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Der Herr Kogler und die Nazis

Für den ständig die Regenbogenfahne schwingenden Herrn Kogler ist man "präfaschistoid", wenn man sich für die "normal denkenden" Menschen einsetzt. Solche Beschimpfungen in der Spitzenpolitik sind übel genug. Überhaupt unerträglich wird es, wenn der Mann, der noch nie irgendeinen Hinweis auf besondere historische Sachkenntnis gegeben hat, sich ohne jede Not einer Argumentationslüge bedient, die zuletzt von den Nazis verwendet worden ist. Übrigens nicht von den Faschisten.

Die Diktatur der Faschisten unter Benito Mussolini hat sich nämlich immer um einen halbwegs korrekten Umgang mit der katholischen Kirche bemüht. Hingegen hat der grüne Parteichef und (noch) Vizekanzler dieser Republik mit wilden Vorwürfen einen antikirchlichen Kulturkampf eröffnet, wie ihn hier in Mitteleuropa zuletzt die echten Nazis geführt haben. Selbst in der einstigen Volksstimme der KPÖ kann ich mich nicht erinnern, jemals so üble Äußerungen gelesen zu haben.

Herr Kogler behauptete nämlich in allem Ernst, "die Kirche" hätte Frauen verbrennen lassen. Wir lernen: Offenbar darf man über die Kirche in Österreich mittlerweile ungestraft und vom Medien-Mainstream unkritisiert jede Infamie verbreiten, während jede kritische Äußerung etwa über "die Syrer" oder "die Afghanen" von der Zadic-Justiz sofort verfolgt wird.

Wahr ist das Gegenteil von Koglers Rülpser. Zwar hat es insbesondere in der spanischen Inquisition schlimme Dinge und Morde gegeben, zwar haben sich daran auch Würdenträger der Kirche beteiligt. Aber Tatsache ist, dass der Papst – also der einzige, der für "die Kirche" sprechen kann – eigene Delegationen nach Spanien entsandt hat, um zu versuchen, die Spanier von den Inquisitions-Exzessen abzubringen. Tatsache ist, dass schon im 13. Jahrhundert Klerikern verboten worden ist, an Inquisitionsprozessen teilzunehmen. Tatsache ist, dass überhaupt keine Hexenverbrennungen durch die Kirche oder im Namen der Kirche dokumentiert sind, von denen Kogler offenbar spricht.

Zuletzt haben sich die Nazis in ihrer Hetze gegen die Kirche solcher verzerrenden Unterstellungen bedient. Schöne Gesellschaft, Herr Kogler!

Mehr als auffällig ist, dass fast gleichzeitig der rotgrüne Kampfsender ORF massiv an einer anderen Front in die Hetze gegen die Kirche verfallen ist. Er bringt in voller Breite mit einer Magazin-Sendung und sogar schon einem Vorbericht in der ZiB eine mehr als merkwürdige Story, von der jeder erfahrene Journalist die Finger lassen würde, weil sie einen mehr als seltsamen Geruch verbreitet.

Die Story in Kürze: Drei Brüder in bestem Mannesalter und offensichtlich bester Gesundheit sind auf den Gedanken gekommen, gegen Kirche, Gemeinde Wien und einen Orden Klage einzubringen, weil sie vor Jahrzehnten in einem kirchlichen Jugendheim schlecht behandelt worden seien.  Sie seien geschlagen geworden und hätten sogar bisweilen wegen schlechten Benehmens im Schweinestall schlafen müssen.

Wer nicht begreift, dass es da nur um Abkassieren geht, der begreift gar nichts (und ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit ORF-Redakteur).

Abgesehen davon, dass es nach Aussage des Ordens im betreffenden Heim gar keinen Schweinestall gegeben hat; abgesehen davon, dass noch vor wenigen Jahrzehnten Ohrfeigen ein (leider) bei der Mehrheit der Kinder von Eltern wie Lehrern bisweilen angewendetes Erziehungsmittel gewesen sind; abgesehen davon, dass in früheren Jahrhunderten ein gar nicht so kleiner Prozentsatz der Menschen unserer Breite in Ställen schlafen hat müssen: Tatsache ist, dass keiner jemals auf die Idee gekommen wäre, dass er deswegen noch viele Jahre später so traumatisiert ist, dass er trotz bester körperlicher Gesundheit nicht arbeiten kannund daher Anspruch auf Geld von anderen hat.

Nicht einmal bei der Zadic-Justiz wird es leicht sein, da einen Richter zu finden, der diese ganze Geschichte glaubt und den drei Herren die verlangten Geldbeträge zuspricht, weil sie wirklich nicht arbeiten könnten.

Das Kalkül dürfte freilich ein ganz anderes sein: Man hofft, dass Gemeinde und vor allem Kirche unangenehme Berichte in den Medien scheuen und daher freiwillig zahlen. Als Steuer- wie auch als Kirchbeitragszahler wird man daher gut aufpassen müssen, ob die drei "Arbeitsunfähigen" auf unsere Kosten mit ihren Forderungen durchkommen.

