In einer solchen ist nun einmal die Persönlichkeit des Politikers entscheidend, sein Charakter, seine Intelligenz, sein Wissen und seine weltanschauliche Position. Und da hat sich Schilling ja schon in Sachen Wissen (um Europa) und Intelligenz blamabel geschadet.

Nur in einer direkten Demokratie hätten die Grünen so argumentieren können, wie sie es jetzt versuchen, nur dort hätten sie sich ganz auf ihre angeblich sachlichen Themen "Klima", "Herz" und "rechte Hetze" reduzieren und die aufgestellten Personen als irrelevant hinstellen können.

  1. Weil Schilling eine Frau ist? Noch infamer ist die zweite Verteidigungslinie der Grünen: Schilling werde nur deshalb angegriffen, weil sie eine Frau ist. Das ist die schwachsinnige Dauer-Argumentationslinie der woken Identitätspolitik.

Diese weist jede unerwünschte Argumentation mit der Behauptung zurück, dass man ja nur deshalb kritisiert werde, weil man die falsche Hautfarbe habe, das falsche Geschlecht, die falsche "sexuelle Orientierung", die falsche Religion. Mit solchen woken Argumenten fühlt man sich dauerhaft im Leo und versucht, jeden Kritiker automatisch in die Rolle eines Rassisten, eines Frauenhassers, eines Schwulen- oder Transhassers oder eines geisteskranken Islamophoben zu versetzen.

Das ist doppelt infam, weil seit Jahren die rote teilweise sogar kriminelle Schlammschlacht nach Silberstein-Art hemmungslos gegen Männer des rechten Politspektrums praktiziert worden ist. Diese ständige Schlammschlacht haben die Grünen immer begeistert bejubelt, beziehungsweise über ihren Zugriff auf die Justiz sogar unterstützt. Man denke etwa an ihre Opfer Strache, Kurz, Pilnacek und viele andere Männer mehr. Aber bei Attacken auf Schilling oder Föderl-Schmid heißt es dann plötzlich immer: Pfui, das ist ja frauenfeindlich.

  1. Die nächste Verteidigungslinie lautet: Das sind doch Dinge aus dem Privatleben. Aber auch in Bezug auf das Privatleben anderer haben die Linken bisher nie Hemmungen gezeigt.

Jeder Kontakt mit einem anderen Menschen, der irgendeine Angriffsfläche bietet, wurde von den Linken seit Jahren zum nationalen Skandal hochgepeitscht. Selbst in privaten Bibliotheken wurde gekramt, ob dort nicht etwa ein Liederbuch mit bösen Liedern steht; und wenn man es gefunden hatte, hat man sich wochenlang darüber empört.

Vor allem sind dichte und recht glaubwürdige Hinweise auf den Charakter eines Quereinsteigers, der sich bisher ja naturgemäß überhaupt nur im privaten und halbprivaten Bereich etwa der Intrigen in der Straßenbesetzerszene gezeigt haben konnte, alles andere als nur privat. Denn der Charakter bleibt der absolut gleiche, der dann später im öffentlichen Leben zum Agieren kommt.

  1. Rechtswidrigkeit: Noch schlimmer als ihr angeblich privater Charakter ist aber der einzige Bereich, wo Frau Schilling im engeren Sinn bisher politisch aktiv gewesen ist: nämlich durch rechtswidrige Straßen-Besetzungsaktionen. Davon wird zwar jetzt nicht mehr viel geredet. Ausgerechnet das hat ihr aber die grüne Spitzenplatzierung an Stelle eines erfahrenen Politikers eingebracht.

Dies ist aber auch ein Beweis für die Dummheit der Linken: Das gilt auch für die regelmäßigen studentischen Aktionen der gleichen Qualität. Denn von der 68er Studentenrevolution über die Straßenbesetzungen bis zu den jetzigen antisemitischen Besetzungs-Camps wecken und stärken solche Aktionen politisch primär immer nur den Widerstand jener rechten Kräfte, die Recht und Ordnung gegen jugendliches Chaos stärken wollen.

