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Es ist wahrscheinlich eine große Schande. Aber mir hat der Name "Florian Teichtmeister" so lange absolut nichts gesagt, bis er oder genauer: bis die Berichte über ihn flächendeckend alle mehr und vor allem weniger seriösen Gazetten füllten. Er soll des Besitzes und der Herstellung zehntausender kinderpornographischer Missbrauchsdarstellungen schuldig sein. Das ist ein Delikt, das – zu Recht – mit bis zu drei Jahren Haft bestraft wird. Für einen bisher Unbescholtenen werden es aber selbst bei einem Schuldspruch deutlich weniger sein. Zusätzlich droht neuerdings allen einschlägig Verurteilten allerdings die – de facto unbefristete – Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum.
So weit so hart. Aber das ist nun mal das von den Volksvertretern beschlossene Gesetz, das ein grausliches Delikt bestraft, das in Zeiten des Internets explosiv metastasiert. Da man jene, die physisch Kinder missbrauchen und quälen, selten erwischt, bestraft man jene, die ihnen die beim Missbrauch erstellten Videos abkaufen und die damit die eigentlichen Täter meist überhaupt erst zu den Taten anstacheln. Schließlich bestraft man ja auch einen Hehler, ohne den ein Dieb meist auf seiner Ware sitzen bliebe (sofern die Beute nicht nur in Bargeld besteht). Der Hauptzweck dieser Strafen sind sowohl Spezial- (also eine starke Botschaft an den Täter schickend) wie auch Generalprävention (andere potentielle Täter abschreckend).
Die Strafdrohungen aus dem Gesetz sind aber im Falle Teichtmeister harmlos gegen eine weitere Strafe. Der Mann steht nun in einer Intensität lebenslang am Pranger, wie es seit vielen Jahren bei keinem Verbrecher auch schwererer Delikte der Fall gewesen ist. Auch wenn er alle gesetzlichen Strafen abgebüßt haben wird, auch wenn die Strafregister-Eintragung getilgt sein wird, wird kein Theater, kein Regisseur einen Schauspieler Teichtmeister beschäftigen wollen. Das wird nicht einmal dann der Fall sein, wenn er seinen Namen ändern sollte. Moderne Elektronik ist problemlos imstande, die Identität eines Gesichtes zu erkennen – auch wenn dieses unter verschiedenen Namen auftritt. Den Rest werden übelgesinnte Kollegen und gierige "Investigativreporter" tun.
Geschieht ihm recht, werden viele sagen. Mag sein. Aber Tatsache ist, dass die Prangerstrafe für Teichtmeister ein krasser Gegensatz ist zur Behandlung von Verbrechern, die mit viel schwereren Strafen belegte Delikte begangen haben. So hat der Täter im Fall Fritzl eine behördliche Namensänderung zugestanden bekommen und kann weitgehend unerkannt unter uns leben, wenn auch wohl an einem anderen Wohnsitz. Teichtmeister wird diese Chance nicht haben, zumindest wenn er jemals wieder in seinem erlernten Beruf tätig sein will. Und sonst haben halt Schauspieler nichts gelernt. Für ihn heißt die Strafe: lebenslänglich. Egal, was im Gesetz steht. Da waren die blutverschmierten Hände wohl nur der Anfang, die dieser Tage auf einem von Teichtmeister in seiner Heimatgemeinde errichteten skurrilen "Denkmal der Menschenliebe" von anonymen Tätern angemalt worden sind.
Pech gehabt, das ist halt die Folge, wenn man prominent ist. Dennoch fällt auf, dass auch Prominente oft Anonymität genießen. Ich weiß schon, formalrechtlich ist es in seinem Fall ein wenig anders, weil ein Anwalt seinen Namen einmal nach außen getragen hat – wohl nur die strafrechtlichen Folgen im Auge habend und nicht an die lebenslange Damnatio memoriae zu denken, die Teichtmeister jetzt droht.
Der mir jetzt bekannteste unbekannte Schauspieler könnte einem vor allem dann fast leidtun, wenn man den von einer eigenartigen Justiz erzwungenen Umgang der Medien mit sonstigen Identifizierungen von Straftätern beobachtet. Dann, wenn diese migrantischen Hintergrund haben, erfährt man plötzlich oft nur, dass sie ein "Mann" sind oder dass sie "28-jährig" sind.
Dabei wäre eigentlich die Information der Öffentlichkeit viel relevanter, wie oft beispielsweise Syrer oder Afghanen Argumente mit dem Messer austragen. Denn das zu wissen und etwa in Hinblick auf die Migrationspolitik die Schlüsse daraus ziehen zu können, wäre für viele von uns wichtiger als das Wissen, dass es Schauspieler gibt, die halt üble Schweinderl sind.
Die Österreicher werden aber immer nur genau über das Irrelevantere informiert. Über die wirklich wichtigen Fragen, die Handlungsbedarf zur Folge hätten, lässt man sie hingegen blöd sterben. Das Ganze wird Demokratie genannt.