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Der „Große Austausch“

Die Idee der "Great Replacement Theory" ist nachweislich vor Jahrzehnten bei den US-Demokraten entstanden und damals von ihnen als eine erfreuliche und vor allem parteipolitisch hilfreiche Perspektive bejubelt worden. Inzwischen freilich hat diese Idee in mehrfacher Hinsicht die Vorzeichen geändert. Heute ist sie schon weitgehend Wirklichkeit geworden: Sie nützt aber nicht den darob verblüfften Demokraten, sondern mehr den Trump-Republikanern. Heute wird diese Theorie und ihre Analyse im linken Lager nicht mehr als Zeichen der Hoffnung gesehen, sondern als Beweis für eine ganz üble rechte, ja rechtsextreme Entwicklung.

Die Theorie besagt im Wesentlichen, dass die Einwanderung von Nichtweißen und Muslimen in die USA wie nach Europa zu einem großen Bevölkerungsaustausch führt, und dass dahinter das bewusst angesteuerte Ziel steckt, die ethnischen wie auch politischen Mehrheitsverhältnisse umzukehren. In zwei Randaspekten ist diese in der politischen Perzeption gleichsam vom Paulus zum Saulus gewordene Theorie angreifbar – was aber nichts daran ändert, dass sie im Wesentlichen stimmt:

  • Erstens gibt es keinen "Austausch" im wörtlichen Sinn. Denn die weiße Bevölkerung wandert nicht im Austausch mit dem Zuzug von Moslems und Afrikanern irgendwo anders hin, sondern schwindet mit immer rapider werdendem Tempo.
  • Zweitens finden da Bevölkerungsveränderungen statt, die nur zum Teil von irgendwem inszeniert worden sind. Sie haben vielmehr oft ganz andere Ursachen: den dramatischen Rückgang der Geburtenziffern bei den weißen Europäern und Nordamerikanern; die Geburtenexplosion in der dritten Welt; die schwache ökonomische Entwicklung in der islamischen Welt (mit Ausnahme der Ölländer) und in weiten Teilen Afrikas; der dadurch entstandene Migrationsdruck; die Fehlinterpretation der europäischen(!) Menschenrechte durch eine abgehobene Richterklasse; das Ignorieren der kollektiven Auswirkungen von aus Humanitätsglauben getroffenen individuellen Entscheidungen durch gutmeinende Menschen.

Es ist jedoch absolut verlogen, in der Beschreibung dieser Entwicklung eine rechte oder gar rechtsextreme Bösartigkeit erkennen zu wollen. Denn es ist zumindest noch gar nicht lange her, da war diese Entwicklung eine von der Linken begrüßte und geförderte Entwicklung.

Das hat sich etwa bei zahllosen linken Pro-Migrations-Demonstrationen gezeigt, oder im Wiener Wahlkampf 2015, als die SPÖ noch das Wort "Haltung" plakatiert und damit eindeutig die Unterstützung für die Einwanderung als parteipolitisches Anliegen demonstriert hat. Etwas, was sie heute wahrscheinlich nicht mehr so offen tun würde.

Noch deutlicher ist diese Rolle der Linken in den USA nachweisbar. "Newsweek", ein keineswegs rechtes Magazin, hat zahlreiche, heute verblüffend klingende Beweise dafür zusammengetragen, wie sehr das große "Replacement" vor allem von den US-Demokraten und ihnen nahestehenden Medien ausdrücklich gewünscht und unterstützt worden ist. So sagte sogar Joe Biden (wenn auch noch als Vizepräsident): Ein "konstanter" und "unerbittlicher" Immigrationsstrom werde den Anteil "der weißen Europäer" auf eine "absolute Minderheit" reduzieren; und das werde "eine Quelle unserer Stärke".

Ähnlich schrieb das linksliberale Medium "Politico" 2013: Eine Amnestie für Millionen illegaler Ausländer würde "einen Wähler-Schatz für die Demokraten produzieren und die Aussichten der Republikaner in vielen Staaten zertrümmern, die sie jetzt leicht gewinnen".

Immer wieder ist die Verschiebung der ethnischen Zusammensetzung der USA also als legitime Strategie für die Demokraten gesehen worden. Umso schockierender war dann die massive Änderung des Wählerverhaltens, die vor allem durch Donald Trump ausgelöst wurde. Er nahm den Demokraten fast die gesamte weiße Arbeiterschaft weg, die bis dahin ein fixer Wählerblock der Demokraten gewesen ist, die sich aber durch den Immigrationsstrom direkt bedroht sieht. Er nahm ihnen aber auch große Teile der farbigen US-Bürger als Wähler weg. Das hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Einerseits sind viele von ihnen religiös oder wertkonservativ und fangen daher mit dem woken Trans- und Schwulen-Fimmel der Demokraten und der linksliberalen weißen Oberschicht ganz und gar nichts an. Andererseits haben auch die nicht-weißen US-Bürger  keinerlei Interesse am Zuzug weiterer Schwarzer oder Hispanics, die für sie persönlich ja nur Konkurrenz am Job- und Wohnungsmarkt darstellen und erst in dritter Linie "Brüder" mit der gleichen Hautfarbe sind.

