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Das war's dann nun, Lena Schilling (oder Grünpartei)

Es ist haargenau das, was mir Jugendliche immer wieder über die Verhaltensweisen relativ vieler postpubertärer Mädchen erzählen; und was sich mit meinen Erinnerungen an jene Lebensjahre deckt. Die sich inzwischen um gleich einige Umdrehungen vermehrenden Informationen über – höflich ausgedrückt – Verhaltensauffälligkeiten der grünen EU-Spitzenkandidatin passen haargenau in dieses Bild. Jetzt gibt es wohl nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder Lena Schilling wird zum Rücktritt bewegt und die Grünen versuchen zur Abwechslung, erwachsene Politik zu machen, oder es zerreißt die Grünen.

in letzterem Fall braucht der Popmusiker Dominik Wlazny nur noch zweimal "Klima!" als Wahlprogramm zu rufen (mit einem solchen hat er uns ja bisher noch nicht beglückt, sofern man es nicht im Wort "Bier" zu entdecken meint) und seinen generationenspezifisch tätowierten Körper zeigen (der mehr an einen Fußballer als einen Arzt erinnert), dann wird wohl er statt Vertreter der österreichischen Grünen für die Lifestyle-Linke ins EU-Parlament einziehen. Auch die SPÖ könnte wohl etliches von der Affäre profitieren – oder konkreter gesagt: Sie könnte durch einige der von den Grünen abwandernden Jungwähler ein paar jener Wähler kompensieren, die sie bei den Erwachsenen verliert, die über Andreas Babler entsetzt sind. Denn Schilling ist inzwischen auch für jene Jugendlichen zu peinlich geworden, die glauben, Besetzungen, Straßenblockaden und ein nettes Gesicht seien ein ausreichender politischer Inhalt.

Für die Grünen und vor allem ihren Parteichef Kogler ist vor allem peinlich, dass jetzt die ganze Nation weiß, wie unprofessionell selbst das Spitzenpersonal rekutiert wird. Da gab es keinerlei Recherche zu ihrem Charakter und Wesen, keinen Check, ob sie auch nur die geringste Ahnung von Politik oder der EU hat, für die sie jetzt kandidiert. Es genügt ein hübsches Gesicht und die Leistung, ein paar Tage eine Straße blockiert zu haben. Und ein paar Mal nächtens in der linken Szene herumgehängt zu sein sowie dabei böse Gschichterln verbreitet zu haben. 

Die Affäre Schilling der Grünen ist mittlerweile aber auch eine Affäre "Standard" geworden. Hat die Zeitung ein paar Tage davor eindeutig an journalistischem Ansehen gewonnen, als sie mutig, wenn auch ohne Namensnennung über die heftigen Vorwürfe in der eigenen, der linken Szene gegen Schilling berichtet hat, so hat sie sich nun mit einem zweiten Artikel in der gleichen Sache, in der die Vorwürfe atemberaubend konkretisiert worden sind, ziemlich blamiert. Denn dieser Artikel ist nur online erschienen, dann aber nach wenigen Minuten wieder zurückgezogen worden.

Fast noch peinlicher war dann die über soziale Medien verbreitete Aussage des Autors: "Es war durch einen Fehler ein Entwurf online, der nicht zur Veröffentlichung gedacht war."

Ui, ui, ui. Wollen uns langjährige "Standard"-Redakteure weismachen, dass sie Texte nur so zum Spaß recherchieren und schreiben, die sie eh nie veröffentlichen wollen? Jeder, der sich halbwegs in Redaktionen auskennt, weiß natürlich, dass da etwas anderes passiert sein muss: Ein Vorgesetzter, ein Chefredakteur hat den Artikel wegzensuriert. Und das hat er mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit deshalb getan, weil nach Erscheinen des Online-Artikels heftige Pressionen der grünen Parteispitze und/oder einiger der in dem Text als konkrete Opfer der Schillingschen Lügengeschichten vorkommenden Personen der linken und grünen Promi-Szene erfolgt sind.

Offen mag bleiben, ob die Pressionsversuche den Entzug von Subventionsinseraten oder die Drohung mit Klagen zum Inhalt hatten. Man kann nur hoffen, dass es nicht bloß lautstarkes Gebrüll von Grünen-Chef Kogler am Telefon gewesen ist, derentwegen die neue "Standard"-Blattführung in die Knie gegangen ist. Denn dann müsste der "Standard" wohl auch seine Chefredaktion austauschen. Das Blatt ist ohnedies durch allzu rasche Wechsel an der Blattspitze und durch die Plagiats-Affären um die frühere Chefredakteurin Föderl-Schmid imagemäßig angeschlagen.

Beim "Standard" hat sich mit Sicherheit auch eine Problematik niedergeschlagen, die Folge des neuen medialen Modeprinzips "Online first" ist. Das bedeutet, jeder Redakteur oder jedes Ressort schaltet die eigenen Texte online, und erst darauf stellen dann erfahrene Redakteure mit Gesamtüberblick und unter Kontrolle eines Chefredakteurs die Print-Ausgabe zusammen.

In der Zeit eines "Print first" hätte das nur viel schwieriger passieren können. Dann kam nämlich nur das Online, was leitende und Chefredakteure zuvor für die gedruckte Zeitung als in Ordnung befunden haben (wenn sie nicht – was natürlich auch vorgekommen ist – einen Unsinn übersehen haben).

Das Pech für den "Standard" wie die Grünen: In der Online-Welt, sind auch Dinge, die dort nur kurz zu lesen waren, von anderen (in einem sogenannten "Cache") für immer und alle festgehalten worden. So auch dieser Kurzzeit-Artikel des Donnerstags. Der "Entwurf", der angeblich "nicht für die Veröffentlichung bestimmt war", der aber am Donnerstag um 16,58 Uhr – also einem typischen Zeitpunkt knapp vor Redaktionsschluss – dort zu lesen gewesen ist, war dann etliche Stunden auch in einem Cache von Google zu lesen. Bevor ihn dort dann seltsamerweise auch Google entfernt hat. Blöd nur, dass man ihn in der Zwischenzeit ausdrucken konnte. Auch bei Google kann man nur vermuten, warum sie das getan haben. Erklärungen gibt es keine.

In jenem Kurzeit-Artikel fand man detaillierte Berichte über weitere – vermutlich erfundene – Bösartigkeiten Schillings. Diesmal auch mit Namensnennung, die Schilling über das Privat- und Beziehungsleben der grünen Klubobfrau Sigrid Maurer, von der sie angeblich auch belästigt worden ist, und die Ehe des linken Propagandisten Bohrn-Mena verbreitet hat.

24 Stunden später schrieb der "Standard" einen völlig anderen Artikel zum gleichen Thema, der deutlich abgeschwächt war. Er ist aber immer noch brisant genug für die Grünen. Ferner gibt es einen Beitrag in Frage- und Antwort-Form, der ganz massiv nach Rechtfertigung gegen Vorwürfe innerhalb der linken Szene klingt, warum es der "Standard" überhaupt gewagt hatte, den ursprünglichen Beitrag zu veröffentlichen. Darin werden groteskerweise gleich die alten Vorwürfe gegen Sebastian Kurz und Reinhold Lopatka wiederholt (die vor allem bei letzterem etwas ganz anderes, viel Schlimmeres waren, weil sie nicht etwa seinen Charakter oder seine Fehler sondern nur in einer Art Sippenhaftung das Fehlverhalten von Familienangehörigen betroffen haben).

In der nunmehrigen Berichterstattung fehlt (zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt, so muss man neuerdings hinzufügen) ein namentliches und wörtliches Zitat eines in der Straßenbesetzungs-Szene bekannten Aktivisten, das besonders aggressiv ist und so lautet: "Der Skandal um Lena Schilling ist Ausdruck eines politischen Systems, das Karrierismus, rücksichtsloses Verhalten und Korruption fördert und belohnt. Die Grünen sind längst in dieses System integriert und dienen ihm dazu, kritische Köpfe zu korrumpieren."

