Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Auf dem Intelligenzhorizont der Regierungspolitik ist es zuletzt allen Ernstes ein offenbar feministisch wichtiges Thema gewesen, dass die Mütterberatung künftig Elternberatung genannt wird. Auf dem noch niedrigeren Horizont der Coronaleugner ist der Kampf gegen die Impfung trotz deren eindeutigen Erfolges für Kinder und Mütter ein zentrales Thema. Ein viel wichtigeres Thema wird rund um Elternberatung und Kinder jedoch überhaupt nicht angesprochen, obwohl es in Zeiten eines wachsenden Anteils von Kindergeburten mit Migrationshintergrund eine ganz zentrale Notwendigkeit wäre. Dieses Versäumnis ist fast als kriminell zu bezeichnen.
Das ist die Frage, in welcher Sprache die Kinder aufgezogen werden sollen. Dieses Thema wird bei der Mütter/Elternberatung entweder ausgeklammert, obwohl es lebenswichtig ist für die Zukunft Österreichs, aber auch die der Migrantenkinder, oder es wird gar der Schlangenrat gegeben, mit dem Kind in der Sprache der einstigen Heimat eines (oder aller) Eltern- oder Großelternteils zu kommunizieren. Dieser Schlangenrat wird vor allem von den Sozialarbeitern in sozialistisch regierten Gemeinden erteilt.
Dahinter steht die skurrile Ideologie vieler Linker, es würde eh genügen, Deutsch dann im Kindergarten oder in der Schule zu erlernen. Jeder, der mit Kindergärten zu tun hat, weiß, dass die keine Sprachschule sein können, wenn etwa in Wien eine Gruppe bis zu 25 Kinder umfasst. Und das Deutsch-Lernen von den anderen Kindern funktioniert auch nur dann, wenn Deutsch die Muttersprache von mindestens 80 Prozent der anderen Kinder ist. Was in vielen städtischen Kindergärten quer durch die Republik nur noch ein wirklichkeitsfremder Wunschtraum ist. In der Realität suchen sich die betreffenden Kinder sofort Freunde, mit denen Türkisch, andere, mit denen Arabisch, andere, mit denen Serbisch, weitere, mit denen Urdu, und wieder andere, mit denen Somali geredet wird.
Damit sind die Schulen, auf die de facto alle Pflichten des Spracherwerbs abgewälzt werden, total überfordert, obwohl man dort eigentlich viel mehr lernen sollte als nur die Landessprache. Damit wird vor allem den nicht deutsch-sprechenden Kindern eine lebenslange Bürde auferlegt, derentwegen sie sich nie voll integrieren können, derentwegen sie dauerhaft von vielen Berufen ausgeschlossen bleiben. Damit wird ihnen schon von Kindheit an die Botschaft eingetrichtert, sie hätten eine spezielle Gruppenidentität, die anders sei als die der Österreicher. Damit ist garantiert, dass sich die meisten von ihnen auch im späteren Leben fast nur in solchen Gruppen, in ethnischen Communities bewegen werden (selbst wenn man die üble Spaltung predigende Rolle mancher Religionen beiseitelässt). Damit wird diese Republik immer mehr in streng getrennte Segmentierungen zerfallen.
Auf diese Erkenntnis folgt meist der unsinnige Einwand: Aber Migranten-Eltern können ja oft selbst nicht gut Deutsch. Das ist in Wahrheit nichts als eine faule – eine meist ideologische Ausrede. Denn erstens können die meisten nach etwa einem Jahr zumindest das, was man als "Gastarbeiter-Deutsch" bezeichnet ("Du holen Ziegel aus Auto") und mit Kleinkindern wird ja auch oft so gesprochen. Zweitens würde es auch schon den Eltern in ihrem eigenen beruflichen, aber auch gesellschaftlichen Weiterkommen massiv helfen, wären sie nicht auf lebenslanges Ziegelschupfen limitiert, würden sie besser Deutsch lernen, bekämen sie ein starkes Motiv eingetrichtert – eben die Zukunft der eigenen Kinder –, die Mühe des Deutschlernens auf sich zu nehmen. Und drittens: Welcher Einwanderer strengt sich noch an, etwa die Sprache zu erlernen, wenn ihm die Behörden des Landes mitteilen: "Du brauchst dich nicht anzustrengen"?
