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Drei plus zwölf Gründe, warum Trump gewinnen wird

Dass der Florida-Gouverneur DeSantis keine Chancen hat, nächster US-Präsident zu werden, ist seit Monaten klar, auch wenn sein Rückzug jetzt große Wellen schlägt. Viel weniger klar ist, warum die US-Demokraten wirklich alles getan haben, damit der Mann mit den wechselnden Haarfarben und dem Hang zur eitlen Selbstdarstellung neuerlich Präsident wird. Auf gleich drei verschiedenen Ebenen wird Donald Trump durch das Verhalten und die Bilanz der Demokraten massiv gefördert. Würde man zu Verschwörungstheorien neigen, könnte man fast Absicht dahinter vermuten. Aber die gibt es wohl nicht.

Jetzt ist Nikki Haley die letzte Alternative, die letzte Abzweigung vor dem Weg zu Trumps neuerlicher Präsidentschaft. Haley wäre wohl gut für Amerika und die Welt (offen sei angemerkt, dass ich die indienstämmige Frau schon am Tag genau vor zehn Monaten als "meine Wunschkandidatin" bezeichnet habe, als sie bloß eine unter sehr, sehr vielen Möchtegern-Präsidenten gewesen ist). Aber auch Haleys Chancen sind inzwischen alles andere als groß.

Deshalb werden die großen Fehler der US-Demokraten wohl wahlentscheidend für Trump werden, die sich auf drei Ebenen bewegen.

  • Der erste Fehler: Sie schicken neuerlich Joe Biden ins Feld. Für den amtierenden Präsidenten liegen jedoch, höflich ausgedrückt, die besten Zeiten seines Lebens um Jahrzehnte zurück.

Biden hat das große Pech, dass man ihm jede Sekunde seine 81 Lebensjahre nur allzu deutlich ansieht (die bei neuerlichem Amtsantritt schon 82 sein würden). Sein überlangsames Sprechen, sein schleppender Gang, sein orientierungsloser Blick dominieren seine gesamten Auftritte. Angesichts dieser Optik hört man gar nicht mehr hin, was Biden eigentlich sagen will. Im Vergleich kommt jedem Zuhörer Donald Trump bei jedem seiner Auftritte wie der personifizierte Jungbrunnen vor, auch wenn dieser mit seinen 77 (bei Amtsantritt 78) Jahren auch kein Jungspund mehr ist.

Was sind die US-Demokraten doch für Weicheier, dass trotz all dem keiner gewagt hat, Biden in aller Freundschaft zu sagen: "It´s over now!"

Oder haben alle demokratischen Parteigranden – vielleicht sogar zu Recht – gefürchtet, dass dann der Generation der woken Linksradikalen die Kandidatur kaum mehr zu nehmen sein wird, die mit ihrem Trans- und Homo-Kult sowie ihrer Immigrations-Begeisterung jedenfalls dafür sorgen wird, dass die Republikaner mit wem auch immer haushoch gewinnen werden? Es scheint in der Tat bei den Demokraten nach Biden kaum mehr einen Exponenten der gemäßigten Mitte wie einst Clinton oder Obama zu geben, der parteiintern gegen die radikale Linke Chancen hätte.

  • Der zweite Fehler ist die Prozessflut gegen Trump. Um nicht missverstanden zu werden: Es ist ja keineswegs so, dass alle Vorwürfe gegen Trump rein erfunden wirken, auch wenn keiner absolut zwingend ist. Aber was absolut irre ist, ist das Timing.

Jahrelang haben die – nach vielen Hinweisen überwiegend den Demokraten nahestehenden – Anti-Trump-Staatsanwälte die Dinge treiben lassen, sodass jetzt ausgerechnet im Wahlkampfjahr ein Prozess auf den anderen folgt. Das erweckt – nicht nur – in den meisten Amerikanern ein ganz übles Gefühl. Das kann doch kein Zufall sein. Niemand kann ihnen einreden, dass die Dutzenden Vorwürfe – irgendjemand hat 91 gezählt – gegen Trump alle ausgerechnet jetzt erst prozessreif geworden sind. Geht es doch um Vorfälle, die allesamt viele Jahre und Jahrzehnte zurückliegen.

Diese Prozesse haben damit noch eine ganz andere Wirkung. Sie sind die beste Gratiswerbung für Trump nach dem alten Politikermotto: Egal ob gut oder schlecht über einen berichtet wird, Hauptsache, es geschieht recht oft und der Name ist richtig geschrieben.

Diese Prozesse hätten wohl erst dann eine für Trump negative Wirkung auf die Durchschnittswähler, wenn er mit einem blutigen Messer in der Hand erwischt worden wäre. Ansonsten bestätigen sie eher das Image eines smarten Typen.

Dass die meisten Medien Anti-Trump sind, das hatten die Wähler schon lange gewusst. Die vielen meist auf den Prozessen aufgehängten kritischen Medienberichte über Trump wären nur dann eine relevante Hilfe für Biden, wenn die Journalisten nicht noch unbeliebter wären, als Politiker es im Schnitt sind.

So aber wie es jetzt aussieht, dürfte Trump der Mitleidseffekt ob dieser gewaltigen Flut an Prozessen und an Berichten darüber aber nicht nur im November-Duell mit Biden nutzen, sondern ganz besonders schon im jetzigen Wettbewerb mit Haley. Es ist eher zweifelhaft, ob das von den Betreibern der Prozesse auch wirklich so geplant gewesen ist. Diese Wirkung ist dennoch Tatsache – ebenso wie der Umstand, dass dadurch höchstwahrscheinlich auch jene Kandidatin abgeschossen wird, die wohl geeigneter als beide jetzt ins finale Rennen gehenden Kandidaten gewesen wäre.

  • Der dritte Fehler der Demokraten: Trump kann auf eine deutlich bessere Bilanz seiner Präsidentenjahre verweisen als Biden.

Das geht weit über einen Appell an das schlechte Gedächtnis hinaus, auf das seine regelmäßige Frage zu zielen scheint: "Geht es euch heute besser als in meiner Zeit?" Denn folgende Punkte sind allesamt objektive Fakten:

  1. Der Afghanistan-Abzug war zwar schon von Trump vorbereitet worden, aber er hat sich eben erst unter Biden in seiner ganzen demütigenden Dimension abgespielt.
  2. Die russische Invasion in der Ukraine war in der ersten Etappe vor und in der zweiten Etappe nach Trumps Amtszeit erfolgt, sondern unter Biden, der offen gesagt hat, dass er die Ukraine nicht verteidigen wird. Viele Amerikaner sind überzeugt, dass so etwas unter Trump nicht passiert wäre. Wahrscheinlich haben sie damit sogar recht: Denn auch einem Putin war die Unberechenbarkeit Trumps nicht geheuer. Sie hat also abschreckend gewirkt.
  3. Das kann ganz ähnlich auch in Hinblick auf China und Nordkorea gesagt werden, die beide in der Amtszeit Bidens viel ruppiger geworden sind.
  4. Der palästinensische Terror-Überfall und der israelische Rachefeldzug unter Biden stehen in deutlichem Kontrast zum spektakulären Durchbruch Trumps (beziehungsweise seines Schwiegersohns) bei der Versöhnung zwischen Israel und Saudi-Arabien sowie den Golfstaaten.
  5. Die scharfe Anti-Migrations-Politik und -Rhetorik Trumps kommt vor allem bei den unteren Schichten exzellent an, die ständig die Konkurrenz durch die Neuankömmlinge fürchten müssen – vom Arbeitsplatz bis zur Wohnumgebung. Aus diesem Grund ist Trump auch bei den Schwarzen besonders beliebt, die einst ein sicheres Wählerreservoir für die Demokraten gewesen sind.
  6. Die Inflationsrate ist unter Trump nie über drei Prozent gestiegen, meist nur um zwei Prozent gependelt, während sie in der ganzen Biden-Zeit über drei Prozent gelegen ist, mit einem Spitzenwert von acht Prozent.
  7. Die Realeinkommen der Amerikaner sind fast in jedem Trump-Jahr steil gestiegen, während sie unter Biden fast immer zurückgegangen sind und nie mehr den Wert bei seinem Amtsantritt erreicht haben.
  8. Bis auf das Corona-Jahr 2020 war in jedem Trump-Jahr das Budgetdefizit geringer als in allen Biden-Jahren.
  9. Die Börsenkurse hatten über die gesamte Trump-Zeit trotz des Corona-Einbruchs einen viel steileren Anstieg erzielt als unter Biden.
  10. Die Mordrate war in jedem Jahr der Trump-Periode niedriger.
  11. Die illegale Immigration ist in jedem Monat unter Biden ein Vielfaches höher gewesen als unter Trump und lag zuletzt weit über 200.000 pro Monat an der Südgrenze aufgegriffenen Illegalen.
  12. Die Zustimmungswerte zum jeweiligen Präsidenten waren bei Trump relativ konstant geblieben und sind ständig um die 40 Prozent gependelt. Die Werte für Biden waren anfangs zwar deutlich höher. Sie lagen damals bei 55 Prozent, sind aber seither ständig gefallen und liegen nun unter 40 Prozent.

Gleichzeitig gibt es kaum Parameter zu finden, die für Biden sprechen.

Da findet sich höchstens die Beschäftigungsrate, die im letzten Trump-Jahr nach ständigem Aufstieg steil abgestürzt ist. Der Grund: Die USA haben nicht wie die meisten europäischen Länder die Firmen in der Pandemie unterstützt (siehe Österreichs Cofag-Milliarden), was hier zwar eine Explosion der Arbeitslosigkeit verhindert hat, wie sie in Amerika 2020 zu registrieren war. Das hat aber dann in den USA zu einer viel rascheren Erholung der Beschäftigungslage geführt hat.

Da findet sich die amerikanische Ölproduktion: Diese ist unter beiden Präsidenten ständig gestiegen – freilich in den Corona-Jahren steil abgestürzt. Zuletzt ist sie aber bei Biden höher gewesen als bei Trumps Höhepunkt: Das war gut für die Wirtschaft, aber schlecht für Bidens Grün-Image.

Insgesamt sprechen also fast alle objektivierbaren Werte für Trump und nicht für Biden. Ein demokratischer Präsident hat einmal gesagt: "It´s the economy, stupid". Es ist aber auch die außenpolitische Bilanz, die für Trump spricht, ist er doch die Verkörperung der in Amerika immer größer werdenden Sehnsucht nach Isolationismus. Hinter "Make America great again!" verbirgt sich nämlich ein unausgesprochener zweiter Wunsch: "And don´t care anymore about the rest of the world!" Amerikanische Abwendung von der Welt ist aber erfahrungsgemäß meist gar nicht gut für den Rest der Welt (auch wenn es in unserem Teil der Welt noch immer ein paar gibt, die sich ärgern, dass Hitler wegen Amerikas Eingreifen den Weltkrieg verloren hat ...).

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