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Wie der ORF gegen den Wintersport agitiert

Für die Klima-Aktivisten gab es hierzulande wahrlich schon bessere Zeiten. Da mutiert Thunberg-Superstar gerade zur "Persona non Greta" (wie selbst die linksradikale taz formulierte), sodass die Szene unmittelbar vor der Spaltung steht und der gefallene Engel aus Schweden künftig wohl nur noch in arabischen Staaten (dann bitte zwecks Solidarisierung nicht nur mit Palästinenser-, sondern auch mit Kopftuch) und der palästinenserfreundlichen UNO von politischen Entscheidungsträgern empfangen wird; und da schlägt nach dem goldenen Herbst das Wetter im November jäh um und verbläst mit einem Sturmtief nach dem anderen die Mär vom Klimakatastrophen-Hitzetod flugs aus den Köpfen der Bevölkerung. Bei bereits meterhohem Neuschnee auf den österreichischen Alpengipfeln lässt sich auch die Mär von "Unsere-Kinder-werden-keinen-Schnee-mehr-erleben" nicht mehr plausibel erzählen, und die Kampagne gegen das zerstörerische Skifahren auf künstlich erzeugtem Schnee mit dem FIS-Weltcup als Speerspitze des Bösen implodiert, bevor sie noch richtig in Fahrt gekommen ist.

Wie gut, dass es da noch den ORF gibt, der tapfer dagegenhält – etwa in Form von Wettermann Marcus Wadsak, der das heranziehende Wochenend-Sauwetter im Donnerstag-Wetterbericht mit dem Beschönigungs-Wort "weniger warm" beschrieb. Auch der ORF-Sport unterwirft sich längst der Klimareligion, etwa indem Sportkommentator Oliver Polzer auch eine "ganz wichtige Botschaft" in der Störaktion der Klimachaoten beim samstägigen Herren-Slalom in Gurgl erkannte. Wie diese Botschaft konkret aussieht, durften nach Renn-Ende zwei der zuvor festgenommenen Aktivisten prominent im TV mitteilen. Sie konnten unwidersprochen eine düstere Klimaapokalypse herbeischwurbeln, wonach es in 30 Jahren keinen Schnee mehr gäbe. Und bald auch nichts mehr zu essen und zu trinken.   

Aufbereitet wird der Boden für solchen Verschwörungsunfug aber in den "Wissenschafts"-Berichten vom Küniglberg. So wurde im Vorfeld des Heimweltcup-Rennens in Tirol auf ORF.at eine aktuelle Studie total selektiv betrachtet und reißerisch prominent auf der Homepage des Zwangsgebührensenders platziert. Titel: "Energiebedarf für Kunstschnee nimmt zu". Subtext: "Bis 2050 könnte sich der Bedarf an Energie und Wasser für die künstliche Beschneiung verdoppeln."

Der Bericht macht gleich in mehrerer Hinsicht stutzig:

