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Es tut im Herzen weh, täglich zuschauen zu müssen, wie die Zeitungen noch dünner werden, bis sie bald nur noch einem Billa-Flugblatt ähneln. Ebenso weh tut, wenn reihum Journalistenposten zu Dutzenden abgebaut werden – alleine der "Standard" will derzeit 25 kündigen. Eigentlich sind aber gute, vielfältige, unabhängige – und gelesene Medien unerlässlich und wichtig für Demokratie und Gewaltenteilung, für nationale Identität, globale Orientierung und Beherrschung der Landessprache. Wer aber ist schuld, was sind die Ursachen, dass unsere Medienwirklichkeit so anders aussieht als dieses Idealbild? Die findet man auf vier ganz unterschiedlichen Ebenen.
Die einzelnen dieser Ebenen:
Eine davon ist bekannt und wird immer genannt: Das ist die rapide Entwicklung des Internets. Noch schneller als die Leser sind die Inserenten dorthin abgewandert. Dabei hatten diese einst lange den Hauptteil der Umsätze gebracht.
Beide Wanderungsbewegungen haben den selben Grund: Das Internet mit all seinen Formen – von einem Blog wie dieses Tagebuch bis zu den Sozialen Medien – ist schneller, lebendiger und billiger. Letzteres schon deshalb, weil das Internet weder teures Papier, noch Druckerfarbe, noch die Garden an Druckereimitarbeitern und schon gar nicht den noch viel teureren Vertrieb, also die Verteilung an die einzelnen Abonnenten oder Kioske finanzieren muss, sondern lediglich Strom braucht – aber auch da können die riesigen Druckmaschinen weitgehend mithalten.
Die Bedrohung der alten Medien durch die vielfältigsten Internet-Formen ist ein weltweiter Trend, dem sich rund um den Globus nur die wenigsten Medien entziehen können, der auch schon Hunderte Tages- und Wochenzeitungen ins Grab befördert hat.
Die österreichischen Zeitungen haben beschlossen, mit den Wölfen zu heulen, und sind mit ihren Inhalten parallel zu den Printausgaben selbst ins Internet gegangen. Sie machen das jeweils recht unterschiedlich – aber nirgendwo wirtschaftlich erfolgreich. Die einen versuchen von ihren Lesern über eine "Paywall" Abonnement-Gebühren einzukassieren. Das gelingt nur in sehr bescheidenem Umfang. Die anderen versuchen die Leserzahlen durch freien Zugang zu maximieren und dadurch mehr über die Werbung zu kassieren – kommen aber dadurch wirtschaftlich auch nicht auf ihre Rechnung.
Die zweite Ebene ist das kollektive Versagen der Redaktionen. Ich habe kein einziges Medium in Österreich gefunden, das eine geeignete publizistische Antwort auf das Internet gefunden hätte. Relativ am besten halten sich noch Regional- und Lokalmedien, weil sie oft einen exklusiven Inhalt anbieten können, den man sonst fast nirgends findet, etwa den Sport aus den unteren Ligen, etwa die Berichte aus den Gemeindestuben, etwa die Schulergebnisse der lokalen Schulen, etwa die Neueröffnung eines Kaufgeschäfts.
Völliges Versagen der klassischen Medien muss man etwa auf politischer und kultureller Ebene konstatieren. Da gibt es keine Spur von Vielfalt, sondern nur einen linken, einen vor allem grünen Einheitsbrei. Der vertreibt freilich die Leser geradezu im Eiltempo. Denn die sind nur dann bereit, Geld auszugeben, wenn sie Information statt Indoktrination bekommen, wenn die Medien freie Vielfalt und nicht einseitige Umerziehung Richtung Klimasekte, Richtung genderistischer Sprachzerstörung und Richtung Trans- und Schwulenkult bedeuten.