Es gibt zahllose gute Beispiele, dass das Sprachenlernen auch in späteren Lebensjahren durchaus möglich ist. Eines der spannendsten hat jetzt der Österreichische Integrationsfonds veröffentlicht – nämlich in Hinblick auf eine spezielle Gruppe von Flüchtlingen, die Frauen aus der Ukraine. Dabei ist das eine Gruppe, die praktisch zu 100 Prozent mit der inneren Einstellung nach Österreich gekommen ist, möglichst bald wieder in ihre Heimat zurückzukehren, also wo man besonders wenig Anstrengungen um einen Erwerb der deutschen Sprache annehmen würde.
Es ist geradezu sensationell, dass der allergrößte Teil von ihnen schon nach eineinhalb Jahren (wohl auch angesichts des Fehlens einer Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende) inzwischen die Rückkehrpläne beiseitegeschoben hat und im Expresstempo die Integration in den österreichischen Arbeitsmarkt sucht oder schon gefunden hat. Noch sensationeller ist, um wie viel zufriedener jene Frauen mit ihrem Leben – trotz aller Fluchtumstände – in Österreich sind, falls sie bereits gut Deutsch sprechen: Diese sind zu 66 Prozent zufrieden. Hingegen sind es bei jenen, die nicht gut Deutsch sprechen, nur 37 Prozent.
Gewiss: Die gekommenen Ukrainerinnen sind hochqualifiziert. Drei Viertel haben einen Hochschulabschluss. Aber alle scheinen zu wissen, was auch für Nichtakademiker begreifbar ist: Deutsch zu lernen ist jetzt eine ihrer obersten Pflichten.
Es ist ein Glück, dass sie nicht jenen Wiener Sozialberaterinnen in die Hände gefallen sind, die den türkischen Taxichauffeur beraten haben. Er ist der Sohn eines anatolischen Gastarbeiters, hat in Österreich die Schule besucht, und spricht gut, wenn auch mit Fehlern und Akzent Deutsch. Mit seiner kleinen Tochter unterhält er sich aber daheim nur auf Türkisch. Auf meine Frage: "Warum?" bekam ich zur Antwort, dass ihm Sozialarbeiterinnen der Gemeinde Wien das so geraten hätten. Er konnte daher auch nicht begreifen, was er seiner Tochter antut.
Das hat mich an meine einstigen Recherchen bei jenen Österreichern erinnert, die das Land bei der letzten großen Emigrationswelle aus Österreich hinaus verlassen haben. Das war Anfang der 50er Jahre, als man wieder auswandern konnte, als sich aber das österreichisch-deutsche Wirtschafswunder noch nicht gezeigt hatte. Fast 300.000 meist junge Menschen haben Österreich damals verlassen.
Als ich in den 80er Jahren viele Heime der nach Kanada ausgewanderten Österreicher besuchte, wurde ich nicht nur freundlich aufgenommen, sondern merkte bald, dass die Emigranten auch untereinander bald wieder alle englisch sprachen. Ich erfuhr, dass sie das vom ersten Tag in Kanada an schon versucht haben. Obwohl sie in der alten Heimat bestenfalls ein Hauptschul-Englisch erworben hatten. Aber sie wussten, dass die wichtigste Zukunftsinvestition für ihre Kinder das perfekte Erlernen der Landesprache ist, und dass sie auch selber nur dann einen beruflichen Aufstieg schaffen, wenn sie in den ersten Monaten im neuen Land Tag und Nacht Englisch lernen. Und diesen Aufstieg haben sie alle geschafft. Frank Stronach ist nur einer der bekanntesten von ihnen. Auch er redet mit seiner aus Österreich mitgekommenen Frau selbstverständlich nur Englisch, wie ich später selbst erleben konnte.
Zurück zur neu aufgestellten Familienberatung in Österreich: Es ist angesichts all dieser Fakten und Zukunftsprobleme für die betroffenen Familien und die Republik eine absolute Katastrophe, dass man dabei auf eines der wichtigsten Dinge vergessen hat, die Kinder für eine gute Zukunft brauchen. Es wäre rechtlich ganz einfach gewesen, alle Finanzströme für die Gemeinden an die Pflicht zu binden, dass in diesen Beratungen allen nicht deutschsprachigen Eltern der Wechsel auf Deutsch als Umgangssprache intensiv (samt Informationen über einschlägige Kurse) empfohlen wird. Im Interesse der Mütter und Väter und in dem ihrer Kinder.