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Auf nach Amerika (statt nach China)

Es klingt aufs Erste erstaunlich: Die europäische, vor allem die deutsche Wirtschaft zieht es nach Nordamerika. Auf den zweiten Blick wird klar: Die Unternehmen interessiert es nicht, ob der nächste US-Präsident Biden oder Trump oder DeSantis heißt. Viel wichtiger ist die Sicherheit der Rahmenbedingungen, also ob die gesetzliche Regulierung zurückhaltend und verlässlich ist.

Volkswagen baut ein Batteriezellwerk in Kanada sowie eine neue Fabrik in Columbia und schiebt die Entscheidung über ein lange erwogenes viertes Zellwerk in Europa weiter auf; BMW geht nach Spartanburg; Siemens nach Lexington; Ziehl-Abegg nach Geensboro; Aurubis nach Richmond; Linde nach Beaumont.

Nordamerika ist attraktiv geworden – obwohl weder die USA noch Kanada Billiglohnländer sind. Dabei war die Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte lange das weitaus wichtigste Motiv, Fabriken im Ausland zu errichten, ob das nun China, Süd- und Südostasien oder Länder am Rand des Mittelmeeres waren.

Gewiss wird die Lohnhöhe auch weiterhin ein Faktor bleiben. Doch die Unternehmen scheuen davor zurück, allzu viel Kapital in Ländern der Dritten Welt zu binden. Sie ziehen es zunehmend vor, dorthin nur verlängerte Werkbänke zu transferieren – oder Aufträge an Zulieferer. Muss man doch in etlichen Staaten immer wieder mit grundlegenden politischen oder rechtlichen Änderungen rechnen. Populistische Regierungen behandeln ausländische Unternehmen schlechter als die heimischen. Vielerorts spielt auch Korruption eine größere Rolle als in Nordamerika oder Europa. Gleichzeitig macht die EU die Unternehmen auch verantwortlich für soziale und ökologische Standards in der Dritten Welt. 

In China wiederum sind nicht nur die Gehälter rasch gestiegen. Dort wird auch die Überalterung spürbar. Seriöse Langfristplanung muss bei China wegen seiner engen Liaison mit Russland, wegen seiner militärischen Großmachtsucht, wegen seiner Drohungen gegen Taiwan mit Konflikten und Sanktionen rechnen.

Aus Europa werden viele Betriebe durch die rapide wachsenden Überregulierung und die hohen Kosten des Sozialsystems vertrieben. Bleiben oft nur noch die USA. Deren zusätzliche Attraktivität  liegt in den massiven Investitionen, die dort zur Erneuerung der Infrastruktur und im Zuge der Klimapolitik aus Steuermitteln erfolgen.

Zweimal Klimapolitik: In Europa bedeutet sie eine Fülle von Verboten und Kosten, in den USA eine Fülle von Subventionen. Kein Wunder, wie sich die Investoren entscheiden.

 Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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