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Zu viele oder zu wenige Arbeitskräfte?

Es ist mehr als verwirrend, welche Signale auf uns einstürmen. Auf der einen Seite spürt Österreich die deutsche Rezession; die Wirtschaft stagniert; Studien sprechen von 140.000 Jugendlichen ohne Job und ohne Ausbildungsplatz; und Ökonomen prophezeien steigende Arbeitslosenzahlen. Auf der anderen Seite werden wir fast im Staccato von Alarmrufen heimgesucht, wo überall dramatischer Mitarbeitermangel herrscht.

Wie ein Fanal springt einem da ein Zettel an einem großen Wiener Innenstadtlokal unter der Albertina ins Auge: Es ist wegen "Personalmangels" geschlossen. Und das an einem touristischen Hotspot zum saisonalen Höhepunkt des Städtetourismus!

Auf öffentliche Personalmangel-Klagen konnte man allein in den letzten Tagen stoßen für:

  • Finanzstrafbehörden (was manche freilich auch freuen wird …),
  • Lehrer aller Schulstufen und Fächer (trotz Aufnahme von Studenten, während in den nächsten Jahren die große Pensionierungswelle weitergeht – aber die Grünen blockieren eine Verkürzung der Lehrer-Ausbildung),
  • Kassenärzte,
  • Pflegekräfte und Spitalsärzte (weshalb schon ganze Abteilungen gesperrt sind),
  • Staatsanwälte (womit die jahrelangen Verfahren begründet werden),
  • Fachleute in allen Energie-Bereichen (was die subventionsschwere "Energiewende" ins Leere gehen lässt),
  • Telekom-Fachleute (60.000 Mitarbeiter fehlen, was den Infrastrukturausbau stoppt),
  • Kindergärtner (was die milliardenschwere Regierungs-Investition ins Leere gehen lässt),
  • Mitarbeiter der Gemeinde Wien (für IT, Versorgung, Soziales, Verwaltung, öffentliche Beleuchtung ...) 
  • Polizisten usw.

Das ist in Wahrheit längst eine eskalierende Katastrophe. Sie ist durch Zurufe "Da müsst ihr halt mehr zahlen!" nicht zu stoppen, weil so ja nur eine Umverteilung der Knappheit bewirkt wird. Sie ist nunmehr voll eintretende Folge der demographischen Fehlentwicklungen. Wo es keine einfachen Gegenmittel gibt:

  • Die Zuwanderung von Unqualifizierten hilft bei all diesen Berufen gar nichts.
  • Die von Qualifizierten funktioniert kaum, da Österreich ein Hochsteuerland ist, und da man halt in der Dritten Welt nicht Deutsch gelernt hat.
  • Die Zuwanderung aus Osteuropa, die uns mehr als 30 Jahre enorm geholfen hat, ist mehr oder weniger versiegt, da auch dort heute attraktive Jobs locken.
  • Einzige kleine Linderung bringt die Flucht aus der Ukraine – die aber nach Kriegsende sofort in die Gegenrichtung gehen wird.
  • Junge Mütter noch mehr ins Berufsleben zu locken, was die Wirtschaft dauernd verlangt, reduziert langfristig noch mehr die künftige Kinderzahl.
  • Eine signifikante Erhöhung des Arbeitens alter, aber gesunder Mitbürger findet keine politische Mehrheit. Die linksradikalen Grünen blockieren jeden Ansatz in diese Richtung.
  • Und wenn einmal ein SPÖ-Mann wie Georg Dornauer von Maßnahmen spricht, wie man die Älteren zum Mehrarbeiten bewegen kann, fährt ihm die ganze Linke über den Mund.

Als Ergebnis droht etwas, was wir zuletzt in den 70er Jahren erleben mussten: eine dauerhafte Stagflation. Hat man den Eindruck, dass von Gewerkschaft über Gesetzgeber bis EU alle daran arbeiten, dies zu verhindern?

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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