Man mache sich nur das Faktum bewusst, dass die seit mehr als einem Jahr größte Partei des Landes von sämtlichen nationalen Medien geschlossen mit Hass verfolgt wird. Nicht einmal die einst der FPÖ wohlgesonnene "Kronenzeitung" unterscheidet sich da – und dennoch ist die Partei Umfrage nach Umfrage der 30-Prozent-Grenze nähergerückt, liegt besser, als sie es bisher je bei einer Wahl gewesen ist. Kaum besser wird die ÖVP medial behandelt, die bis Ende 2021 mit sogar noch höheren Werten Nummer eins gewesen ist und seither zwischen 20 und 25 Prozent pendelt.
Gewiss, man kann keinem Journalisten vorschreiben, FPÖ und ÖVP zu lieben. Aber man kann halt umgekehrt auch keinem Österreicher vorschreiben, eine Zeitung zu lesen oder gar zu kaufen, die seinen Wert-Überzeugungen täglich mit dem nackten Hintern ins Gesicht springt. Die Linie der Redaktionen ist also auch betriebswirtschaftlich absoluter Irrsinn, in einer historischen Megakrise gleichzeitig gegen die Mehrheit ihrer Leser zu schreiben, indem sie etwa voll die Klimapanik mitmachen oder jede Kritik an Zuwanderung und Islamisierung als "rechtsextrem" bekämpfen.
Ja natürlich, das wird ständig mit der "Unabhängigkeit" der Redaktionen verteidigt – so, als ob es ein Naturgesetz gäbe, dass in einem Land, das seit 40 Jahren klare Mehrheiten rechts der Mitte hat, die ganz große Mehrheit der Journalisten kilometerweit links der Mitte stehen muss.
Warum ist das aber dennoch so? Die drei wichtigsten Gründe:
Es macht absolut sprachlos, dass es in Österreich keinen einzigen Zeitungsverleger, Geschäftsführer, Zeitungseigentümer, Herausgeber oder Chefredakteur mehr gibt, der sich dem Linkstrend bei der Nachwuchsrekrutierung entgegenzusetzen versuchen würde. Sie nehmen dieses Immer-woker-Werden der Redaktionen distanziert, aber tatenlos hin. Sie begreifen alle nicht, dass fast die wichtigste Aufgabe bei Führung eines Mediums jene ist, sich den Nachwuchs anzuschauen und auszusuchen, der unten in eine Redaktion hineinströmt. Täte man dies, könnte man – angesichts der Popularität des Journalisten-Berufs – unter den Aspiranten relativ leicht auch einige nicht-linke Journalisten finden, würde man nur konzentriert das Ziel angehen, dass der Nachwuchs ideologisch auch dem Leserpublikum entspricht. Da hat man zwar nicht Morgen ein Resultat, aber binnen weniger Jahre. Nur haben halt die Zeitungs-Chefs alle nicht diesen langen Atem – oder sie begreifen gar nicht das zentrale Problem, warum Zeitungen so links geworden sind.
Aber etliche Verleger wundern sich dennoch und ärgern sich, dass die Redaktionen ganz andere Medien machen, als sie selber gerne hätten, als vor allem der Lesermarkt bräuchte, wenn man dort noch Zeitungen verkaufen will. Im Grund ist Servus-TV heute das einzige Medium, wo darauf geschaut wird, dass in der Mannschaft auch auf unteren Ebenen nicht nur Linke sind. Unter den Zeitungen und Magazinen hingegen finde ich keine einzige, wo solche Bemühungen zu beobachten wären. Das unterscheidet Österreich übrigens deutlich von Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Spanien und den USA, wo es überall relativ erfolgreiche Printmedien gibt, die sich dem auch dort bemerkbaren soziologischen Linkstrend entgegenstellen.
