Was macht mehr zornig: Europa oder Österreich?
21. Juni 2023 02:05
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 7:30
So viel Empörendes, Dummes und Infames passiert in diesem Land und in diesem Europa, dass in der gegenwärtigen Hitzewelle vor der Lektüre der folgenden Punkte die beruhigende Einschaltung einer Klimaanlage zu empfehlen ist, sofern vorhanden. Diese Hitzewelle ist in diesem Jahr zum Bedauern der Grünen und damit der Medien übrigens nach einem kalten, verregneten Frühling erst die erste. Umso mehr muss sie zelebriert werden. Da die Dummheit wahrscheinlich wirklich gleichmäßig verteilt sein dürfte, seien aus einer schier unendlichen Vielfalt jeweils fünf Beispiele aus dem Ausland (von Russland bis zum Papst, von der EU bis Bulgarien) und fünf aus Österreich herausgegriffen (von der Gewerkschaft über das Außenministerium bis zu den gleichgeschalteten Medien dieses Landes):
Zuerst zu dem, was außerhalb Österreichs in Europa derzeit ganz besonders zornig macht.
- Da ist an der Spitze zweifellos Russland zu nennen: Dort hat jetzt das Parlament offiziell beschlossen, dass Soldaten bei "geringen" Verbrechen nicht mehr bestraft werden. Ebenso wurde erst jetzt das Anwerben von verurteilten Straftätern zum Kriegsdienst, das ja schon länger passiert, legalisiert (wobei "legal" ein seltsames Wort in Zusammenhang mit Putin-Russland ist). Es gibt nur wenige Ausnahmen: Das gilt nicht für Terroristen und Extremisten (wie in Russland völlig friedliche Regimekritiker bezeichnet werden) und für jene, die Minderjährige sexuell belästigen. Für alle anderen schon: etwa Mörder, Diebe, Vergewaltiger. Das erinnert an dreierlei:
- Erstens an das Verhalten der russischen Besatzungssoldaten nach 1945 in Österreich,
- zweitens an die fürchterlichen Folterungen jener Ukrainer, die in russische Gefangenschaft geraten sind,
und drittens daran, dass es in Österreich noch immer rund um die FPÖ Menschen gibt, die ständig Russland verteidigen.
- Sehr bald danach fallen einem aber auch die empörenden Unsinnigkeiten ein, die in der EU ausgeheckt worden sind. So schwebt den grünen Die-Welt-neu-Erfindern in Brüssel und Luxemburg offensichtlich ein großer Austausch vor: Wölfe hinein, Kühe und Schafe hinaus. Denn während die von einer völlig überflüssigen EU-Richtlinie ausgelöste Wolfsplage europaweit und vor allem in den Alpenländern immer schlimmer wird, geht es jetzt den Kühen an den Kragen – weil sie durch diesen Kragen zu viel böse Gase ausatmen. Das gehorsame Irland hat in Befolgung der EU-Vorgaben bereits Anreize aus Steuergeldern ausgesetzt, damit Bauern ihre Rinder möglichst bald zur Planetenrettung töten. Das erinnert lebhaft an die vorchristlichen Stieropfer. Wir sind offenbar wehrlose Opfer der gegenwärtigen EU-Herrscher und ihrer Visionen: Keine Milch mehr, kein Käse, keine Steaks von irgendwelchen Rindern in Europa und schon gar nicht von Schafen. Diese müssen halt verstehen, dass ihr Lebenssinn in einer grünregierten Welt darin besteht, von den Wölfen möglichst grausam gerissen zu werden. Das sei ja gut für irgendein Gleichgewicht in der Natur.
- Noch einmal EU: Da fordert die Kommission jetzt eine Budgeterhöhung um gleich 66 Milliarden. Und begründet das mit den Folgen der Ukraine-Invasion und der sonstigen Migration. Beides scheint auf den ersten Blick tatsächlich etlichen Nachdenkbedarf auszulösen. Jedoch schaut man genauer hin, dann erkennt man einen neuen empörenden Etikettenschwindel: Unter dieser Überschrift finden sich beispielsweise auch neue, zusätzliche Gelder für "grüne Technologien", für die EU-Verwaltung selber und für die Türkei (wegen der Flüchtlinge aus Syrien, das ja nicht zuletzt aus Verschulden der Türkei und deren Unterstützung für die Islamisten in eine Kriegskatastrophe geschlittert war). Die Empörung darüber löst viele Fragen auf:
- Ist es der EU-Kommission eigentlich verboten zu sparen, statt ständig immer nur nach unserem Geld zu gieren?
