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Vor allem die FPÖ kann darüber jubeln, dass Andreas Babler an der Spitze der SPÖ steht und jetzt dort sogar einzementiert wird. Denn ihr hilft angesichts der strategischen ÖVP-Fehler Bablers klassenkämpferischer und wählervertreibender Kurs am meisten. Im historischen Vergleich wird Bablers Linksradikalität nur noch von den Sozialdemokraten der Zwischenkriegszeit übertroffen, die damals sogar wörtlich die "Diktatur des Proletariats" gefordert hatten. Unter Babler geht es inhaltlich wieder genau in diese Richtung. Er verwendet diesen Ausdruck zwar nicht, aber die Summe seiner Ideen würde bei einer Verwirklichung Österreich in die gleiche Armut stürzen, die in Osteuropa die Kommunisten mit ganz ähnlichen Maßnahmen ausgelöst haben. Dennoch werden die SPÖ-Funktionäre diesen Babler diesmal (vermutlich) korrekt zum Parteivorsitzenden wählen.
Sie tun das, obwohl Babler in dem halben Jahr seit seiner abenteuerlichen und fragezeichenwürdigen ersten Wahl zum Parteivorsitzenden in allem versagt hat: Er hat die bei Umfragen von 30 auf 24 Prozent abgestürzte Partei nicht einmal marginal nach oben bringen können. Er hat nirgendwo Akzente gesetzt oder Positionen bezogen, die Wähler aus Arbeiterschaft oder dem Bürgertum der Partei auch nur einen Millimeter näherbringen würden. Gleichzeitig haben sich die verlorengegangenen linken SPÖ-Wähler zu den vorher völlig irrelevanten Konkurrenten KPÖ oder Bierpartei bewegt.
Für diese beiden Kleingrupperungen zusammen sprechen sich ziemlich genau jene sechs Prozent aus, die sich seit dem Sommer des Vorjahres von der SPÖ abgewendet haben. Diese Linken wieder zurückzuholen ist zwar ein nachvollziehbares (wenn auch widerliches) Motiv dafür, dass die SPÖ und Babler so stramm nach links marschieren. Damit ist aber auch die Tatsache, dass diese Rückholaktionen völlig erfolglos geblieben sind, in Wahrheit ein persönlicher Offenbarungseid für Babler. Er kann den linken Rand aus dem studentischen Bobo-Milieu weder intellektuell noch emotional ansprechen, obwohl er genau deren Phrasen nachplappert. Dieser Rand fühlt sich vielmehr durch die Typen von KPÖ und Bierpartei emotional und intellektuell besser angesprochen als durch den niederösterreichischen Heurigenwirt, der für viele einfach nur peinlich wirkt.
Diese Stagnation der SPÖ hat aber auch für Österreich tragische Folgen. Da sich die mit Hilfe des Bundespräsidenten in die Regierung gehievten Grünen als völlig unbrauchbarer Koalitionspartner erwiesen haben und diese noch mehr Unterstützung als die ÖVP verloren haben, erschien nach der leichtfertigen und selbstbeschädigenden Absage der ÖVP an die Kickl-FPÖ nur noch eine rot-schwarze oder schwarz-rote Koalition als Zweiparteien-Regierung möglich. Jedoch scheint seit einiger Zeit klar: Auch diese jahrzehntelang Österreich mit rund 90 Prozent regierende "große" Koalition ist heute mit rund 45 Prozent weit von einer regierungsfähigen Mehrheit entfernt. Die Ursachen:
- eben die mangelnde Attraktivität Bablers, der eher peinlich als für den Posten eines Regierungschefs geeignet wirkt;
- die seit dem Abschied von Sebastian Kurz anhaltende Schwäche der ÖVP, die mit Nehammers Absage an Kickl noch weitere Wähler verloren hat.
Wenn aber weder Rot-Schwarz noch Schwarz-Blau möglich sind, dann droht überhaupt eine Dreier-Koalition. Und das wäre jedenfalls eine zusätzliche Katastrophe, selbst wenn diese nicht eine Replik der in Deutschland so jämmerlich scheiternden Ampel sein sollte.
Warum aber scheitert Babler? Für den linken Rand der städtisch-studentischen-künstlerischen Bobos macht ihn sein persönliches Niveau inakzeptabel. In dieser Blase will man zwar gerne – wenn auch ein bis zwei Jahrhunderte verspätet – das arme Los der Proletarier beklagen, aber dabei keinesfalls einen so proletoiden Typen an der Spitze sehen.
Für die aus der Arbeiterschaft oder dem Bürgertum kommenden Wähler in der Mitte gibt es wiederum eine ganze Reihe von inhaltlichen Gründen, warum der auf die Linken ausgerichtete Babler-Kurs keinesfalls Wähler dazugewinnen kann. Dazu einige Stichwörter:
Selbst in der SPÖ sorgt vielfach der linksradikale Babler-Kurs und seine simple Denkwelt, die etwa in dem Plakat gipfelt: "Teuerung abschaffen" für verzweifeltes Kopfschütteln. Manche tun das nur insgeheim, manche ganz offen zumindest zu Teilen des Babler-Programmes.