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US-Höchstrichter sind die besseren Uni-Politiker

Der amerikanische Oberste Gerichtshof, der Supreme Court, hat zwei bemerkenswerte Entscheidungen gefällt: Die "positive Diskriminierung" bei der Aufnahme an die Universität ist gefallen, ebenso der Plan von Präsident Biden, nicht zurückgezahlte Studienkredite zu erlassen. Damit haben die Richter überdies große Fehlentwicklungen im Hochschulsystem offengelegt – die es unter etwas anderen Vorzeichen auch bei uns gibt.

Nun kann also der Greis an der Spitze der USA nicht für 430 Milliarden Steuer-Dollar Stimmen kaufen. Denn genau das wäre die sündteure Maßnahme des Schuldenerlasses gewesen: schlicht und einfach ein Stimmenkauf auf Steuerzahlerkosten. Über 40 Millionen – vornehmlich jüngere – Wähler hätten von dieser Maßnahme profitiert, das wäre ein komfortabler Stimmenpolster beim anstehenden Wahlgang gewesen.

Abgesehen von diesem plumpen Manipulationsversuch wäre der teure Schuldenerlass aber nur ein kleines Schönheitspflästerchen für ein riesiges Problem gewesen. In den USA verlangen viele Colleges horrende Studiengelder und bieten den Studenten Studien, mit denen sie niemals gut bezahlte Jobs finden können – und in der Folge auf ihren Kreditschulden sitzenbleiben.

Würde man die jungen Menschen am Beginn darüber informieren, wie lange es dauert, bis sie mit einer bestimmten Ausbildung Arbeit finden, mit welchem Einkommen, mit welcher Karriere sie rechnen können etc., sähe so manche Studienentscheidung anders aus. Das gilt sicher auch für die Heerscharen von Politologie-, Soziologie-, Kommunikationswissenschaft- oder Gender-Studenten hierzulande. Doch die tun sich mit ihren Fehlentscheidungen bei der Studienwahl leichter als die Amerikaner: Sie bekommen ihre Ausbildung ja auf Kosten der Allgemeinheit und landen daher wenigstens nicht in der Kreditfalle.

Die zweite höchstgerichtliche Entscheidung, wodurch der positiven Diskriminierung an den Universitäten ein Ende gesetzt wird, könnte den Unis den Weg zurück zu Qualität und Exzellenz eröffnen. Denn sie sollen wieder nach Können, Talent, geistiger Offenheit der Bewerber über eine Aufnahme an die Universität entscheiden und nicht nach deren Hautfarbe. Nur wollen sie das gar nicht mehr. Sie haben mittlerweile nicht mehr akademische Exzellenz, sondern "Diversität" auf ihre Fahnen geschrieben und bevorzugen deshalb studierwillige Latinos und Schwarze.

Eingeführt wurde dieses System der "affirmative action" 1961(!!) von Präsident Kennedy, 1965 trat es in Kraft: Dadurch sollte den gerade erst mit vollwertigen Bürgerrechten ausgestatteten schwarzen US-Bürgern der Einstieg zum Aufstieg erleichtert werden. Angedacht war die Maßnahme als Provisorium. Es sollte zu denken geben, dass diese Starthilfe nach 60 Jahren noch immer als notwendig erachtet wird.  

Und der linke Aufschrei wegen des Urteils fällt besonders laut aus, da im Gefolge der BlackLivesMatter-Hysterie sogar schon die schlechten Mathe-Noten der schwarzen Schüler als Zeichen der weißen Vorherrschaft (und nicht des mangelhaften Lernens) gewertet werden und der Ruf nach einer ethnischen Mathematik erschallt. Als ob die Hautfarbe darüber entscheidet, ob zwei mal zwei vier ist oder fünf.

Interessanterweise waren es übrigens nicht weiße, sondern asiatisch-amerikanische Studierwillige, die sich wegen der rassischen Bevorzugung von Schwarzen und Latinos diskriminiert fühlten und das Höchstgericht angerufen haben. Studenten mit asiatischem Background zählen zu den erfolgreichsten, insbesondere in Mathematik und Naturwissenschaften. Und dann bekommen sie keine Studienplätze, weil die "Diversität" unselige Quoten statt Qualität verfügt. Jenseits des Ozeans geht es um Rasse, bei uns um Geschlecht – so ringen etwa unsere Medizinunis immer noch mit dem "Gender Gap" beim Aufnahmetest, weshalb ständig nach neuen Zusatz-Fragen gesucht wird, wodurch Mädchen endlich genauso gut abschneiden sollen wie Burschen.

Irgendwann wird man vielleicht auch bei uns wieder verstehen, dass Quote und Qualität nur denselben Anfangsbuchstaben haben. Auch wenn es hierzulande sicherlich nicht die Höchstrichter sein werden, die dabei den notwendigen Takt vorgeben.

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