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Sachen zum Lachen - leider

Mit den dubiosen Forderungen, das Recht auf Bargeld und den freien Zugang zu den Seeufern in die Verfassung aufzunehmen, haben Bundeskanzler und SPÖ offensichtlich den sommerlichen Diskussionsstil vorgegeben. Jetzt wird mit Vorliebe über lachhafte Nebensächlichkeiten diskutiert – freilich ist Österreich in diesen letzten Sommertagen damit nicht allein.

Die alljährlichen Sommergespräche des ORF rufen heuer ein noch größeres Gähnen als sonst hervor – die niedrigen Einschaltquoten dieses unnötigen Rituals sprechen Bände. Und weil bisher weder ein "Sager" noch ein substanzieller Vorschlag für eine Diskussion in der Sauren Gurken-Zeit gesorgt hat, weil man sich an den öden und austauschbaren Verhörstil der Interviewerin schon so gewöhnt hat, dass man sich nicht einmal mehr darüber wundert, wird eine künstliche Erregung über den Ort des Nicht-Geschehens vom Zaun gebrochen. Ist das "Sprechzimmer" des Parlaments – ein fensterloses, holzgetäfeltes Kammerl – eine Zumutung? Die NEOS-Plauderin Meinl-Reisinger fand es fit für "ein Verhör in einem Spionage-Thriller", Herbert Kickl wähnte sich überhaupt in einem Stasi-Verhörraum. In Print und Internet wird darüber heftig diskutiert, der ORF lobt sich für seine kontroverse Ortswahl: Zuviel Lärm um ein großes Nichts. Vielleicht wäre es gescheiter, darüber nachzudenken, ob dieses langweilige Sendungsformat nicht überhaupt ausgedient hat? Auch weil darin offensichtlich niemand mehr etwas zu sagen hat?

Breite internationale Kreise zieht eine andere Nebensächlichkeit, nämlich ein Kuss, den der spanische Verbandspräsident einer Fußballerin im Feiertaumel der gewonnenen Weltmeisterschaft auf die Lippen gedrückt hat. Für diesen Übergriff soll er gezwungen werden,  zurückzutreten – die spanischen Kickerinnen drohen nach einer mehrtägigen Bedenkzeit zu streiken. Die FIFA hat ihn auch gleich einmal suspendiert, jene FIFA, die sich von den großen Korruptionsfällen in ihren Reihen und auch bei der in jeder Hinsicht dubiosen Auswahl von Katar als Austragungsort der WM 2022 zu keinerlei Handlung veranlasst gesehen hat. Und überhaupt: Fragt sich niemand, ob der Kuss nicht allzu hoch-skandalisiert ist? Hätte im 21. Jahrhundert, nach vielen erfolgreichen Jahrzehnten des Feminismus, eine Sportlerin, deren Erfolg ja nicht zuletzt auch auf ihrer Reaktionsschnelligkeit basiert, nicht sofort reagiert – von einer Unmuts- oder Abscheugeste bis zu einer Ohrfeige wäre ihr ein breites Repertoire zur Verfügung gestanden –, statt Tage später zu erklären, wie respektlos behandelt sie sich als "Opfer dieses sexuellen Übergriffs" gefühlt habe.

Kaum mit Andreas Babler in die erste Partei-Reihe hineingezählt, schöpft Julia Herr schon aus dem Vollen: Sie teilt mit uns Erkenntnisse ihrer Lektüre der Adabei- und Society-Seiten, wo sie Munition für ihren Kampf für die Entrechteten findet. Da hat doch glatt das Milliarden-Erben-Pärchen Mateschitz und Swarovski eine Liebesreise mit Privatjet und Super-Yacht gemacht. Man würde meinen: Wen geht’s was an? Wäre da nicht die Frau Herr: Ihr rotes Klima-Herz pocht bedenklich, weil die "Klimafrage eben auch eine soziale Frage ist", denn dieser "Urlaub stößt mehr CO2 aus als andere im ganzen Jahr". Was will sie? Reichen-, Vermögens- und Erbschaftssteuer, das weiß man ja. Aber das begründet die SPÖ neuerdings mit dem Privatleben der Seitenblicke-Gesellschaft?  Wäre es nicht so tragisch, könnte man darüber einfach lachen: Die Babler-Ideologen beziehen ihre Weisheiten jetzt aus den Klatschspalten.  Talmi-Neidgenossen aller Länder, vereinigt Euch. Aber vielleicht haben wir uns ja alle geirrt und der von Andreas Babler so verehrte Marx heißt mit Vornamen nicht Karl, sondern Groucho – wie der Filmkomiker von Anno dazumal.

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