Die US-Demokraten klangen früher ganz anders: So versuchte der demokratische Senator Ted Kennedy, ein Bruder des ermordeten Präsidenten, 1965 die Amerikaner in Hinblick auf die Folgen eines neuen Einwanderungsgesetzes zu beruhigen. Dieses würde "nicht die ethnische Mischung unserer Gesellschaft durcheinanderbringen". Heute wären solche Formulierungen für einen US-Demokraten als politisch inkorrekt völlig undenkbar.

Kennedys Worte waren überdies inhaltlich auch völlig falsch. Denn bis 1965 (unter Präsident Johnson) gab es bei der Zuwanderung in die USA die weise Regelung nationaler Quoten. Das hieß etwa, dass aus Italien so viele Menschen einwandern dürften, wie dem Anteil der italienischstämmigen Amerikaner entspricht. Das garantierte bis dahin ethnische und gesellschaftliche Stabilität.

Mit diesem Gesetz begann ein massiver Zustrom nichtweißer Immigranten in die USA – was ziemlich parallel mit dem Rückgang der weißen Geburtenfreudigkeit in Europa passiert ist. Und das wurde von der amerikanischen Linken immer genau im Sinn des "Great Replacement" bejubelt.

  • So schrieb der den Demokraten nahestehende Politologe Ruy Teixeira 2002 das Buch "The Emerging Democratic Majority". In diesem heißt es, dass die Demokraten demographisch dazu bestimmt seien, amerikanische Mehrheitspartei in einer "Koalition der Aufsteiger" zu werden. Er empfahl den Demokraten sogar ausdrücklich "Identitätspolitik".
  • So jubelte der Mainstream-Rundfunk NPR 2015 im Rückblick: "Die Menschen, die nach dem Gesetz von 1965 gekommen sind, machten die USA zu einer wahrhaft multikulturellen Nation."
  • So twitterte die "Washington Post"-Kolumnistin Jennifer Rubin ähnlich noch vielen anderen ähnlich Denkenden zu den Ergebnissen der Volkszählung 2020, die ein Schrumpfen der weißen und eine Explosion der nichtweißen Bevölkerung gezeigt hat: "Das sind fabelhafte Neuigkeiten. Jetzt müssen wir eine Regierung der weißen Minderheit verhindern."

In Wahrheit sind es also nicht die Rechten, sondern die Linken, die die ethnischen Entwicklungen durch die Migration als erste zu einer politischen Waffe umzuschmieden versucht haben.

Das steht im großen Gegensatz zu dem bis in die 60er Jahre lagerübergreifenden Konsens in den traditionellen Einwanderungsländern, also vor allem USA, Australien, Kanada, Argentinien und auch Südafrika, ihren weißen Charakter verteidigen zu wollen. Besonders strikt war etwa Australien, wo bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts kein Nichtweißer einreisen durfte.

Die US-Demokraten haben nur bei ihrem damaligen Strategiewechsel nicht begriffen, wie die vielen integrierten Schwarzen wirklich ticken. Diese wissen nämlich sehr gut, dass die Mehrzahl der Morde an Schwarzen von Schwarzen und nicht, wie die die Mainstreammedien gerne suggerieren, von Weißen begangen werden. Sie haben auch weitaus am meisten bangen und leiden müssen, als die radikalen Schwarzen von "Black lives matter" nach der Tötung des schwarzen Kleinkriminellen George Floyd durch einen weißen Polizisten brandschatzend und demolierend vor allem in den schwarzen Standteilen herumgezogen sind.

Aus Europa sind zwar keine so eindeutigen Zitate wie aus den USA zu finden, um zu beweisen, dass die Linke auf parteipolitische Hilfe durch massenweise Zuwanderung aus der Dritten Welt baut. Tatsache ist aber, dass die europäische Linke ebenso massiv wie die amerikanische die illegale Zuwanderung fördert und auf rasche Einbürgerung drängt. Ebenso Tatsache ist, dass bisher die Mehrheit der Zugewanderten etwa in Österreich bisher Linksparteien gewählt hat (auch wenn die katholischen Polen und Kroaten oft den Weg zur ÖVP gefunden haben und die Serben den zur FPÖ).

Die Ironie der Weltgeschichte liegt freilich darin, dass diese am Ende oft anders kommt, als man denkt. Dass also die Parteien der Migrationsunterstützung langfristig nicht von dieser profitieren. Denn auch in Europa erkennen die schon mit der Staatsbürgerschaft versehenen Immigranten früher oder später (auch wenn sie anfangs links wählen), dass die weit offenen Tore für weitere Immigration ihnen noch mehr schaden als anderen Bevölkerungsteilen; dass ihr eigener Werte-Set total anders ist als jener der linksliberalen Bobos rund um die städtischen Universitäten und Kulturinseln. Und immer öfter werden auch islamische Zuwandererparteien gegründet.

Die Resultate der Migration sind freilich längst nicht mehr reversibel. Und ob Joe Biden, Ted Kennedy und die anderen Bejubler und Förderer des Great Replacements nun Rechtsextreme sind oder nicht, überlassen wir denen, die derzeit ja hauptberuflich hinter jeder Ecke Extremisten entdecken.

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