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Wie beim Pilotieren eines Flugzeugs ist es in jedem Konjunkturzyklus die schwierigste Aufgabe: Gelingt eine sanfte Landung? Kann man den Kampf gegen die Inflation so steuern, dass Wirtschaft und Staatsverschuldung nicht zu schwer unter diesem Kampf leiden?
Die Schwierigkeit dabei ist, dass bei jedem Rädchen, das man bewegt, erst mit deutlicher Verzögerung die Wirkung zu sehen ist. Mit einem anderen Vergleich aus der Verkehrswelt: Das ist wie beim Steuerrad eines Ozeandampfers, der kurzfristig nicht auf das Steuer zu reagieren scheint.
Eindeutig sind nur die katastrophalen Fehler der Europäischen Zentralbank in der Vergangenheit, als sie mehr als ein Jahrzehnt lang nach der Finanzkrise 2008 die Zinsen viel zu lange gesenkt oder gar ganz abgeschafft hat. Sie wollte den Schuldenländern helfen, wieder auf trockenen Boden zu kommen. Diese haben das aber bis auf Griechenland nicht genützt, sondern die Nullzinsen zur weiteren populistischen Wählerbestechung eingesetzt.
Vor einem Jahr, im September 2022, kehrten bei der EZB endlich Vernunft und Mut ein. Schrittweise stiegen die Zinsen. Das hat inzwischen Teilerfolge. Die Inflation hat sich etwa halbiert. Besonders steil sank sie in jenen Ländern, die populistisch, wie etwa Spanien, die Preise subventioniert haben. Dafür sitzt man dort jetzt auf zusätzlichen Schulden.
Die große Frage aber ist: Wann soll das Zins-Steigen aufhören? Oder umdrehen? Denn eines ist ja klar: Seine Wirkung besteht einzig in einem Abwürgen der Wirtschaft. Das könnte eine gefährliche Rezession – über die vorerst nur rein "technische" hinaus – auslösen.
Dazu kommt ein neuer Faktor, der sich negativ sowohl auf Inflation wie auch aufs Wachstum auswirkt. Das ist die Demographie, die Überalterung, der immer drückendere Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Dieser löst einerseits wirtschaftsschädigende Produktionsprobleme aus. Er bewirkt zugleich einen Wettbewerb um die knappen Arbeitskräfte, der oft über höhere Löhne ausgetragen wird. Diese Wettbewerbslöhne wirken sich im Lauf der Zeit immer mehr auf die Produktionskosten und damit die Preise und damit die Inflation aus.
Gleichzeitig wollen aber auch die unter Mitgliederschwund leidenden Gewerkschaften zeigen, dass sie immer noch wichtig sind. Sie sind daher bei ihren Forderungen auch für die weniger leistungsaffinen Mitarbeiter heuer besonders aggressiv.
Das ergibt eine Mischung, die uns die Hoffnung auf eine sanfte Landung sehr eintrübt.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".