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Das Tabu-Thema: Die Benachteiligung der Männer

"Eine umfassende Frauenförderungsstrategie" hat die grüne Justizministerin Zadic angekündigt, samt "zahlreichen strukturellen Maßnahmen" – also auf Deutsch: samt zusätzlicher Ausgabe von Steuermitteln. Sie begründete dies so: Durch mehr Frauen in der Justiz würden Vorurteile abgebaut und die verschiedenen Lebenswelten stärker mitgedacht. Ein erzürnter Richter machte mich auf diese seltsame Ankündigung aufmerksam. Diese ist deshalb seltsam, weil es in der Justiz jetzt schon ein massives Übergewicht an Frauen gibt.

Noch mehr Frauen in die Justiz zu bringen, statt sich um mehr männliche Richter zu kümmern, bedeutet damit ganz eindeutig das Gegenteil dessen, was Zadic als Schlagwort verkündet hat: "Diversität stärkt Justiz". Dadurch, so die Ministerin, würden die verschiedenen Lebenswelten stärker mitgedacht. Was an sich stimmt. Aber Zadic tut das Gegenteil.

Angesichts eines Frauenübergewichts in der Richterschaft bedeutet die Zadic-Ankündigung einer "umfassenden" Frauenförderung – zumindest wenn man die langjährige Mitarbeiterin von Peter Pilz ernst nimmt – das Ziel einer monogeschlechtlichen Justiz. Dennoch habe ich in den Mainstream-Medien nie irgendeinen kritischen Text dazu gelesen. Dort dürfen ganz offenbar zum Geschlechterthema immer nur Texte erscheinen, die irgendwie eine schwere Benachteiligung der Frauen zu behaupten versuchen.

Die wirklich schweren Benachteiligungen der Männer werden aber weder von Medien noch von der Politik in irgendeiner Weise thematisiert: Das reicht von der nur für Männer geltenden Pflicht, einen Militär/Zivildienst zu absolvieren, über das noch auf viele Jahre höhere Pensionsantrittsalter für Männer, bis zur Tatsache, dass Männer eine deutlich niedrigere Lebenserwartung haben. Dabei kann es lediglich beim letztgenannten Punkt möglicherweise eine Mitschuld der Männer an ihrem Los geben. Aber auch da ist interessant, dass man unzählige Beiträge und Politikererklärungen findet, die eine angebliche Benachteiligung der Frauen in der Medizin beklagen, weil angeblich zu spezifisch weiblichen Problemen zu wenig geforscht würde, aber praktisch keine zu einer medizinischen Benachteiligung der Männer.

Warum herrscht in Politik wie in Medien eine solche Schieflage? Dafür gibt es im Grund drei Erklärungen:

  1. Frauen sind von Natur aus viel besser im Jammern, sie setzen auch des Öfteren ihre Tränen gezielt ein; während viele Männer von einer seltsamen Erziehung geprägt sind, die sich in dem Satz zusammenfassen lässt: "Männer weinen nicht".
  2. Oder es steckt dahinter das zynische Kalkül der Politik und Medien: Wir brauchen die Frauen als Wählerinnen und Zeitungskäuferinnen. Das hätte einen klaren Grund: Sowohl bei den Zeitungsabos wie auch bei der demokratischen Partizipation sind Frauen nämlich weniger präsent – ohne dass bisher gelungen wäre, der "Gesellschaft" daran Schuld zuzumessen.
  3. Oder es ist eine Folge des in Politik wie Medien stark angewachsenen Frauenanteils (wenngleich er dort noch nicht so stark ist wie bei Lehrern und Richtern). Vor allem konzentrieren sich Frauen in diesem Bereich zu einem hohen Anteil selbst wieder auf Frauenthemen, während es praktisch keinen männlichen Journalisten oder Politiker gibt, der sich akzentuiert mit Männerthemen befassen würde. Die Männer ziehen fast alle die klassische Politik, die Wirtschaft oder den Sport vor. Lediglich im Kultur- und Chronik-Bereich gibt es ähnliches Interesse zwischen Männern und Frauen.

Möglich, ja wahrscheinlich, dass alle drei Aspekte zutreffen.

Warum es speziell bei Richtern und Lehrern einen so hohen Anteil an Frauen gibt, ist jedem klar – vor allem den dort tätigen Frauen –, aber es laut auszusprechen, gilt raffinierterweise schon wieder als frauenfeindlich. Dabei ist es eigentlich ein durchaus ehrenvolles Motiv: Diese beiden Berufe sind weitaus am leichtesten mit Familie zu vereinbaren. Und bei sämtlichen Umfragen (auch) unter Jugendlichen halten es Mädchen wie Burschen für richtig und wünschenswert, dass sich die Frauen primär um den Nachwuchs kümmern und die Männer primär ums Geldverdienen.

