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Sie könnte der wichtigste und erfreulichste Beitrag zum kränkelnden Wissenschaftsstandort Österreich seit Jahrzehnten werden; sie könnte den qualitativ immer mehr absinkenden Alt-Unis ein ganz anders geartetes Positivbeispiel entgegensetzen. Das alles könnte der Fall sein, wenn es nicht den für den Zustand der bisherigen Universitäten Verantwortlichen doch noch gelingen sollte, das neue Uni-Modell in die Luft zu sprengen. Genau das versuchen sie aber über die SPÖ-Außenstelle namens Verfassungsgerichtshof, der sich immer stärker als nie gewählte Überregierung zu etablieren begonnen hat. Aber selbst, wenn das Projekt gelingt und abheben kann, gibt es zwei große Problembereiche, die ungelöst bleiben.
Die Rede ist von der neuen Linzer Universität, die "IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria)" heißen soll, die früher als "Technische Universität für Digitalisierung und digitale Transformation in Oberösterreich" beziehungsweise als "IDSA (Institute of Digital Sciences Austria)" beziehungsweise als "Interdisciplinary Transformation University Austria" bezeichnet worden ist. Jetzt kann man für Linz nur hoffen, dass man sich statt auf ständige Namensänderungen auf die wirkliche inhaltliche Arbeit konzentrieren kann.
Jedenfalls soll Linz heuer schon in Vollbetrieb gehen. Die IT:U soll eine ganze Reihe dringend notwendiger, aber für die Linke und damit wahrscheinlich den VfGH ungeheuerlicher Innovationen bringen, von denen 5000 Studenten, die Forschung rund um die Entwicklung der Digitalisierung und nicht zuletzt Österreichs wichtigster Wirtschaftsstandort, also Oberösterreich, profitieren würden:
Das Ganze bedeutet also eine ungefähr so dramatische Antithese zur universitären Realität der Republik, wie wenn man in ein Prostitutionsviertel eine Klosterschule hinein platzieren würde.
Die neue Uni ist ein Mittelding aus den Modellen Fachhochschulen (jedoch viel wissenschaftlicher orientiert als diese) und Privathochschulen (jedoch vom Staat initiiert). Dabei haben insbesondere das schwarz-blau regierte Land Oberösterreich, aber auch die rote Gemeinde Linz konstruktiv mitgewirkt. Daher ist zu hoffen, dass das einst primär von den Herren Kurz und Stelzer angestoßene Projekt zumindest regional so etwas wie ein parteienübergreifendes Backing hat.
Freilich ist noch völlig offen: Wird die IT:U wirklich den großen Qualitätssprung in Sachen digitaler und wirtschaftsnaher Forschung darstellen, den Österreich braucht? Die beiden letzten Universitätsgründungen, die jeweils auf Wunsch von Bundesländern entstanden sind, haben den Sprung zur Relevanz ja in keiner Weise geschafft. Sie spielen vielmehr kontinuierlich nur am Ende der österreichischen Tabelle. Klagenfurt und Krems strahlen bis heute das Image aus: "Noch ein Bundesland hat halt auch eine Uni gewollt."
In Linz könnte das anders sein. Denn die neue Universität ist kein Produkt des Minderwertigkeitskomplexes eines Bundeslandes. Gibt es dort doch schon seit längerem eine Universität (wenn auch nicht so lange wie in den alten Uni-Städten Wien, Graz, und Innsbruck), sowie exzellente Fachhochschulen, etwa die in Hagenberg mit einem recht ähnlichen Schwerpunkt, und vor allem Österreichs Industrie-Schwerpunkt, der sich zweifellos nicht mit Pseudo-Wissenschaft wie Universitäts-Proponenten an etlichen anderen Standorten abspeisen lassen wird.
Die vielen österreichischen Fachhochschulen wiederum haben zwar recht erfolgreich und auf ansprechendem Niveau die Berufsausbildung für viele wichtige Bereiche betrieben, die von den Unis oft vernachlässigt worden sind. Die großen Stätten der Wissenschaft, Forschung oder Internationalität sind sie jedoch wahrlich nicht geworden. Sie ähneln zum Teil noch sehr dem Schulbetrieb. In Laxenburg und Klosterneuburg wiederum sind zwar sehr ansprechende Forschungs-Stätten entstanden. Dort aber gibt es keine Studiermöglichkeit.
Alle Kritikpunkte bestätigen nur, dass die gegenwärtigen Universitäten vor allem vor einem Angst haben: vor dem Entstehen eines neuen, eines besseren Gegenmodells.
Das einzige, was man ernst nehmen muss: Das ist die Tatsache, dass im sich immer mehr gesetzgebende Macht aneignenden Verfassungsgerichtshof die ideologischen Freunde der etablierten Bedenkenträger sitzen, die etwas verteidigen, was im Interesse der Zukunft des Landes nicht verteidigt werden sollte.
Aber selbst wenn Linz so wie geplant starten kann, selbst wenn VfGH und die Linke scheitern (oder gar zur Vernunft kommen) sollten, hat das Projekt zwei große Minuspunkte, um ernsthaft zum Gegenmodell zu den Alt-Unis zu werden:
PS: Bedauerlich genug, dass sich auch die Privat-Unis nicht sonderlich bewährt haben. Als peinlicher Tiefpunkt hat sich die Salzburger Paracelsus-Universität erwiesen, an der viele studieren, die an den Medizin-Aufnahmeschikanen der traditionellen Unis scheitern: Dort verlangt man jetzt allen Ernstes, dass die künftigen Ärzte beim Schreiben von Prüfungen gendern, wenn sie keine schlechten oder gar negativen Noten bekommen wollen. Wenn man schon einen Bedarf an gesetzlichen Nachschärfungen sieht, dann wäre das in Hinblick auf solche Skandale.
PPS: Besonders skurril ist auch der sogenannte Verfasssungsdienst in seinem Gutachten zum neuen Gesetz. Ganz im Sinne sozialistischer Planwirtschaftler und Verstaatlicher kritisiert er erstens, dass die Rechtsbeziehung zwischen Studenten und IT:U eine privatrechtliche sein wird und nicht eine öffentlich-rechtliche (Linke Grundüberzeugung: Wo kommen wir denn dahin, wenn der Staat irgendwo weniger statt immer mehr Macht haben soll!). Zweitens kritisieren sie gleichzeitig(!!), dass einerseits die Uni selber die Gebühren festlegt und nicht die Politik als Gesetzgeber. Andererseits aber kritisieren sie, dass die Politik im Kuratorium zu viel Einfluss habe. Das muss einem erst einmal einfallen, zugleich mehr "Legalitätsprinzip" einzufordern, also Bindung an politisch erlassene Gesetze, wie auch mehr "universitäre Autonomie" zu verlangen. Manchesmal muss man sich wirlich für Juristen nur noch genieren, wenn ideologische Polemik jede Form der Logik zersetzt.