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Es ist enttäuschend: Während Österreich heuer die dritthöchste Anzahl von Asylwerbern erleben muss, während jetzt sogar die Zahl von Türken steil angestiegen ist, die bei uns Asyl wollen, kommen sowohl von ÖVP wie auch FPÖ außer Rhetorik keine substanziellen Vorschläge im Kampf gegen die illegale Migration. Dabei gibt es andere und große europäische Länder, in denen das Problem viel energischer und erfolgversprechender angegangen wird. Und das sind keineswegs nur Dänemark, Ungarn, Polen und Italien.
Gewiss, für jene Österreicher, die die Strukturen des Problems nicht durchschauen, dürfte es attraktiv klingen, wenn die FPÖ trommelt, Österreich oder Europa sollen sich in eine "Festung" verwandeln. Das aber ist nur Gerede. Es seien nur die drei allergravierendsten Einwände angeführt, warum die Festungsidee gar nichts bringen kann (zu denen noch Dutzende andere katastrophale Folgen für Tourismus, Handel und Grenzgänger kommen sowie die gigantischen Kosten und die jahrelange Bauzeit eines halbwegs wahrnehmbaren Festungszauns oder gar einer Festungsmauer):
Daher sollte die FPÖ sehr bald begreifen, dass sich "Festung!"-Rufe nur für Wahlkämpfe eignen. Man muss viel fundamentaler ansetzen.
Auch bei der ÖVP dominiert die Rhetorik. Ihre konkreten Vorschläge sind im Kampf gegen die illegale Migration marginale Details, von denen keines den Ansturm nennenswert bremsen kann.
Alle diese Ideen sind überdies mit einer Fülle von rechtlichen, wirtschaftlichen und technischen Problemen verbunden. Aber selbst, wenn diese alle gelöst werden sollten, sind die Vorschläge wenig tauglich, merkbare Spuren in den Asylwerber-Statistiken zu hinterlassen.
Auch der ständig von allen beschworene Kampf gegen Schlepper ist zwar sicher richtig und notwendig, bringt aber am Ende wenig: Denn dann werden halt die Asylantenmassen zu Fuß über die grüne Grenze gehen und dem nächsten Polizisten "Asyl!" zurufen.
Den Einmarsch der Asylwerber-Massen kann man weder mit den FPÖ- noch mit den ÖVP-Rezepten verhindern. Der wird sich nie wirklich verhindern lassen. Sinnvollerweise kann es nur darum gehen zu verhindern, dass sie auch im Land bleiben, und sicherzustellen, dass sie möglichst rasch wieder abgeschoben werden.
Dem stehen aber die gegenwärtigen Rechtsregeln rund um das Thema Asyl im Weg. Ohne deren Änderung werden alle Versuche scheitern. Solche Änderungen wären gewiss am einfachsten, könnte man EU-intern darüber einen Konsens erzielen. Aber auch dieser Weg scheint aussichtslos. Angesichts des Vorhandenseins klar pro-Migration orientierter Linksregierungen in der EU – von Spanien bis Luxemburg und Deutschland – müssen die anderen Staaten das im Alleingang machen.
Das haben im Gegensatz zu Österreich auch schon zwei der größten europäischen Schwergewichte klar erkannt – wenn auch erst unter dem Druck der Wähler – und einen schwierigen, aber notwendigen Kampf aufgenommen. Das sind Großbritannien und Frankreich, die jeweils unterschiedliche Strategien verfolgen.
Ihr Kampf gilt in erster Linie dem EGMR, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieser hat mit seiner von vielen anderen Gerichten – in Österreich insbesondere dem Verfassungsgerichtshof – nachgebeteten Judikatur die Hauptschuld daran, dass Asiaten und Afrikaner in Millionenzahl nach Europa gekommen sind und weiter in Massen kommen. Weil sie de facto fast alle hier bleiben können.
Großbritannien tut sich in dieser Frage relativ leicht, weil es nicht der EU angehört, weil es also bei einem Hinwegsetzen über die EGMR-Judikatur (die ja von der EU unabhängig ist) nicht auch den schmerzhaften Sanktionen des EU-Gerichtshofs ausgesetzt ist (der ganz die EGMR-Judikatur übernommen hat und gleichzeitig viel empfindlichere Strafen verhängen kann). Die Londoner Regierung muss beim Projekt der Abschiebung aller illegal Gekommenen, die nicht freiwillig ausreisen, also "nur" die landesinternen Widerstände überwinden.
