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Wer noch zur gequälten Spezies der Autofahrer gehört, der kennt den Baustellen-Sommer. Immer wieder darf man sich besonders auf den Autobahnen fragen, wieso werden so lange Fahrbahnabschnitte gesperrt, wenn weit und breit kein Arbeiter zu sehen ist. Ein ähnliches Gefühl beschleicht den Beobachter der vielen Baustellen dieser Republik: Da sieht man auch niemanden daran arbeiten, dass der Weg in die Zukunft im besten Zustand wäre.
Für manche Baustellen fehlt der Mut – bei der Pensionsreform etwa. Bei anderen die Kompetenz – bei der Gesundheitsreform beispielsweise. Dann fehlt wiederum der Wille, sture Parteipolitik für ein größeres Ziel hintanzustellen – bei der Justizreform. Und dann gibt es in dieser Regierung auch Akteure, denen es überhaupt an Gestaltungswillen fehlt und die Durchwurschteln mit Ministertätigkeit verwechseln.
Zu letzterer Gruppe gehört Bildungsminister Martin Polaschek. Dabei müssten im Haus am Minoritenplatz ständig die Alarmglocken schrillen. Denn es gibt offensichtlich in diesem Ministerium keinen einzigen Bereich, der noch in Ordnung wäre.
Soeben wurde das Shanghai-Universitäts-Ranking veröffentlicht und unsere Universitäten quälen sich weit abgeschlagen im Hinterfeld. Die Uni Wien schafft es gerade noch in die zweite Hundertschaft, in der dritten rangieren die Medizinuni Wien und die TU. Die anderen schaffen es nicht einmal unter die ersten vierhundert Unis dieser Welt.
Hat man irgendetwas vom Bildungsminister gehört, wie er gegen den im Ranking schmerzhaft deutlich aufgezeigten Mangel an Qualität vorzugehen gedenkt? Vielleicht gibt Martin Polaschek sich damit auch zufrieden – wir werden es wohl nie wissen.
Natürlich, es gibt die Universitäts-Autonomie. Und da müssten eigentlich die Rektoren der sogenannten Hohen Schulen selbst als Erste initiativ werden. Aber das viele Geld, das nicht gerade berauschende Resultate zeitigt, kommt schließlich vom Steuerzahler und der darf bessere Qualität als Gegenleistung verlangen. Deshalb läge es am Minister, herauszufinden, warum die Unis das nicht schaffen, und dann Wege zu eröffnen, dass die Situation wieder besser wird. Unsere Unis spielten schließlich einmal in der Oberliga – und dort gehören sie wieder hin.
Weiterwurschteln ist auch der Polaschek-Stil auf dem Schulsektor. Er ist zwar sehr stolz darauf, Quereinsteiger und Bundesheer-Soldaten als Lehrer zu vermitteln, aber das ist ein bisschen wenig. Die Notaktion heißt "Klasse Job" – und vielleicht sucht der Minister jetzt auch noch ein paar pensionierte Manager, um die immer öfter leer bleibenden Schul-Direktors-Posten zu besetzen. Und ist dann noch stolzer. Nur ist Löcherstopfen halt kein klasse Job.
Mit ein bisschen gestalterischer Aktivität könnte Polaschek mehrere Fliegen auf einen Schlag erwischen: Gibt er den Direktoren mehr Gestaltungsmöglichkeit, macht den Posten also inhaltlich attraktiver, und versucht die überbordende bürokratische Last zu verkleinern, gäbe es sicher genügend Anwärter. Und gleichzeitig könnten dadurch Schulen in einen Wettbewerb mit vielfältigerem Angebot eintreten, was wiederum den Schülern zugutekommt. Etwas zu verändern, was Sinn macht: Das wäre der "Klasse Job", den man von einem Minister erwarten dürfte.
Freilich, das alles wären auch nur kleine Heftpflaster für ein Bildungssystem, das dringend auf echte Reformarbeiten wartet – nur dazu wird es nicht mehr kommen, denn der Wahlkampf ist da. Aber schließlich wird Polaschek bis zu seiner Ablöse als Minister bezahlt und könnte dafür wenigstens an den vielen kleinen Schrauben drehen, die den ihm anvertrauten Bildungsbereich verbessern würden.
Wenn es ein Zukunftsministerium gibt, das diesen Namen verdient, dann ist es sicher das Bildungsressort. Aber gerade in seinem Verantwortungsbereich werden Zukunftschancen verspielt – im individuellen Bereich, wenn unseren Kindern nicht die bestmöglichen Ausbildungs-Chancen eröffnet werden, und für das ganze Land, das durch einen Qualitätsabfall seiner Schulen und Universitäten wissenschaftlich, wirtschaftlich und kulturell im internationalen Vergleich immer weiter zurückfällt.