Siebenmal die Frage: Ärgern oder lachen?
29. Juli 2023 01:05
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 4:00
Es gibt immer wieder Momente, da ist man sich nicht sicher, ob man sich nun über etwas ärgern soll oder lieber doch nur lachen. Wobei letztere Reaktion sicher die gesündere ist. In diesen Tagen ist dieser Zwiespalt gleich mehrmals aufgetaucht.
- Der EU-Kommissar und der gute Wolf. Lachhaft erscheint es dem EU-Umweltkommissar Sinkevicius, dass sich die Österreicher zunehmend vor den sich rasch vermehrenden Wölfen fürchten. Der Litauer zieh uns der Panikmache und hantierte dabei mit falschen Zahlen ("Österreich hat nur 20 Wölfe gemeldet" – das dafür zuständige "Österreichzentrum Bär Luchs Wolf" hat aber 58 gemeldet, jetzt sind es schon mindestens 80). Und er setzte eins drauf mit einem hinkenden Vergleich: "Es gibt mehr Tote durch Kühe als durch Wölfe". Zum Glück hat der Wolf noch keine Menschen gerissen, aber die Risse von Herdentieren unserer Bauern werden immer mehr: 500 Risse im Jahr 2021, bereits 800 Risse im Jahr 2022. Und darüber macht sich der Herr Kommissar lustig? Eine bessere Illustration für die Abgehobenheit der Brüsseler Kommissare lässt sich schwer finden.
- Der Wolf und die Macht der NGOs. Umweltorganisationen ereifern sich derzeit darüber, dass schon fünf Bundesländer Wolfabschüsse im Verordnungsweg regeln – was den NGOs (anders als bei Bescheiden) die Möglichkeit nimmt, Abschüsse durch ihre Einsprüche zu verhindern. Wo ihnen doch sogar der Verwaltungsgerichtshof das Recht des Mitredens beim Erlegen von Fischottern bescheinigt hat! Man fragt sich, wieviel Macht Vereinen wie Greenpeace, Global 2000 und Co. noch zugebilligt wird. Sie sind von niemandem gewählt, müssen keinerlei Qualifikationen nachweisen, kassieren öffentliche Gelder und sollen überall Mitsprache-Rechte haben, mit denen sie nur allzu oft den Willen der Bevölkerung konterkarieren. Es wäre an der Zeit, die Macht dieser Vorfeldorganisationen der Grünen einmal auf ihre demokratische Legitimation zu prüfen.
- Wenn Gewessler etwas will, fährt die Eisenbahn drüber. Ausgerechnet die grüne Ministerin, die angeblich so viel von der Mitsprache von Bürgern hält (siehe den dubiosen "Klima-Rat"), fährt mit kleinen Gemeinden Schlitten: Die ÖBB hat im oberösterreichischen Taiskirchen einen Grund gepachtet, um darauf eine der größten Photovoltaik-Anlagen Österreichs zu erbauen. Mit dem Segen der Ministerin natürlich, die für diese Paneele alle Raumordnungs-Befugnisse der Gemeinde außer Kraft setzt. Sie ist ja so bürgernah.
- Keine Sternchen mehr in NÖ. Ab August soll in niederösterreichischen offiziellen Schreiben nicht mehr mit Sternchen etc. gegendert werden. Das ruft die obligate Kritik hervor: Wenn sie nicht durch ein Sternchen erwähnt werden, könnten sich Transgender-Menschen diskriminiert fühlen, führte eine Professorin vom "Institut für Gender und Diversität" aus, das ausgerechnet an der Wirtschaftsuniversität angesiedelt ist. Fragt sich der Herr Minister Polaschek nicht, was ein derartiges Institut eigentlich an einer Wirtschaftsuni soll? Die Frage "Wieviel Gender-Professoren braucht das Land" sollte er sich auch dringend stellen – gerade jetzt, wo die Universitäten mit unserem Steuergeld nicht auskommen.
- Eine Justizministerin, die das Wichtige zuerst macht. Nein, Frau Zadic reformiert nicht die wildgewordene Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die jetzt auch höchstinstanzlich mit ihrer Berufung gegen den Freispruch von Heinz Christian Strache abgeblitzt ist. Zadic hat Wichtigeres zu tun: Sie legte das erste Gesetz vor, in dem nur weibliche Formen verwendet werden. Freilich ist das ein Gesetz über "Flexible Kapitalgesellschaften", wo es nur um Gesellschafterinnen, Geschäftsführerinnen und Mitarbeiterinnen geht. Gesetze, wo es dann nur noch Mörderinnen, Terroristinnen oder Räuberinnen gäbe, wird sie wohl nicht genderistisch neu fassen, weil ja "Sprache unser Denken, unsere Wahrnehmung und unser Handeln beeinflusst" (Zitat Zadic).
- Angekündigte Aufregung findet nicht statt (1). Schon vorab überschlugen sich die Mainstream-Medien: Der Bundespräsident, der sich bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele über die ÖVP ereifert hatte, weil sie das Wort "normaldenkend" benutzt hat, werde "in seiner Gesellschaftskritik nachlegen". Tatsächlich aber verkannte der alte Herr den Anlass seiner Rede und erging sich in müden Witzchen, die ihren Höhepunkt erreichten, als er sich auf dem Instagram-Account eines politischen Gegners als "Follower" eintrug. Langsam hantierte er mit seinem Handy, dann war’s geschafft, "jetzt followe ich … (Pause, in der alle gespannt sein sollten, ob es um Herbert Kickl geht) … Norbert Hofer". Auf einem Skikurs hätte dieses ausagierte Witzchen gepasst. Bei der Eröffnung des bedeutendsten Festivals einer Kulturnation war es nur peinlich. Noch peinlicher war nur, dass diese Szene abends in der ZiB1 gesendet wurde.
- Angekündigte Aufregung findet nicht statt (2). Die Salzburger ÖVP-FPÖ-Koalition hat viele Kultur-Schaffende von Anfang an zu lauten Missfallensäußerungen veranlasst. Für die Salzburger Eröffnung war deshalb angekündigt, dass Schauspieler und Musiker die Felsenreitschule demonstrativ verlassen würden, sobald Landeshauptmann Haslauer mit seiner Rede beginnt. Es war aber kein demonstratives Gehen zu beobachten, sie blieben und hörten zu – einer im Übrigen ausgezeichneten Rede, die bei diesem Festakt nur von einem Redner getoppt wurde, der alles in den Schatten stellte: von Nobelpreisträger Anton Zeilinger.
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