Die regierenden Torys wollen ohne Rücksicht auf diese europäischen Gerichte alle illegal ins Land Gekommenen wieder abschieben. Sie haben auch schon Vereinbarungen mit Ruanda, das bereit ist, (natürlich gegen Entgelt) jene aufzunehmen, die nicht in ihre Heimat können (weil etliche Länder froh sind, überzählige Esser los zu sein). Sie folgen damit dem – vor Jahren auch mehrfach von Sebastian Kurz angesprochenen, aber nie näher angegangenen – australischen Beispiel.
Noch viel sensationeller ist das Projekt des französischen Innenministers Gérald Darmanin. Zuerst hat er die Rückführung zweier radikaler Islamisten aus Tschetschenien nach Russland angeordnet, obwohl die – nicht nur von Österreich sklavisch befolgte – Judikatur des EGMR das untersagt, weil ihnen in Russland angeblich Folter drohe. Nun hat er ganz eindeutig unter dem Eindruck der arabisch-palästinensischen Hamas-Umtriebe seine Bemühungen noch intensiviert. Er hat einen substanziellen Plan vorgelegt, der das Problem besser in den Griff bekommen könnte als alles, was in Europa sonst versucht wird.
Die Kernpunkte des Darmanin-Plans:
Gewiss: Darmanin muss noch eine parlamentarische Mehrheit für dieses Projekt suchen. Das wird nicht einfach. Denn die Regierung hat ja keine solche Mehrheit, sondern muss sich für jedes Gesetz gesondert Unterstützung suchen. Die besten Chancen auf eine Zustimmung dürften die regierenden Liberalen bei den bürgerlichen Republikanern haben. Die Linken haben ja rasch abgewinkt, obwohl ihnen Darmanin im Gegenzug als "Zuckerl" versprochen hatte, jenen Migranten, die einen Job in einem Bereich mit Personalnot gefunden haben, eine Aufenthaltsbewilligung zu geben.
Das alles hat einen klaren Hintergrund: Die Angst vor Marine Le Pen, deren Rassemblement National (früher Front National) vor allem wegen des Migrations- und Islam-Themas immer stärker wird.
Die britische Innenministerin Braverman geht das Thema noch konsequenter an: Sie hat überhaupt den Austritt aus der Europäischen Menschenrechtskonvention vorgeschlagen, die vom EGMR und von anderen linken und gutmenschlich-naiven Richtern immer als formale Grundlage benutzt wird, um die Tore für illegale Migranten weit offen zu halten.
Auch die – so wie der britische Premier Sunak – aus den ehemaligen britischen Kolonien in Südasien stammende Braverman hat zwar noch keine Mehrheit für diesen Plan gefunden. Das Thema wird aber zweifellos bei den nächsten Unterhauswahlen völlig im Zentrum stehen, die schon während der nächsten 15 Monate stattfinden müssen.
ÖVP wie FPÖ täten jedenfalls sehr gut daran, Geld in eine intensive Studienreise nach Paris und London zu investieren, um zu lernen, um sich abzustimmen (Bei den Ampelparteien scheint hingegen in Sachen Migration Hopfen und Malz verloren, die können sich auch die Tickets sparen). Als unmittelbare Notwendigkeit würde es vielleicht auch schon genügen, würden beide Parteien ein bisschen mehr Gehirnschmalz als bisher in das Thema investieren, und würde Innenminister Karner die klaren Worte seines französischen Amtskollegen verinnerlichen: "Was ist die Aufgabe eines Innenministers? Die Bevölkerung zu schützen."
Das muss aber effektiv geschehen. Mit Worten, Scheinmaßnahmen und sinnlosen Parolen ist das Thema jedenfalls nicht mehr zu lösen. Aber auch ewiges Warten auf eine Einigung über eine zielführende Politik der EU ist wenig aussichtsreich (obwohl die EU die meisten Möglichkeiten hätte, bei den Herkunftsländern funktionierende Rückführungsabkommen zu erzwingen sowie die europäischen Konventions-Grundlagen zu ändern). Aber in der EU wird eine solche zielführende Politik dort (noch?) von linken Regierungen verhindert, die man von Spanien bis Deutschland findet, die im EU-Parlament aber auch von den christdemokratischen Merkel-Relikten und Karas-Typen verhindert wird.