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Österreich steuert auf einen Mangel an niedergelassenen Ärzten zu. Der grüne Gesundheitsminister Rauch hat mit dieser Aussage absolut Recht – abgesehen von dem kleinen, von ihm halt noch nicht bemerkten Detail, dass wir nicht darauf zusteuern, sondern längst schon drinnen sind. Das kann bereits locker jeder Zweite berichten, der einen Arzt sucht, speziell wenn das ein Kassenarzt außerhalb der Universitätsstädte sein soll. Aber selbst wenn wir uns mit Rauchs Erkenntnisstand begnügen, ist schockierend, wie wenig der Mann inmitten seiner ideologischen Tabuzonen imstande ist, daraus sinnvolle Gegenmaßnahmen abzuleiten. Denn Schlagwörter wie "Digitalisierung" oder "Vorsorge verbessern" hören wir schon seit Jahrzehnten, wenn irgendwo über das Gesundheitssystem debattiert wird. Diese sind aber ungefähr so hilfreich wie die vom ORF in Erfüllung seines öffentlich-rechtlichen Auftrags dauerbeworbenen homöopathischen Potenzmittel oder die vom bekannten Gesundheitsexperten Herbert Kickl angepriesenen Entwurmungsmittel.
Auch ein weiterer Vorschlag Rauchs löst das Problem nicht: Er will mehr "Primärversorgungszentren" haben. Dieser Vorschlag ist aber nur einer zur – ebenfalls dringend notwendigen – Entlastung der Spitäler und ihrer Ambulanzen. Mehr Ärzte gibt es dadurch aber natürlich nicht im Lande.
Der Ärztemangel ist heute schon das Zentralproblem des Gesundheitssystems. Das ist er vor allem dann, wenn wir an den übrigen Faktoren nicht schrauben wollen oder können: Nicht verändern (und hoffentlich Rauch auch nicht) wollen wir die ständig länger werdende Lebenserwartung, die aber natürlich auch mehr Gelegenheit gibt, krank zu werden und einen Arzt zu brauchen, sowie die immer mehr wachsenden Möglichkeiten der Medizin, früher Unheilbares zu behandeln. Und dort, wo wir theoretisch sehr Substantielles ändern könnten, wird das von den Linksparteien und einigen österreichischen und europäischen Höchstgerichten verhindert: Das ist der Millionenzustrom illegaler Migranten aus Afrika und Asien, der natürlich auch das Gesundheitssystem gewaltig belastet. Der aber praktisch überhaupt keine Ärzte mit sich führt.
Den klügsten Vorschlag zum Problemkreis Ärztemangel hat eindeutig Karl Nehammer in seiner sonst vielen anderen Problemen aus dem Weg gehenden großen Rede zur Lage der Nation gemacht: Österreich sollte alle Medizinabsolventen verpflichten, danach zumindest einige Jahre in Österreich zu arbeiten – oder die Kosten ihres Studiums zurückzuzahlen. Das würde sehr rasch den Ärztemangel komplett lösen. Das ist aber sofort von den Grünen brüsk abgelehnt worden.
Diese Katastrophe in Zahlen: Von den 15.483 Medizinabsolventen eines Jahres, die Österreichs Unis produzieren, sind 2850 dann rasch ins Ausland gezogen. Würden die alle dableiben, dann wären unsere Ärzte-Probleme binnen kurzem gelöst. Das gilt auch für den Fall, dass die deutschen Studenten dann lieber gleich daheimbleiben, sodass dann mehr junge Österreicher studieren könnten.
Aber für Grün wie Rot ist das Gratisstudium eine ihrer heiligsten (und für die Republik teuersten) Kühe. Woran auch die Tatsache nichts ändert, dass dadurch junge Arbeiter, die in diesem Alter längst arbeiten, das Studium anderer finanzieren müssen. Das müsste eigentlich jedem SPÖ-Menschen das Messer im Sack vor Empörung aufgehen lassen, der sich noch daran erinnern kann, dass seine Partei einst eine Arbeiterpartei gewesen ist.
Aber bald wird der Ärztemangel durch ein anderes Problem wohl noch übertroffen werden: durch den Mangel an Krankenschwestern ("Pflegern"). Denn in einem Anfall ihres schwachsinnigen Akademikerfimmels hat die Politik ja deren künftige Ausbildung auf universitäres Niveau gehoben. Weshalb es bald einige Jahre lang überhaupt keinen Nachwuchs geben wird. Nicht, dass wir bei den Krankenschwestern ein Qualitätsproblem gehabt hätten. Aber die Politik begeilt sich ja – einem internationalen Trend folgend – immer besonders gern daran, Ausbildungswege zu verlängern und zu akademisieren. Als ob dadurch automatisch etwa besser wird außer der abstrakten Akademikerquote im Land, die in Wahrheit nur Bildungsstatistiker interessiert. Und gleichzeitig hat die Belastung der Corona-Jahre etliche aus dem Beruf vertrieben.
Wen interessiert es da schon, dass die Gesundheitsbetreuung in diesem Lande in eine düstere Zukunft geht?