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Europas Dach brennt

"Das Dach brennt lichterloh." So rief vor kurzem Thomas Schäfer, der Markenchef von VW, einer Managerversammlung zu. Das erinnert daran, dass nur zwölf Jahre davor der Chef von Nokia den gleichen Satz gesagt hat. Im Falle des einst größten Erzeugers von Mobiltelefonen kam der Ruf zu spät. Handys werden nicht mehr in Europa erzeugt. Wird das bald auch mit VW-Autos so sein?

Es ist schlimmer: Es geht nicht nur um die große deutsche Marke VW. Es geht auch um die gesamte Autobranche. Es geht auch  um die ganze europäische, vor allem deutsche Industrie. An der eng die österreichische hängt. Während das Ende der Nokia-Mobiltelefone auf Fehler des Managements, auf das Verschlafen des Trends zum Smartphone zurückgeführt werden kann, geht es jetzt um schwere politische Fehler.

Denn Europas Industrie gehen gleichzeitig die vier weitaus wichtigsten Rohstoffe aus, die sie zum Überleben benötigt.

  1. Das sind genügend Fachkräfte;
  2. das ist ausreichende und günstige Energie;
  3. das ist ein wirtschaftsfreundliches rechtliches Rahmenwerk;
  4. das ist ein positives internationales Klima.

Dieses globale Klima hat sich durch den Ukraine-Krieg, die aggressive Entwicklung Chinas und die Tatsache massiv verschlechtert, dass Moskau wie Peking die Konfrontation mit dem Westen zunehmend in dritte Länder, insbesondere Afrikas getragen haben. All jene, die gegen eine globalisierte Wirtschaft wettern, werden zunehmend lernen, wie schlecht es der Welt ohne diese geht.

Es würde jeden Rahmen sprengen, all die Überregulierungen und Richtlinien aufzuzählen, durch die  Europa selbst seine Zukunft lähmt. Die meisten geben vor, sozialen oder Umweltzwecken zu dienen; noch schlimmer werden sich aber die Lieferkettenbeschränkungen auswirken, die es fast unmöglich machen, mit der Dritten Welt Handel zu treiben, weil man nicht mehr nachweisen kann, ob alle Subsubsublieferanten alle von Europa gewünschten Standards einhalten.

Schon jetzt absolut brennend ist auf Grund der Demographie der Fachkräftemangel. Dieser kann in kaum einem Bereich durch die Millionen an bildungsfernen Flüchtlingen gedeckt werden.

Und ganz besonders katastrophal wirken sich die hohen Energiepreise aus. Jetzt hat sogar der grüne deutsche Wirtschaftsminister deren explosive Gefahr erkannt – obwohl ein Grüner ja eigentlich glücklich sein müsste, wenn weniger Energie verbraucht wird.

Man kann Thomas Schäfer nur durch den Zuruf ergänzen: Schön wäre es, würde nur bei VW das Dach brennen. Hat sich ihm doch auch BMW-Chef Oliver Zipse im Grund vollinhaltlich angeschlossen – obwohl BMW von den großen deutschen Automarken weitaus am erfolgreichsten ist und gerade seine Gewinnprognose erhöht hat. Seine Formulierung: "Die Deindustrialisierung in Deutschland nimmt schleichend Fahrt auf."

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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