- Wieviel Geld könnte man einsparen, wenn man jenen Drittweltländern alle europäischen Mittel streicht, die sich weigern, illegal nach Europa gewanderte Bürger zurückzunehmen?
- Warum haben EU-Abgeordnete eine viel luxuriösere Alterspensions-Regelung als etwa die österreichischen Nationalratsabgeordneten (für die es seit Schwarz-Blau I. überhaupt kein gesondertes Pensionsstatut mehr gibt)?
Man fragt ja nur.
- Wechsel zum Papst: Er hat jetzt ein Papier schreiben lassen, um den etwas ratlos gewordenen Synoden-Prozess in die Zielgerade zu bringen. Da steht viel Kluges drinnen. Aber in einem Kernstück macht Franziskus fassungslos: Er setzt demonstrativ "queere" Menschen – also Schwule aller Art bis hin zu den sogenannten Trans – und jene, die "in Vielehen leben", gleich mit jenen Mitmenschen, die sich etwa bemühen, gute Väter, gute Mütter zu sein. Diese sind bisher von der Kirche, von allen bisherigen Päpsten, von fast allen Priestern als vorbildlich hingestellt worden. Jetzt macht der Mann aus Argentinien mit einem Federstrich diese katholische Identität kaputt. Die Evangelikalen werden sich freuen, da viele Menschen mit einer queeren Vielehe-Kirche wenig anfangen können. Und noch mehr werden sich hierzulande die Moslems freuen, die gerade mit ihrer scharfen Verurteilung von Schwulen&Co in unseren Schulen schon recht erfolgreich bei Mitschülern missionieren.
- Noch ein interessanter Querbezug zu Österreichs Justiz. Diesmal aus Bulgarien. Dort ist der Generalstaatsanwalt jetzt abgesetzt worden, weil er viele Oligarchen geschützt hat, die von einigen westlichen Staaten als korrupt enttarnt worden sind. Erst ein mühsamer Justizreformprozess hat es möglich gemacht, dass dessen Absetzung möglich geworden ist. Interessante Lehre für Österreich: Genau so einen, also dem Parlament nicht wie ein Minister verantwortlichen Ein-Mann-Generalstaatsanwalt wollen die Linksparteien für Österreich, der dann außerhalb jeder Kontrolle Allmacht übt. Was immer problematisch ist, selbst wenn sich der absolute Generalstaatsanwalt mehr um Objektivität bemühen sollte als die jetzige Korruptionsstaatsanwaltschaft.
Jetzt wechseln wir zu einer Auswahl an jenen Dingen, die einem bei österreichischen Vorgängen die Zornesader schwellen lassen.
- Erster Anlass, zornig zu werden, waren die Berichte vom Gewerkschaftsbund-Kongress. Dort konnte man einen SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler erleben, der gezeigt hat, dass er noch viel tieferen Prolo-Slang kann, als man bisher zu hören bekommen hat. Der also die SPÖ wacker weiter nach unten führen will. Dabei haben wir aber auch ein so realitätsfremden Forderungspaket der roten Gewerkschafter – die "kein Blatt" von der SPÖ trennt – hören dürfen, dass einem nur noch der Mund offen bleibt. Am unverfrorenensten ist wohl die Forderung, in Zeiten, wo wirklich jeder Arbeitswillige einen Job bekommt, das Arbeitslosengeld von 55 auf 70 Prozent zu erhöhen. Das zeigt: Sie wollen ja gar nicht mehr die arbeitenden Menschen vertreten, sondern primär jene, die nicht arbeiten wollen.
