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Das Umlernen fällt uns schwer: Denn neuerdings ist nicht mehr China, sondern Indien das einwohnerreichste Land der Welt. Das ist aber nicht nur ein Thema des Umlernens oder ein sportliches Kopf-an-Kopf. Das ist eine dramatische Änderung der globalen Relationen in Politik, Wirtschaft und Migration.
Die Bevölkerungsprognosen stehen auf viel festeren Beinen als etwa jene zum Wirtschaftswachstum, da viele künftige Mütter schon geboren sind – oder eben fehlen. Ergebnis: Die Inder sind im Schnitt um gewaltige zehn Jahre jünger. Am Ende des Jahrhunderts werden von ihnen mit 1.530 Millionen doppelt so viele leben wie in China mit 770!
Die wichtigste Frage bleibt freilich offen, ob ein schrumpfendes China friedlicher wird. Zwar zeigen viele Studien, dass junge Völker meist gefährlicher sind als alte. Aber zumindest heute ist das junge Indien viel friedlicher als das ältere China. Und das schwer überalterte Russland führt gar blutige Aggressionskriege.
Umso eindeutiger sind Aussagen über die Wirtschaft: Es ist eindeutig Folge der Demographie, dass Chinas Wachstum seit mehr als zehn Jahren tendenziell sinkt, von den einst zweistelligen Prozenten weit entfernt. Indien wächst heute etwa gleichschnell wie China. Und es wird künftig deutlich voranliegen. Weil es jünger ist, und weil es trotz aller Probleme eine stabile und rechtsstaatliche Demokratie ist.
Auch der Bildungsstandard lässt kluge Investoren immer öfter den Blick auf Indien werfen. Wenn die EU nicht mit debilen Lieferkettengesetzen den Handel abwürgt, sind europäische Einkäufer gut beraten, viel mehr in Indien (und auch Südostasien) auf Shopping-Tour zu gehen als in China: aus ökonomischen Motiven, aber auch um zu diversifizieren und sich nicht wie einst bei der russischen Energie von einer potentiell aggressiven Diktatur abhängig zu machen.
Am spannendsten ist aber das Thema Migration. Österreich und viele anderer Länder sagen zu Recht: Zuwanderung dürfe nicht von Schlepperbanden gesteuert werden, die bildungsferne Massen illegal nach Europa bringen. Gleichzeitig wissen wir aber, dass alleine Österreich mangels eigener Kinder jährlich(!) Zehntausende gut gebildete Migranten braucht. Und zwar dringend. Da ist das überbevölkerte Indien ein idealer Platz, um neue Mitarbeiter zu finden.
Aber ich sehe dort weit und breit keine österreichischen Anwerbebüros. Also werden weiter die Schlepper regieren.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".