  1. Inhaltlich erweckt das umfassende und dichte Bild, das der "Standard" unter Berufung auf zahlreiche Quellen aus der linken Szene – wenn auch eben ohne über die formelle Unterlassungserklärung hinausgehende konkrete Beweise – exakt den Eindruck, den man schon immer von vielen unreifen Mädchen gewonnen hat: Was viele Burschen an körperlicher Aggressivität und ungezügelter Sexualität überdurchschnittlich schlimm und kriminell macht, ist bei Mädchen der bösartige Hang zur Denunziation, zum Heruntermachen anderer, zum Verbreiten intriganter Storys. Das tut den Opfern körperlich weniger weh als die Bösartigkeit von Burschen, seelisch aber oft mehr.

Erst in der Zeit der erwachsenen Reife, die in der Regel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erreicht wird, wachsen die meisten Männer und Frauen aus diesem Sumpf heraus. Dieses Herauswachsen ist Frau Schilling noch in keiner Weise gelungen.

  1. Junge Spitzenpolitiker: Auch jene Politiker, die "erst" rund um das 30. Lebensjahr ganz weit nach oben kommen, die also schon etwas älter und lebenserfahrener sind als Schilling, die diese skizzierte Reifungsphase schon hinter sich haben, die aber noch jugendlich frisch sind, die daher besonders charismatisch wirken und daher Erfolg haben, machen Fehler. Sie machen oft deshalb Fehler, weil ihnen die politische und die Lebens-Erfahrung fehlen.

Man denke nur an die einstigen Superstars Androsch, Grasser oder Kurz, die alle schon mit 30 an der Spitze ihrer – letztlich kurz bleibenden – Karriere waren. Auch bei ihnen wurde das Erfahrungsdefizit früher oder später schlagend, auch wenn die Justiz-Kampagne gegen die beiden letztgenannten eindeutig schwere ideologische Schlagseite hatte, wie inzwischen eindeutig bewiesen ist; möglicherweise ist sie aber auch bei Androsch Folge SPÖ-interner Grabenkämpfe gewesen (die ich persönlich, sei ehrlich gesagt, damals noch nicht so genau analysiert habe). Aber ganz eindeutig haben alle aus Erfahrungsmangel schwere politische Fehler gemacht.

10. Quereinsteiger: Die Grünen haben mit der Aufstellung Schillings jenen Fehler begangen, den früher schon mehrmals andere Parteien begangen haben: Sie haben sich und ihre Kandidatenlisten mit Quereinsteigern geschmückt, die sich in irgendeinem anderen Gebiet, sei es Sport, sei es Kultur, sei es Medien, sei es Wissenschaft hervorgetan und schöne Popularitätswerte in der jeweiligen Szene erreicht haben.

Diese Quereinsteiger sind regelmäßig wie eine Silvesterrakete aufgestiegen – und sehr bald so wie diese folgenlos verglüht. Denn Politik ist nun einmal ein schwieriger, herausfordernder, erbarmungsloser und viel Erfahrung erfordernder Beruf – so faszinierend das Gefühl auch sein mag, die Welt verändern zu müssen und können. Lediglich als quer einsteigende Fachminister in Bereichen, die unmittelbar mit ihrer Vorerfahrung zu tun haben, können sie bisweilen reüssieren, wie etwa Wirtschaftsminister Martin Kocher oder der frühere Bildungsminister Heinz Faßmann, aber da auch nicht alle, wie Nachfolger Martin Polaschek beziehungsweise Vorgängerin Margarete Schramböck zeigen.

11. Politischer Nachwuchs: Das ist sicher die allerproblematischste Seite des Hochkochens der Schilling-Affäre: Als Folge werden noch weniger intelligente, anständige und tüchtige junge Leute den Weg in die Politik wagen, wo wir sie aber dringend bräuchten – sobald sie auch die nötige Reife und Erfahrung im Beruf des Politikers gesammelt haben.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung