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Eine Gesellschaft, die keine Kinder mehr will

In Hungerzeiten der Geschichte haben die Menschen in ihrer Verzweiflung aus Mangel an Lebensmitteln des Öfteren das Saatgut aufgegessen. Das hat kurzfristig zwar manche Not gelindert. Im Jahr darauf war dann aber logischerweise die Katastrophe umso größer. Genau das geschieht heute auf einem ganz anderen, aber ebenso existentiellem Gebiet: Die Not an qualifizierten Arbeitskräften lässt die Wirtschaft immer lauter nach den noch nicht berufstätigen Müttern schreien. Deren Berufseinstieg mindert kurzfristig zwar manche Arbeitskräfte-Not. Er führt längerfristig aber zu einer immer schlimmeren Katastrophe: zu einem wachsenden Mangel an Kindern, die sozial, emotional und intellektuell der Zukunft gewachsen sind. Die von der frauengierigen Wirtschaft und den familienhassenden Linken angebotene "Lösung" verschlimmert das größte Zukunftsproblem unserer Gesellschaft nur immer noch mehr: Das ist die möglichst frühzeitige Abschiebung der Kinder gleich nach der Geburt in Krippen und Kindergärten.

Das ist ein völliger Irrweg angesichts der Tatsache, dass für Europa das demographische Aussterben ein größeres Zukunftsproblem darstellt als die Überschuldung von Staaten oder der Kollaps der staatlichen Rentenversicherung oder gar das angebliche "Verbruzzeln" des Planeten.

Für jene Linken, die Europas geistiges Erbe ebenso wie die Institution Familie hassen, stellt das freilich kein Problem, sondern eher einen Anlass zum Jubel dar. Sie sehen ja in der Übersiedlung islamoafrikanischer Massen in das sich von den Europäern, von den "Weißen" per Aussterben zunehmend leerende Europa ohnedies ein erstrebenswertes Ziel. Umso unverständlicher ist, dass sich auch christdemokratisch und konservativ geprägte Parteien nur sehr marginal mit dieser gigantischen Herausforderung befassen. Sie lassen sich von den offensichtlich nur noch zum Denken in Quartalsergebnissen fähigen und auf langfristiges Investieren völlig vergessenden Wirtschaftsverbänden die diesbezügliche Politik vorgeben, die da auf den Punkt gebracht heißt: "Frauen gehören an den Arbeitsplatz und sollen nicht zu viel Zeit mit den Kindern vertrödeln. Wenn schon welche zur Welt kommen, dann ab in die Krippe mit ihnen."

In Österreich hat sich zuletzt vor rund zwanzig Jahren eine Regierung mit diesem Thema befasst und ist der Mütterfeindlichkeit entgegengetreten. Nirgendwo gibt es noch ernsthafte Initiativen zu sehen, die die Arbeitsplatznot mit anderen Mitteln zu bekämpfen versuchen als mit der Verschickung der Mütter in die Arbeitswelt. Dabei gäbe es da eine Menge notwendiger Strategien. Das ginge etwa:

  • mit einer deutlichen Erhöhung des Alters, ab dem die Pension einen angenehmen Lebensabend ermöglicht; diese Erhöhung gegenüber einem im 19. Jahrhundert entstandenen System wäre auf Grund der Entwicklung von Gesundheit und Lebenserwartung zweifellos um fünf bis zehn Jahre möglich;
  • mit einem Transfer von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer der Dritten Welt (womit auch diesen sehr geholfen wäre!);
  • mit viel mehr globalen Freihandelsabkommen, die bei uns den Wohlstand sichern und den Migrationsdrang reduzieren würden;
  • mit einer deutlichen Verbesserung der finanziellen Unterstützung für Frauen in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder, vor allem, wenn sie mehr als ein oder zwei Kinder haben;
  • mit einer vollen Anrechnung der Kindererziehungszeiten bis zum 12. Geburtstag des jüngsten von mehreren Kindern auf die Pension;
  • mit massiven Wiedereinstiegshilfen für Mütter, die dann in den Beruf zurückkehren wollen (beziehungsweise ihre Arbeitgeber);
  • und mit einer Teilung aller zum Zeitpunkt einer eventuellen (und von immer mehr Frauen als durchaus realistische Gefahr erkannten) Scheidung von beiden Ehepartnern angesammelten Pensionsansprüche, damit geschiedenen Frauen keine Altersarmut droht.