Weiterhin zitiert wird hingegen Veronika Bohrn-Mena, als deren enge Freundin sich Schilling bei der Verbreitung von Bösartigkeiten ausgegeben hat: "Warum Lena diese furchtbaren Vorwürfe frei erfunden hat, weiß sie selbst. Ich weiß es auch, und es hatte nichts mit Sorge um mich oder meine Familie zu tun."

Ebenso zitiert wird die Grünen-Politikerin Kati Schneeberger, die bei der EU-Wahl auf Listenplatz sieben steht, also absurderweise gemeinsam mit Schilling kandidiert und daher wohl auch öfters gemeinsam mit ihr öffentlich auftreten muss: "Diese Verteidigung unmoralischen und mutmaßlich rechtswidrigen Verhaltens steht für mich im Gegensatz zu sauberer Politik."

Apropos Schneeberger, apropos "saubere Politik": Fast zur gleichen Stunde sind es die Freiheitlichen, die einen ziemlich heftigen Vorwurf gegen genau diese Frau Schneeberger erheben. In einer parlamentarischen Anfrage werfen sie dem (bisher völlig unbekannten) "Bund Europäischer Jugend/Junge Europäische Föderalisten (BEJ/JEF) Österreich" vor, zu Unrecht mehr als 145.000 Euro Jugendförderungen  bezogen zu haben (um so viel Geld zu bekommen, hätte dieser Bund über 50.000 Mitglieder haben müssen – jedoch hat der Dachverband, zu dem dieser Bund gehört, europaweit nur "über 30.000 Mitglieder!). Geschäftsführerin dieser geförderten Vereins ist aber niemand anderer als die grüne Kandidatin und Schilling-Feindin Schneeberger.

Dieser ist aber wahrscheinlich halt wieder einmal nur so eine böse frauenfeindliche Aktion. Wie die Grünen jeden Vorwurf zu entkräften versuchen.

Die ganz offensichtlich zwanghaften Verhaltensauffälligkeiten der Frau Schilling passen exakt in ein neues Schema der linksgrünen Politik, das schon am Fall der Erfinderin des Klima-Aktionismus Greta Thunberg europaweit abgehandelt worden war. Diese hat ein Asperger-Syndrom.

Es wird spannend, wie es bei den Grünen weitergeht. Müsste ich wetten, würde ich etliches darauf setzen, dass uns das Jungmädchengesicht der Lena Schilling bald nicht mehr an allen Straßenrändern belästigen wird. Und noch sicherer ist, dass sich die Internet-Besuche beim "Standard" häufen werden, weil Menschen jetzt stündlich nachschauen müssen, was gerade "irrtümlich" geschrieben wird und dann wieder verschwindet.

PS: Mehr als interessant ist auch die historische Erinnerung an ganz ähnliche Vorfälle bei den Grünen vor einigen Jahren, wo es ebenfalls um Belästigungsvorwürfe ging: Im Jahr 2017 schied ein gewisser Peter Pilz im Strudel von Belästigungsvorwürfen aus der Grünpartei aus. Manche meinen jetzt, dass die Affäre Schilling ganz die Handschrift des rachsüchtigen Oberintriganten trägt. Das glaube ich nun eher doch nicht. Da geht es längst um eine neue Generation, wo ein bestimmter Typ junger Frauen mit angeblichen oder wirklichen, mit ausgedachten oder erträumten "Belästigungs"-Geschichten ihre Kommunikationen füllen …

PPS: Noch fassungsloser als die ganze Affäre, die seit Tagen zentrales Thema aller österreichischen Politdebatten ist, macht die Tatsache, wie der ORF mit der Eskalation umgeht. Nämlich praktisch gar nicht (in Online nichts, in der ZiB eine Zwei-Sätze-Kurzmeldung). An größeren Beiträgen im Fernsehen fand ich nur einen braven Bericht über den verzweifelten Dementi-Versuch der grünen Parteispitze, dass alles "irrelevant" sei. Daher hat auch für den ORF der krankhafte Hang einer Spitzenkandidatin zum Lügen irrelevant zu sein. Zumindest bis diese von der grünen Parteispitze zum Abschuss freigegeben worden ist, was ja bald der Fall sein dürfte.

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