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Warum die Inflation hoch bleibt

Es ist zum Verzweifeln: Weizen-, Gas- und Strompreise sind mittlerweile längst wieder auf ein Niveau vor Ausbruch der Energiekrise oder gar darunter gesunken. Experten glauben auch, dass sie niedrig bleiben werden. Jedoch: Die internationale Inflation denkt nicht daran, auch wieder auf Vorkriegsniveau zurückzusinken – unabhängig davon, dass sie etwa in den USA deutlich niedriger ist als im Euroland oder gar in Österreich. Was sind da die Ursachen?

Ein zunehmend wirksamer Inflationsauslöser ist die Demographie, also die immer stärker spürbare Knappheit an brauchbaren Arbeitskräften. Viele Arbeitgeber versuchen, die wenigen Arbeitswilligen mit immer höheren Löhnen anzulocken, was sich naturgemäß sofort in den Preisen (vor allem bei Dienstleistungen) niederschlägt. Andererseits macht diese Knappheit die Zinserhöhungen weitgehend unwirksam: Denn Ökonomen sehen diese Wirkungen erst bei einer deutlichen Erhöhung der Arbeitslosigkeit eintreten.

Alle drei großen Schocks der letzten Jahre haben Tsunami-Wellen ausgelöst, die noch keineswegs verebbt sind. Also:

  • die Corona-Krise,
  • die Lieferkettenprobleme (insbesondere die in chinesischen Häfen und die im Suezkanal),
  • und der Krieg samt zeitweiser Gasknappheit.

Die durch diese Schocks ausgelösten inflationären Wellen sind wieder dreifach:

  • Viele haben befürchtet, dass diese Probleme länger anhalten, was die Erwartungspreise besonders hoch getrieben hat;
  • zugleich wurde eine selbsttragende Lohn-Preis-Spirale in Bewegung gesetzt;
  • die Regierungen (ganz besonders eifrig die österreichische) haben mengenweise zusätzliche Schulden gemacht, um die Menschen in der Corona- und der Energie-Krise bei Laune zu halten. Zusätzliches Geld im Wirtschaftskreislauf ist aber automatisch ein weiterer Inflationstreiber.

Gleichzeitig haben Unternehmen aus Angst vor künftigen Konflikten ihre chinesischen Lieferanten gegen teurere in anderen Drittweltländern getauscht. Überdies haben die in Vorbereitung befindlichen EU-Lieferkettengesetze (die de facto künftig den Einkauf bei billigen Lieferanten verbieten) schon im Vorfeld inflationäre Wirkungen.

Besonders dumm wäre es aber zu sagen: Macht ja nichts, wenn die Preise steigen, steigen halt auch die Löhne, und wenn die Löhne steigen, steigen halt auch die Preise. Denn: Inflation macht für jedes Unternehmen, auch jeden Haushalt das Disponieren schwer bis unmöglich. Man weiß nicht genau, was zu erwarten ist – und steigt schon deshalb auf die Bremse. Was naturgemäß Gift für die allgemeine Wirtschaft ist.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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