  • Das Wort "Verkehr" kommt nämlich mit keinem Wort vor, obwohl dieser – betrachtet man den Skitourismus in Österreich und überall anders auch – für den größten Energieverbrauch und damit CO2-Ausstoß (egal wie schädlich für die Umwelt man diesen bewertet) verantwortlich ist. Günther Aigner, der sich mit seinen wissenschaftlich fundierten Meta-Analysen zum Wintersport Meriten verdient hat und darob in der linken Journaille streng gemieden wird, beziffert den Anteil der Reisetätigkeit an den Wintersport-Gesamtemissionen "auf zwei Drittel bis drei Viertel". Also nicht die Produktion des technischen Schnees, nicht die Seilbahnen, nicht die Hotellerie und Gastronomie sind die relevanten Faktoren, sondern zu ungefähr 70 Prozent sind es An- und Abreise mit Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug.
  • Warum das dann in dem ORF-APA-Bericht keinen Niederschlag gefunden hat, bleibt rätselhaft. Ist es Inkompetenz, ist es ideologische Verblendung oder haben es die Wissenschaftler selber ausgespart? Da die Originalstudie nicht mitgeliefert wurde und diese sich beim Durchklicken hinter einer Bezahlschranke befindet, muss Letzteres offenbleiben.
  • Völlig manipulativ ist auch, wie in dem Bericht der für die Kunstschnee-Erzeugung notwendige Wasserverbrauch hervorgehoben und mit dem Energieverbrauch als offenbar ebenso umweltschädigend gleichgesetzt wird ("Wasser- und Energieverbrauch belasten die Umweltbilanz"). Offenbar soll damit auch das alte Vorurteil (wir erinnern uns an die Piefke-Saga von Felix Mitterer!) bedient werden, wonach aus den Schneekanonen chemisches, giftiges Zeugs geschleudert wird, das dann via Grundwasser in den Lebenskreislauf der Alpen und ihrer Bewohner eindringt; und/oder für Murenabgänge und damit große Zerstörung verantwortlich zeichnet.
  • Beides ist völliger Unsinn und entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Vielmehr wird das Wasser von den Pistenbetreibern ja aus der Natur (woher sonst?) gesammelt und entnommen, ohne jegliche Aufbereitung zu Eiskristallen verwandelt, ehe es dann wieder den natürlichen Gang im lokalen Wasserkreislauf nimmt. Das Wasser für die Skigebiete wird also – durchaus anders als in der Stadt Wien – nicht großflächig verpritschelt, sondern verbleibt vor Ort in der Natur, indem es sukzessive wieder verdunstet oder zu Quell- und Grundwasser wird. Im wasserreichen Österreich besteht am nassen Element ohnedies kein Mangel, weshalb es sich auch die Stadt Wien leisten kann, ihr kristallklares Hochquellwasser aus den Ostalpen zu Millionen Hektolitern vorab aus- und gar nicht in das städtische Wasserleitungssystem einzuleiten.
  • Selbst bei den schlimmsten der verbreiteten Klimamodellen sind die heimischen Alpen keinesfalls von Trockenheit bedroht (und die Naturschneegrenze würde in den nächsten 30 Jahren auch nur höchsten um 200 Meter hinaufwandern). Aber so wie durch die Klimakatastrophe andernorts großflächig Wüsten entstehen, Seen austrocknen, der Wald stirbt und das Meer die Küsten verschlingt, so macht sich die Erzählung von den aperen, ausgedörrten Alpentälern, die mit Gewalt ihr letztes Wasser in Schneekanonen pulvern, perfekt für ein Untergangsszenario im Zeitalter der Klimahysterie.
  • Bleibt noch der Faktor Energie für die Schneekanonen: Hier hat Aigner zuletzt in der Sendung "Sport und Talk aus dem Hangar-7" auf Servus-TV folgenden prägenden Satz formuliert: "Eine Schneekanone mit Ökostrom ist so sauber wie die Wiener Straßenbahn." Denn betrachtet man den Wintertourismus als Wirtschaftszweig (den er zweifelsohne für das Land darstellt), würden sich die für die technische Beschneiung erforderlichen 240 Gigawattstunden Strom pro Jahr komplett relativieren. Und auch für vernünftige Klimaschützer würde sich so manches relativieren, zumal laut Aigner "95 Prozent der heimischen Skigebiete ihren Strom ausschließlich aus erneuerbarer Energie" beziehen. Folglich sei der ökologische Fußabdruck der eines Zwerges und nicht der eines Monsters – konkret seien es bloß 6.000 Tonnen CO2 pro Jahr. (Zum Vergleich: Österreich hat 2022 insgesamt rund 72,6 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert, womit der Anteil 0,0082 Prozent beträgt). Wenn sich also nun wirklich dieser Wert bis 2050 laut Studie verdoppeln sollte, ist es immer noch keine Geschichte, wie Journalisten normalerweise zu sagen pflegen (und schon gar kein Aufmacher wie im ORF), denn der Zwerg bleibt ein Zwerg. Oder vielmehr eine Mücke, die medial aber zum Elefanten aufgeblasen wird.
  • Und vollends entlarvt wird das Ganze mit dem Verweis auf Kanada und die dortigen Skigebiete, die – und das ist die Hauptstoßrichtung besagter Studie – einfach auf Österreich heruntergebrochen werden. Denn Kanada, mit ganz anderen Strukturen, geographischen und infrastrukturellen Gegebenheiten, mit einem völlig anderen Stellenwert des alpinen Skisports, taugt nun wirklich nicht für einen Vergleich mit der Skination Nummer eins. Auch bloß statistisch nicht. Das hat Aigner auf Servus-TV dargelegt, indem er zwar einen derzeit nahezu identen Wasserverbrauch konzedierte. "Aber die haben viel ineffizientere Beschneiungssysteme, die brauchen doppelt so viel elektrische Energie, und der Oberhammer ist, dass dort durch den ungünstigen Energiemix eine zehn Mal so große Menge an CO2 freigesetzt wird". Konklusio also, die man freilich so im ORF und von einem hiesigen Klimachaoten nie hören wird, der aber noch nie ein echter Experte widersprochen hätte: "Nirgendwo auf der Welt ist Skisport so nachhaltig wie im deutschsprachigen Raum."

Und trotzdem, könnte man ergänzen, ist Skisport hier so negativ behaftet wie nirgendwo auf der Welt – und daran haben kampagnenartige Berichte, die man auch als Fake-News bezeichnen kann, von Personen, die sich neuerdings "Klimajournalisten" nennen, einen großen Anteil.

PS: In besagter Servus-TV-Sendung konnte der als Skifahrer völlig unbedeutende, als Klimaaktivist aber umso "wichtigere" Julian Schütter Folgendes behaupten: "Die Klimakrise ist ein Verbrechen der Menschheit, die Millionen von Menschenleben kosten wird. Das ist ein Völkermord, der da passiert." Wer in Zeiten wie diesen von Genozid spricht, den offenbar der Westen am "globalen Süden" verübt, der sollte zumindest von seinem Arbeitgeber ÖSV zu einer ordentlichen Kopfwäsche zitiert werden. Doch nichts dergleichen ist bekannt.

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