- Die Unesco tagt und dabei geht es nicht zuletzt um den Bau des Hochhauses zwischen Konzerthaus und Stadtpark, der von so vielen Wienern – zumindest den kultur- und weniger den geld- oder korruptionsinteressierten – vehement abgelehnt wird und der Wien den Status eines Weltkulturerbes zu kosten droht. Doch was geht da im Außenministerium vor sich, das Österreich bei der Unesco vertritt? Für diese ist auf österreichischer Seite ein bekannt SPÖ-naher Diplomat zuständig. Und er will "behutsam" im Interesse der Gemeinde Wien bei der Unesco intervenieren, erfährt man im "Kurier". Der eigentlich aus der ÖVP stammende Außenminister erlaubt ihm das offensichtlich. Was geht es den auch an, dass in Wien die ÖVP vehement gegen den Hochhausbau kämpft …
- Apropos Wien: Die erschütterndste Zahl über den Zustand der Stadt zeigt eine neue Vergleichs-Statistik. In Wien leben nur 19 Prozent der Menschen im eigenen Eigentum. Europaweit sind das hingegen 70 Prozent. In der Tat: In Wien hat der eigentumsfeindliche Marxismus schon längst gesiegt. Denn Eigentümer würden der Staatsmacht gegenüber viel selbstbewusster auftreten. Das sei ja nun wirklich verhindert …
- Ausgerechnet die APA, also eine eigentlich – zumindest theoretisch – zur Objektivität verpflichtete Nachrichtenagentur, benimmt sich schon wie die russischen Medienbehörden, die den Journalisten vorschreiben, wie sie einen Krieg zu nennen haben. Mit einem Vokabular, das wie ein wörtliches Zitat aus dem grünen Parteiprogramm klingt, hat die APA vor einigen Tagen einen "Klima-Kodex" als "Richtlinie" für eine "angemessene, klare und konstruktive Berichterstattung über die Klimakrise" präsentiert und die Medienhäuser zur Unterzeichnung aufgefordert. Die von allen Medien finanzierte, aber auf der Eigentümerseite vom ORF dominierte Agentur entblödet sich nicht zu beteuern, dass diese "Leitlinien" eh nicht verbindlich seien, sie kündigt aber gleich an, dass es bei "Fehltritten" und "Verstößen" Konsequenzen geben werde. Alles klar – so wie halt ein Krieg eine "Militärische Spezialoperation" ist.
- Noch zwei Beispiele zu den Medien, wie sie die Leser mit ihrer radikalen ideologischen Einseitigkeit vertreiben: Die Kronenzeitung (jenes Blatt, das überhaupt den größten absoluten wie relativen Leserverlust seit der Jahrtausendwende hinnehmen musste) hat jetzt die sogenannte "Klimaaktivistin" Schilling als Kolumnistin gewonnen. Und zu Pfingsten haben mehrere Zeitungen fast gleichlautend (also zweifellos ebenfalls von der APA übernommen) zu einer "Großdemo" in Salzburg gegen die Bildung einer schwarz-blauen Landesregierung aufgerufen, veranstaltet von mehr als zwanzig "zivilgesellschaftlichen Organisationen" (das ist das neue Tarnwort für linksradikale Minivereine, mit denen Journalisten diesen elegant eine Relevanz zuzuschieben versuchen). Abgesehen davon, dass es niemals Aufgabe unabhängiger Medien sein sollte, zu einer Demonstration aufzufordern, war ihre Berichterstattung nach der "Demo" noch blamabler: Nirgendwo war ein Hauch von Reue oder Kritik zu lesen, dass das mit "Groß" eine peinliche Totalübertreibung gewesen ist. Denn es haben maximal 1200 Menschen teilgenommen! Einen ehemaligen Zeitungs-Journalisten schmerzt es schon sehr, dass die vom Internet und dem ORF mit seinen Privilegien ohnedies schwer bedrohten Zeitungen ständig auch noch selbst die eigene Glaubwürdigkeit schwer beschädigen. Und dass sich die Medien dann auch noch wundern, dass das Vertrauen in sie, ihre Unabhängigkeit und Objektivität wie ein Stein nach unten stürzt.
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