Freilich dürften die drei insbesondere das Verhalten der Kirche in den letzten Jahren gut beobachtet haben: Da wurde in den kirchlichen Kommissionen allzu bereitwillig jeder behaupteten Missbrauchsgeschichte geglaubt und ihre Erzähler mit Geldern belohnt. Insbesondere der Wiener Kardinal wollte damit Barmherzigkeit und Großzügigkeit demonstrieren. Er hat sich in seiner etwas weltfremden Art auch nicht vorstellen können, dass jemand Gschichteln erfindet, um dafür Geld kassieren zu können (Was nicht heißt, dass es nicht auch wirkliche und schlimme Missbrauchsfälle gegeben hat).

Die Kirche sollte aber auch in ihrem Verhalten zu den Grünen etwas klarsichtiger werden. Gibt es doch in kirchlichen Funktionärskreisen gar nicht wenige, die trotz des Kirchenhasses der Grünen mit diesen sympathisieren. Das hat einen offensichtlichen Grund: So manche dieser Funktionäre sehen in den grünen Weltuntergangsprophezeiungen und ihren Forderungen, sich bei allem und jedem zu kasteien, ein Spiegelbild christlicher Begriffe und Werte wie Fasten oder Apokalypse.

Völlig zu Recht hat Johannes Huber, einer der bekanntesten Naturwissenschaftler und Theologen des Landes, in Replik auf Kogler auf die üble und gar nicht so weit zurückliegende Vergangenheit der Grünen in Sachen Kindesmissbrauch hingewiesen. Diese hatten in dem einstigen grünen Star Cohn-Bendit einen Höhepunkt erreicht, der sich öffentlich seiner Lusterlebnisse mit sehr kleinen Mädchen berühmte. Es ist auch keinerlei saubere Aufarbeitung der vielen einschlägigen Übeltaten in den Kommunen während der 68er Jahre bekannt – und schon gar nicht durch die Grünen selber, die geistig und personell ja die direkte Fortsetzung jener Kommunarden darstellen.

Wir sollten aber nicht nur um unser Steuer- und Kirchenbeitragsgeld besorgt sein, sondern auch um die Zwangsbeiträge, die wir an den ORF zu zahlen haben. Denn dass der – de facto führungslos dahintreibende – Gebührensender eine solche Geschichte so breit bringt, ist einer der größten ORF-Skandale der letzten Jahre. Man vergleiche nur die Breite der Berichte über die durch Ohrfeigen noch Jahrzehnte später angeblich Traumatisierten einerseits mit der einstigen Nicht-Berichterstattung über die einstige – ebenfalls ein paar Jahrzehnte zurückliegende – Verwandlung von Kinderheimen der Gemeinde Wien in ein Bordell, in dem sich ein gemeindenaher Klüngel Kinder zu seiner sexuellen Belustigung liefern lassen konnte. Es braucht wohl keine lange Debatte, was da schlimmer gewesen ist (die drei durch Ohrfeigen Traumatisierten wagen wohlweislich nicht einmal verbal das Strafrecht ins Spiel zu bringen und haben sich lieber an das Fernsehen gewandt, statt irgendeinen Rechtsweg zu gehen).

Zurück zu den normal denkenden Menschen, der Mehrheit der Bürger in der Mitte, nach denen sich die ÖVP-Landeshauptfrau Mikl-Leitner orientieren will. Wenn Kogler das ablehnt, dann hat er, höflich ausgedrückt, ein sehr merkwürdiges Demokratieverständnis.

Mikl-Leiter kann man bei diesem Grundgedanken an sich nur zustimmen – jedoch sollte sich die ÖVP auch bewusst machen, dass sie viel besser dastünde, hätte sie auch sonst an die normal denkenden Menschen gedacht:

  • Zum Beispiel beim Thema Gendern, dem sie ja lange den Weg frei gemacht hatte, bevor erst jetzt das normale Denken wieder einzusetzen beginnt.
  • Zum Beispiel beim Thema ORF-Zwangsgebühren, bei denen sie eben erst jetzt mitgewirkt hat, alle Österreicher, einschließlich der bisher nicht zahlungspflichtigen Unternehmen zur Finanzierung des rotgrünen Propagandageschützes zu zwingen.

Jedenfalls sollte langsam auch dem letzten in der ÖVP klar geworden sein, dass die Grünen (zumindest bis zur – sogenannten – Wahl von Andreas Babler in der SPÖ) der schlechteste aller nur möglichen Koalitionspartner gewesen sind. Nur noch extreme Masochisten können es für erträglich finden, wenn eigene Spitzenfunktionäre vom Koalitionspartner als "präfaschistoid" bezeichnet werden.

Umgekehrt werden sich aber die ersten in der ÖVP zu fragen beginnen, ob nicht Johanna Mikl-Leitner eine bessere Alternative für die Bundesparteispitze wäre – oder ihr neuer Klubobmann Jochen Danninger, der in vielem das Steuer in die Hand genommen haben dürfte. Jedenfalls tut es gut, von Mikl-Leitner deutliche und in der ÖVP bisher unterdrückte Kritik daran zu hören, dass sich die EU in eine grüne NGO verwandelt. 

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