Eine Fülle von Beobachtungen beweist, dass auch im wirklichen Leben der Richter-, wie auch der Lehrerberuf viel mehr einer Teilzeittätigkeit ähnelt als die meisten anderen Berufe, auch wenn es die dortigen Gewerkschafter nie zugeben würden.

Tatsache ist aber, dass heute 57 Prozent der Richter weiblich sind, beim Nachwuchs sogar 65 Prozent; dass bei den Lehrern 72 Prozent weiblich sind, und bei den Volksschullehrern sogar über 90 Prozent.

Aber die Zadics dieses Landes geben weiterhin Geld (der Steuerzahler aller Geschlechter) aus, um den Frauenanteil weiter zu heben. Die männliche "Lebenswelt" muss offenbar in der Justiz bald gar nicht mehr mitgedacht werden.

Zadic-Anhänger können all diesen Fakten nur einen einzigen Justiz-Bereich entgegenhalten, wo Männer noch in der Überzahl sind (wenn man von den befehlsempfangenden Justizwachebeamten absieht). Das sind die Leitungsfunktionen. Also hat Zadic doch zumindest in einem Teilbereich recht? Nein, denn ganz abgesehen von der massiven Frauen-Überzahl beim heutigen Nachwuchs, der sich binnen weniger Jahre wohl auch weiter "oben" auswirken wird, ist da Zadic auch sonst einiges entgegenzuhalten:

  • Erstens, das deutet die Ministerin auch selber an, "wagen" Frauen seltener, sich für Führungspositionen zu bewerben. Zadic geht freilich nicht mehr der Frage nach, warum das so ist. Vieles deutet nämlich darauf hin, dass viele Frauen nicht ganz zu Unrecht insgeheim fürchten, bei "höheren" Funktionen dürfte es aus sein mit dem Charakter der Teilzeitbeschäftigung. Dass es dann nicht mehr möglich sein wird, den Großteil des Arbeitstages daheim mit den Kindern beim "Aktenstudium" zu verbringen.
  • Wovon zweitens schon überhaupt niemand zu sprechen wagt, ist der Umstand, dass dort, wo Führungspositionen nicht vom Minister besetzt werden, sondern von richterlichen Gremien wie bei diversen Beförderungen, eigentlich nur die bisherige Leistung, die Fähigkeiten und das Engagement relevant sein sollten (zu denen im Idealfall jedenfalls auch die Menge der im Gerichtsgebäude verbrachten Zeit gehört). Die Leistung könnte aber vielleicht dann eher unterdurchschnittlich sein, wenn jemand den Beruf nur als Nebenbeschäftigung ansieht.

Bei den Lehrern müsste der Bildungsminister den Spruch der Frau Zadic von den unterschiedlichen Lebenswelten mindestens genauso ernst nehmen, also massiv für mehr Männer im Lehrberuf kämpfen. Aber mir ist keine diesbezügliche Initiative von Herrn Polaschek in Erinnerung. Das gilt insbesondere in Zeiten, da bedauerlicherweise viele Kinder nur mit alleinerziehenden Müttern aufwachsen. Da ist es vorsichtig ausgedrückt suboptimal, wenn sie dann auch in der Schule nur Frauen als Lehrer haben. Nie einen Mann kennenzulernen, an dem man sich reiben kann, der ihnen Grenzen setzt, dem man sich zum Vorbild machen kann, ist in vielerlei Hinsicht ganz schlecht vor allem für männliche Jugendliche. Aber Probleme der jungen Männer werden  ja in unserer Gesellschaft erst dann gesehen, wenn es zu spät ist. Etwa wenn sie im Gericht landen.

Freilich nicht auf der Richterbank.

PS: Zadic machte die oben angesprochenen Äußerungen zu einem erstmals (natürlich auf Steuergeld veranstalteten) "Tag der Richterinnen". Einen Tag der wirklichen Minderheit in der Justiz, also der männlichen Richter, hat sie nicht veranstaltet. Natürlich nicht. Und schon gar nicht einen Tag der jahrelang von den Staatsanwälten zu Unrecht als Beschuldigte Behandelten. Übrigens: Auch die Staatsanwälte sind mehrheitlich weiblich.

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