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Öl und Gas: Die guten Nachrichten

(Fast) alles Wirtschaftsleben ist Psychologie. Deswegen ist es oft schade, dass gute Entwicklungen oft unbemerkt untergehen. Das geht nicht zuletzt auf den journalistischen Glauben zurück, dass nur die schlechten Nachrichten für Auflagen und Einschaltquoten gut wären.

Dennoch ist es eigentlich eine positive Sensation, dass die Öl- und Gaspreise keine sonderliche Aufmerksamkeit erregen. War doch 2022 ihr Steigen täglich das zentrale Thema. Mit gutem Grund: Damals überschritt der Ölpreis zweimal deutlich die 120 Dollar (pro Barrel). Seit Jahresbeginn bewegt er sich jedoch wieder genau in jenem Preisband, das er schon vor dem Krieg hatte, nämlich zwischen 70 und 90 Dollar.

Eine ähnliche Beruhigung ist trotz Weiterlodern des Krieges beim Gas eingetreten: Jeder kann sich noch erinnern, dass im vorigen Sommer panikartige Angst vor einem Kaltbleiben der Heizungen eingetreten ist. Heute sind hingegen schon im August die Gasspeicher zu mehr als 90 Prozent gefüllt. Kein Politiker redet mehr von einer Gaskrise, während im Vorjahr der österreichische Bundeskanzler auf Bitt-Tour an den Golf gereist ist, um dort einige Schiffsladungen zu erbetteln. Selbst die Ankündigung der Ukraine, den Vertrag über den Transit von russischem Gas im nächsten Jahr nicht mehr zu verlängern, macht Europa keine sonderlichen Sorgenfalten mehr.

Das alles ist absolut als Segen für die Welt zu verbuchen, zumindest wenn man kein radikaler Klimakämpfer ist. Das ist ein Segen, auch wenn Europas größte Wirtschaft, also die deutsche, schwer in der Krise steckt. Das hat auch schon einen deutlichen Rückgang der Inflation ausgelöst (die freilich auch noch andere Ursachen hat als die Energiepreise).

Auf der Suche nach Ursachen für diese Entwicklung könnte man auf den Rückgang des Konsums tippen, der in Österreich etwa an einem achtprozentigen Minus des Stromverbrauchs ablesbar ist. Doch global ist dieser Rückgang nur minimal.

Vielmehr ist etwas anderes passiert – was eigentlich in einer Marktwirtschaft das Natürlichste der Welt ist: Die Produktion hat als Folge der Preisexplosion des Vorjahres weltweit zugenommen. Zusätzlich positiv ist, dass dabei insbesondere die OPEC an Macht verloren hat. Denn die Ölförderung stieg vor allem in Nicht-Opec-Ländern: in Brasilien, den USA, Kanada, Argentinien, Guyana und Norwegen.

Wirksam waren aber auch die Sanktionen: Denn Russland wie der Iran bekommen ihr Öl nur noch dann an, wenn sie es zu Diskontpreisen hergeben, um wenigstens ein paar Devisen einzunehmen.

Das alles sind sehr gute Nachrichten. Wenn auch nicht für Russen, Iraner, Grüne und OPEC-Funktionäre.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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