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Das, was Frankreichs Präsident Macron unter der verzweifelten Überschrift "Pensionsreform oder Staatspleite" wider alle Massenproteste eines revolutionsaffinen Volkes durchzuziehen versucht, was jetzt auch den Sanktus des Verfassungsrates bekommen hat, wäre eigentlich nach allen objektiven Vergleichsmaßstäben in Österreich genauso dringend. Nur wagt das hierzulande aus politischem Opportunismus niemand auch nur anzusprechen. Daher muss man in diesem Punkt Macron Anerkennung zollen, so sehr er auch zuletzt unter dem Stichwort "Anbiederung an China" außenpolitisch gepfuscht hat.
In Österreich herrscht vielmehr in allen Parteien die Überzeugung: Wolfgang Schüssel, der der Letzte gewesen ist, der ein paar Reformschrauben in die richtige Richtung gedreht hat, habe genau deswegen 2006 die Wahlen verloren. Das ist zwar nachweislich falsch. Faktum ist aber, dass das wirklich fast alle glauben. Und dass daher kein einziger relevanter Politiker die Notwendigkeit eines höheren gesetzlichen Pensionsantrittsalters zu thematisieren wagt.
Im Detail sind zwar die Pensionsrechtssysteme überall anders. Umso verblüffender ist aber die fast totale Gleichheit aller relevanten Daten in Frankreich und Österreich:
Der einzige Unterschied: In Frankreich gibt es politische Leadership, die sich trotz der wilden Proteste für das unumgänglich Notwendige einsetzt. Seit 2006 gibt es das in Österreich nicht mehr, also seit dem Ende von Schwarz/Blau-Orange. Bei keiner Regierung, bei keiner Partei. Dabei gibt es sogar einen Grund, warum das Pensionssystem in Österreich noch viel mehr reformbedürftig ist: In Frankreich erreichen die Menschen trotz des gesetzlichen Pensionsalters von derzeit 62 erst mit rund 67 Jahren die volle Pension ohne Abschläge, in Österreich deutlich früher.
Allerdings ist in Frankreich das Einkommen – also vor allem die Pensionshöhe – der Über-65-Jährigen höher als das Durchschnittseinkommen. Kein Wunder, dass die Menschen auf dem Pensionsantritt mit 62 bestehen: Bei so üppigen Pensionen brauchen sie das nicht, was sie durch längeres Arbeiten noch mehr bekämen.
In der Pensionsfrage geht es längst nicht mehr nur um die künftige Finanzierbarkeit des Rentensystems und des Staatsbudgets. Dabei ist schon das allein ein explosives Problem, selbst wenn man nicht einkalkuliert, dass die Lebenserwartung weiter ansteigt. Es geht vielmehr auch darum, dass wir jetzt schon deutlich zu wenige Arbeitskräfte haben. Und das wird sich von Jahr zu Jahr weiter verschlimmern, bis es ganz dramatische Formen erreichen wird. Nach einer Berechnung der Wirtschaftskammer wird der zusätzliche(!!) Mangel an Arbeitskräften im Jahr 2040 gegenüber der heute schon problematischen Situation rund 363.000 betragen. Allein in Österreich.
Absolut unvorstellbar, wie das Land dann noch funktionieren soll. Woher die Menschen nehmen, die Millionen Pensionisten pflegen? Woher die Friseure? Woher die Köche und Kellner, die versorgen? Woher jene, die die Pensionen erarbeiten?
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".