Das Problem ist jedenfalls dramatisch und ruft nach multiplem Handlungsbedarf. Das zeigt sich auch an folgender Relation: Anfang der 60er Jahre entfielen auf einen Pensionisten noch rund 6 Beitragszahler – in wenigen Jahren werden es nur noch rund eineinhalb sein! Aber nur auf die Frauen zu gieren und dramatisch zu verkünden, dass eine Lücke von über 360.000 Arbeitskräften droht, wie es etwa die Wirtschaftskammer macht, ist halt ein bisschen zu wenig, um nicht zu sagen, feig.

Manche werden jetzt sagen: Die Diskussion solcher Ansprüche ist sinnlos, wenn nicht einmal die Gewerkschaften danach verlangen. Aber diese sind ja angesichts der demographischen Entwicklung längst ein irrelevanter Altverein geworden. Niemand braucht die Gewerkschaft, um anständig zu verdienen. Und an die Zukunft denken Gewerkschaften sowieso nie.

Es gibt aber immerhin doch zwei Länder, wo solche Diskussionen angesichts der Überalterung und der geringen Lust seit einiger Zeit sehr wohl geführt und ihr Ergebnis auch in der Realität umgesetzt werden:

  1. Das eine ist Ungarn, wo kinderreiche Familien vom Großraumauto bis zum Haus signifikante Unterstützung bekommen.
  2. Das andere ist Japan, wo es künftig deutlich mehr Kindergeld und bezahlte Elternzeit geben wird; wo Premierminister Kishida darüber hinaus Unterstützung für alleinerziehende Elternteile, höhere Löhne für junge Menschen und Hilfe bei den Ausbildungskosten angekündigt hat.

In Österreich müsste es vor allem auch darum gehen, dass Familien, die ihre Kinder selbst erziehen, nicht schlechter gestellt werden als jene, die ihre Kinder in ein staatlich gefördertes Kita-System abgeben (und die nebenbei auch noch doppelt verdienen, also die Förderung weniger brauchen, aber in einer grotesken Verzerrung des Wohlfahrtsstaates dennoch mehr bekommen als die Selbsterzieher).

Dabei muss es vor allem um die ersten drei oder vier Lebensjahre gehen. Für diese Zeit zeigen zahllose Studien, dass die familiäre Erziehung viel besser für die Kinder ist, dass die Fremdunterbringung für viele Kleine verunsichernden Stress bedeutet. Dass während der ersten Jahre bei der Familie aufwachsende Kinder (auch später) psychisch, emotional und sozial ausgeglichener und stabiler sind; dass sie bessere Schulergebnisse erzielen. Hingegen verzichten Frauen, die ein Kind in Fremdunterbringung haben, dann viel häufiger auf zweite und dritte Kinder.

Im Übrigen ist die Behauptung eine der größten Geschichtslügen, die aber dennoch immer wieder verbreitet wird, dass Familien ohnedies schon so stark gefördert werden. In Wahrheit subventionieren Familien ganz massiv die Kinderlosen, wenn man die Geldflüsse über die ganze Lebenszeit rechnet, auch wenn man die staatlichen Kosten für Kindergärten und Schulen einberechnet. Dieser jährlich mehrere Milliarden ausmachende Transfer von den kinderreichen zu den kinderlosen Familien würde erst dann ausgeglichen, würde jeder seine Pension selbst verdienen und nicht über das Umlageverfahren zu einem erklecklichen Teil von der nächsten Generation finanziert bekommen (oder wenn die Altersversorgung wie einst rein innerfamiliär erfolgen würde, wo dann jene halt Pech haben, die keine Kinder haben … ).

PS: Selbst sprachlich zeigt sich, wie wenig die Gesellschaft von kleinen Kindern versteht: Das wenigstens noch die Notwendigkeit von Geborgenheit ausstrahlende Wort "Kindergarten" wird immer öfter durch den aus dem Nordwesten kommenden Ausdruck "Kita" ("Kindertagesstätte") ersetzt. Wo die Kinder dann durch "Elementarpädagogen" gedrillt und nicht mehr durch "Kindergärtnerinnen" – oder einst noch familiärer, "Tanten" – umhegt werden.

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