Ebenso versagt haben Österreichs Verleger bei der Entwicklung eines Micropayment-Systems. Das wäre ein System, in dem jeder Konsument ein Konto haben kann, auf das er einen Euro-Betrag einzahlt, wo dann für das Lesen eines Artikels in irgendeiner Zeitung ein kleiner Betrag, etwa 25 oder 50 Cent abgebucht würde. Ein solches System macht aus technischen und buchhalterischen Gründen nur gemeinsam einen Sinn. Denn würde das eine Zeitung alleine machen, wäre das ein Verlustgeschäft.
Aber es wurde nicht aufgebaut. Warum? Aus drei Gründen:
Dieses mehrfache Versagen der österreichischen Verleger- und Herausgeberklasse ist zuletzt auf einem ganz anderen Feld noch weit deutlicher sichtbar worden: bei der peinlichen Reaktion der Zeitungen auf die ORF-"Reform" und die Einführung der Haushaltsabgabe zugunsten des Gebührenfunks, die ab sofort alle österreichischen Haushalte und erstmals auch alle Unternehmen zahlen müssen, selbst wenn sie keinen Fernsehapparat haben.
Gegen diese Reform haben sich die Verleger absurderweise so lange gesträubt und so lange Kompromisse verlangt – bis der ORF wirklich alles bekommen hat, was er verlangt hat. Er bekommt jedenfalls noch mehr Geld als in der Vergangenheit und die Internet-Seite des ORF wird statt eingeschränkt, wie angeblich vereinbart, noch mehr ausgebaut.
Damit wird finanziell den Zeitungen noch mehr das Wasser abgegraben. Dabei gibt es in Wahrheit überhaupt keinen Grund, dass der einst als reines Radio- und Fernsehunternehmen gegründete ORF auch noch eine Internet-Seite mit textlichen Nachrichten und Berichten betreibt, also mit Gebühren die Kernaufgabe der Zeitungen betreibt.
Um das Urteil des Verfassungsgerichtshofs zu erfüllen, wäre natürlich ein ganz anderer Weg möglich und angebracht gewesen: Jeder, der Zugriff auf ORF-Inhalte haben will, muss einen Code haben, den er nur nach Zahlung der Abonnement-Gebühr bekommt. Die Systeme dafür brauchen nicht neu erfunden zu werden. Die sind schon erfunden und werden millionenfach genutzt: etwa um Netflix, Sky oder DAZN sehen zu können. Aber auch der ORF selber verwendet ja schon längst auf verschiedenen Übertragungssystemen solche Karten.
So viel Unfähigkeit wirklich aller Zeitungseigentümer macht fassungslos. So einfach haben sie sich vom ORF und seinen Lobbyisten über den Tisch ziehen lassen. So wehrlos haben sie letztlich zugestimmt, dass den eigenen Produkten ein neuer schwerer Schlag versetzt wird.
Die vierte Ebene, die für den katastrophalen Zustand der österreichischen Medienlandschaft verantwortlich ist, ist die Politik, ist die schwarz-grüne Regierungsmehrheit. Sie hat es nicht geschafft, etwa entlang der in den letzten Absätzen skizzierten Linie eine bessere Antwort auf das ORF-Urteil des VfGH zu geben. Vor allem die ÖVP und ihre medial ahnungslose Medienministerin Raab machen da einen jämmerlichen Eindruck.
Es gäbe viele Möglichkeiten, wie der Gesetzgeber einen ausgewogenen, vielfältigen und lebensfähigen Medienmarkt ermöglichen könnte, der für die Demokratie so wichtig wäre. Einige Anregungen, von denen jede einzelne besser ist als der Istzustand:
Es kann und darf nicht darum gehen, die Medien einzustampfen, wie es manche in der FPÖ aus psychologisch an sich verständlicher Rachesehnsucht für jahrelange Demütigungen wollen. Eine moderne Demokratie braucht vielmehr Informations- und Diskussionsplattformen auf allen technischen Kanälen. Aber sie müssen möglichst unabhängig, möglichst vielfältig und möglichst lebensfähig sein.